Versuch einer Diffamierung von Daniele Ganser

25. Mai 2024 | Veröffentlicht von , 5 Kommentare

… Grandios gescheitert

Der Verein Welthaus e.V. hatte Herrn Matthias Holland-Letz zu einem Vortrag eingeladen. Laut der Veranstaltungsankündigung [1] wollte er aufzeigen, wie extrem unseriös dieser Daniele Ganser ist, der genau eine Woche zuvor in Aachen aufgetreten ist [2]. Gemessen an dem Inhalt der Ankündigung kann man als Zuhörer der Veranstaltung nur sagen:

Das Ziel einer Verurteilung von Ganser ist grandios gescheitert.

Aber interessant war der Abend schon …, weil Herr Holland-Letz letztlich und vermutlich ungewollt eine große Ehrenbezeugung für Herrn Ganser abgelegt hat!
Die Aula im Welthaus war mit knapp 70 BesucherInnen gut gefüllt. Die eine Hälfte waren ‚die Guten‘, die andere Hälfte bestand aus den ‚Bösen‘, die Ganser unterstützen.
Der Referent, ein langjähriger Mitarbeiter beim Rundfunk (WDR) kündigte dann folgende Themenblöcke für seinen Vortrag an:
• was spricht für Ganser?
• was spricht gegen Ganser?
• welche Versäumnisse zum Ukrainekrieg gibt es in den [mainstream-] Medien?

Was (laut Holland-Letz) FÜR Ganser spricht

Es gab erstaunlicherweise ganz viel Lob für Herrn Ganser durch Herrn Holland-Letz. Hier einige der eindeutigen positiven (fast wörtlichen!) Aussagen:

  • Ganser war herausragend in seiner Ermittlung (in 2002) der verbrecherischen Rolle der NATO in Europa durch ‚Gladio‘ (in den 1980er Jahren)
  • Ganser war herausragend in seiner Rolle als Aufklärer im deutschsprachigen Raum über Dutzende von Kriegen [4] der USA und der NATO inklusive des völkerrechtswidrigen Krieges gegen Jugoslawien
  • Und Ganser hat auch völlig korrekt viele Hintergründe offengelegt, die dann 2022 [notwendigerweise] zum Krieg in der Ukraine führen MUSSTEN.

Bei letzterer Beweisführung ging Herr Holland-Letz soweit, minutiös Fakten aufzulisten, die allesamt jedem im Raum einsichtig machten [musste], dass Russland sich den immer stärkeren Einfluss der NATO/USA unmöglich hätte weiter gefallen lassen können.

Was (laut Holland-Letz) GEGEN Ganser spricht

Die Kritik an Daniele Ganser durch Herrn Holland-Letz lässt sich in drei Thesen zusammenfassen:

a) mangelnde AFD-Abgrenzung

Ganser distanziere sich nicht in immer und überall von der AFD. So würde er AFD-Aussagen, die Ganser inhaltlich teile, auch dann weiterhin als positiv sehen – obwohl erkennbar wäre, dass auch die AFD diese Aussagen positiv sieht. Wenn also die AFD „Frieden in der Ukraine“ fordert, dann verweigere Ganser die Distanzierung von dieser Forderung! [3]

b) falsches Zitieren

Ganser verwende in seinen Büchern immer wieder Zitate von Personen, wobei sowohl die Zitate als auch die Personen „fragwürdig“ seien.
Aus Sicht der kraz waren die im Vortrag vorgestellten Zitate tatsächlich merkwürdig bis schräg/falsch, aber durch die Kürze der Darstellung völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
Es wurde jedoch KEIN Beispiel durch Herrn Holland-Letz geliefert, in dem er nachwies, dass Herr Ganser SELBER schräge oder unsinnige Thesen vertreten habe! Soweit zur Qualität der Kritik!

c) Kontaktschuld

Ganser veröffentliche in Medien, die selber „fragwürdig“ seien und in denen andere ‚fragwürdige‘ und unseriöse‘ Personen schreiben würden.
Für die kraz ist diese Kritik durch Herr Holland-Letz schon fast witzig: schließlich ist er seinerseits langjähriges Mitglied einer Mediengruppe, die ihrerseits nachgewiesenermaßen tagtäglich wissenschaftlichen Unsinn und Hokuspokus verbreitet – nämlich die ‚religiösen‘ und ‚kirchlichen‘ Sendungen im WDR!
Und Herr Holland-Letz hat nicht einen Hauch an Kritik an dieser regelmäßigen Verbreitung von unwissenschaftlichem Hokuspokus SEINES Herkunftsmediums geäußert!

Welche Versäumnisse gibt es (laut Holland-Letz) in den [mainstream-] Medien?

Das Lob durch den Referenten wurde dann nochmal aufgewertet, als er zugestand, dass genau diese Informationen über die vielen Jahre durch die „seriösen“ Medien tatsächlich „viel zu wenig“ veröffentlicht wurden.
Spektakulär war die Auflistung von Aussagen zum Ukrainekrieg, die sicher den meisten ‚Guten‘ im Raum – aber selbst einigen der ‚Bösen‘ – unbekannt waren und die ein völlig anderes Verständnis des Ukrainekrieges erlauben, als es in der (manipulierten) Öffentlichkeit vorherrscht.

kraz-Anmerkung zu den Mainstreammedien

Es ist sicher stark verkürzt zu behaupten, dass die Mainstreammedien NICHTS berichtet hätten. Korrekt ist vielmehr: Es gibt durchaus immer mal wieder Berichte zu den genannten Fakten und wer sucht, der findet auch im Mainstream eigentlich alles …
ABER: Die Mainstream-Medien wurden zu einer Propagandamaschine (‚Gehirnwäsche‘) entwickelt, die den größten Teil der Bevölkerung systematisch in bestimmte Richtungen lenkt – und mindestens bei den nicht-staatlichen Medien sind es die Eigentumsverhältnisse dieser Medien, die die gewünschte Meinungsrichtung bestimmen – und erklärlich machen.

Endlich mal wieder eine offene Diskussion

An den Vortrag schloss sich ein einstündiges Frage-Antwort Verfahren an, dass erfreulich straff moderiert wurde, sodass die üblichen Selbstdarstellungen vermieden wurden und die im Raum nun mal real vorhandenen Widersprüche ziemlich klar zur Sprache kommen konnten.
Natürlich herrschte letztendlich kein Einvernehmen sondern die Positionen blieben gegensätzlich – aber endlich gab es mal wieder einen Dialog, den man als solchen bezeichnen konnte!
DASS das so war lag sicher daran, dass die Kritiker an der Mainstream-Medienlandschaft im Raum so stark vertreten waren, sodass das übliche Niedermachen diesmal nicht funktioniert hat!

Es gab dann noch eine klare Aussage von Herrn Holland-Letz, die den Veranstaltern gar nicht gefallen haben kann: Eine Frage lautete, ob es korrekt sei, die Auftritte von Ganser möglichst zu verhindern. Die Antwort von Herrn Holland-Letz war ein kristallklares „Nein“ zu solchen Behinderungen!
Dazu möchte die ‚böse‘ kraz die LeserInnen daran erinnern, dass aus dem Personenkreis der aktuellen Veranstalter vor EINEM Jahr genau diese Verhinderung einer Ganser-Veranstaltung mit aller Kraft durchsetzen wollten! (siehe dazu den kraz-Artikel)

Wie geht’s weiter?

Die kraz ist gespannt wie die angekündigten Nachfolgeveranstaltungen laufen werden. Hier nochmal der Hinweis auf die nächsten Termine [5], die hoffentlich auch wieder eine Gelegenheit darstellen, dass die seit der Coronapandemie zerstrittenen Lager wieder miteinander ins Gespräch kommen.
Zumindest bei dieser Veranstaltung ist es aber offensichtlich nicht gelungen, eine Diffamierung von Herrn Ganser umzusetzen. Bleibt abzuwarten ob auf den Folgeveranstaltungen auch Raum für beide Seiten und Raum für Diskurs und Austausch geschaffen wird.

Nachtrag (am 26.5.)

Mittlerweile hat auch Richard Gebhard einen Bericht zu der Veranstaltung bei der ‚Vereinigung der Verfolgten des Naziregies‘ veröffentlich. Die Überschrift des Artikel lautet Querfront für den Frieden?:
Gebhardt arbeitet in Aachen bei der VHS und für die staatlich finanzierte Organisation ‚Demokratie leben‘. Er ist ein Refernt der o.g. Vortragsreihe.

Anmerkungen

[1] Friedensforscher“ Daniele Ganser: Ein Medienstar und seine fragwürdigen Methoden, Referent: Matthias Holland-Letz
[2] Daniel Ganser in Aachen im Mai 2024 (folgt noch)
[3] Die AfD, Israel, Antisemitismus und die Muslime – Denkfehler und taktische Auslassungen bestimmen die Debatte
[4] Buch: Illegale Kriege, Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren: Eine Chronik von Kuba bis Syrien
[5] weitere Termine der „Guten“ gegen die „Bösen“:

Leser haben 5 Kommentare hinterlassen.

  • Helga Ebel hat kommentiert am

    Personen (hier die Herren Ganser u. Holland-Leitz)sind m. E. insofern von Bedeutung, als dass sie im öffentlichen Raum für Diskurs, Meinungaustausch, Debatte förderlich waren. Auch bei Friedensinitiativen kommt vor, vor lauter Bäumen den Wald nicht zu sehen. Der gemeinsame Nenner aller Teilnehmner im Saal ist Friedensssicherung. Da gilt als Kriteriun für Aktivitäten die einfache Frage: Was befördert, was behindert das Engagement für Frieden?
    Gleichschaltung, Unterstellungen, Ausgrenzen, Denk- und Sprechverbote sowie Stimmungsmache wie „unseriös“, „fragwürdig“,“umstritten“ usw. sind um des Friedens willen zu unterlassen. Das macht uns als Friedensbewegte unglaubwürdig. Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut
    wenn wir überzeugen wollen.

  • Lea Heuser hat kommentiert am

    Seid Ihr schonmal auf die Idee gekommen, dass es vielleicht gar kein Diffamierungsversuch war sondern der tatsächliche Wunsch, sich differenziert mit Gansers Positionen zu beschäftigen? Möglicherweise seid Ihr gar kein armes Opfer sondern wir haben den Dialog gesucht – auch wenn das nicht ins Weltbild passen mag.

    • Walter Schumacher hat kommentiert am

      Diese ‚differenzierte Beschäftigung‘ haben wir ja erleben dürfen, als Du/Welthaus die von der kraz shon vereinbarte Veranstaltung zur WHO gecancelt habt!
      Soviel zur ‚fairen Auseinandersetzung‘

      • Lea Heuser hat kommentiert am

        Das hat ziemlich wenig miteinander zu tun.

        • Jochen hat kommentiert am

          Diese jedwede Logik vermissende Antwort lässt einen fassungslos zurück – genauso wie die Behauptung, die Ganser-Veranstaltung wäre dem „tatsächlichen Wunsch entsprungen, sich differenziert mit Gansers Positionen zu beschäftigen“.

          Warum hatte man dann den polemischen & verunglimpfenden Veranstaltungstitel „‚Friedensforscher‘ Daniele Ganser: Ein Medienstar und seine fragwürdigen Methoden“ (man beachte die Anführungsstriche bei ‚Friedensforscher‘) gewählt?

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