kraz bleibt Mitglied im Welthaus

21. September 2024 | Veröffentlicht von , 4 Kommentare

Die Cancel-Culture ist nicht so stark wie befürchtet !

Der Aachener Friedenspreis hatte im April 2024 einen formalen Ausschlussantrag gegen die kraz gestellt. Auf der entsprechenden MV war die erste Beratung nach kurzer Aussprache auf die jetzige, außerordentliche MV vertagt worden.
Am Dienstag wurde nun auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über den Ausschluss der kraz aus dem Verein Welthaus beraten. Von den 20 Vereinen [1] im Welthaus waren 14 anwesend.
Nach einer 1 1/2-stündigen entsprechenden Diskussion ergab die Abstimmung ein 7 : 7. Damit wurde die notwendige 2/3-Mehrheit für den kraz-Ausschluss klar verfehlt.
Die kraz bleibt also Mitglied im Welthaus.

Der Ausschlußantrag

Seit längerem gibt es Widersprüche einzelner Gruppen im Welthaus zur Berichterstattung und wohl auch zu den politischen Positionen der kraz.
Der Aachener Friedenspreis hatte daher im April 2024 einen formalen Ausschlussantrag gegen die kraz gestellt (Antrag-AFP-ausschluss-kraz-welthaus).
Die kraz hat ihrerseits in einem ausführlichen Artikel ihre Position begründet.

Die Aussprache

Zuerst trug Dieter Spoo für den AFP-Vorstand nochmal die Begründung des Ausschlussantrags vor. Die zentralen Vorwürfe des AFP lauteten:

  • Leugnung der Klimakrise
  • Nähe zu Querdenken
  • positive Bezugnahme auf die AFD als Friedenspartei,
  • Leugnung des Hamas-Terrors vom 7. Oktober 2023,
  • positive und unkritische Bezugnahmen auf Putins Russland,
  • unwissenschaftliche Verteufelung von Impfungen
  • Verharmlosung bzw. Leugnung der Pandemie

Danach argumentierte Walter Schumacher für die kraz, dass die im Ausschlussantrag genannten Themen allesamt keine Satzungsverstöße der kraz seien. Er sehe aber sehr wohl erhebliche politischen Differenzen seitens des AFP zur kraz. Schumacher erläuterte dann, dass die kraz u.a. deshalb in den Welthaus-Verein eingetreten sei, um dort solche politischen Differenzen öffentlich diskutieren zu können.

Ausschluss ist nur möglich bei Verstößen gegen die Satzung

Nach den beiden Eingangsstatements gab es eine längere Aussprache aller anwesenden Gruppen über diesen Antrag.
Trotz wiederholter Bitten der kraz wurde seitens des AFP keine Verletzung von konkreten Satzungsregeln genannt, die einen Ausschluss hätten rechtfertigen könnten.
Letztlich drehte sich die Aussprache und Diskussion immer nur um die unterschiedlichen, gegensätzlichen politischen Ansichten, bspw. bei der Bewertungen der Maßnahmen während der Corona-Zeit, der Waffenlieferung an die Ukraine oder des Krieges in Gaza. Auch das Argument, die kraz würde ein rechts-offenes Narrativ verbreiten, wurde mehrfach von den Kritikern bemüht.
Letztlich betrafen die „Vorwürfe“ alle keine Verletzungen der Satzung oder des Zwecks des Welthauses, sondern sie zeigten nur, welche erheblichen Unterschiede/Gegensätze bei der Einschätzung politischer Fragen zwischen den Vereinen existieren.

Die Stimmung im Raum kippte völlig, als eine Gruppe, die Solidaritätsarbeit mit Südafrika macht, folgendes Argument einbrachte: „Wenn wir mit unseren Partnern hier im Welthaus auftreten würden und über die aktuelle Rolle Israels sprechen würden, dann würdet ihr uns als Antisemiten markieren und auch unseren Ausschluss fordern.“

Geheime Abstimmungen

Nach einer 1 1/2 stündigen Diskussion sollte es dann zur Abstimmung gehen.
Überraschend wurde da seitens der Kritiker der kraz beantragt, die Abstimmung ‚geheim‘ durchzuführen. Die kraz war verwundert, weil im Welthaus doch politische Vereine ihren Positionen kundtun – und es NICHT um die schützenswerten Interessen einzelner Privatpersonen gehen würde.
Die geheime Abstimmungen ergab ein ja/nein-Verhältnis von 7 : 7 was gleichbedeutend mit der Ablehnung eines Ausschlusses war, der mit 2/3 Mehrheit der abgegeben Stimmen hätte erfolgen müssen.

Als kraz finden wir die Offenlegung von politischen Positionen von Vereinen wichtig. Deshalb veröffentlichen wir hier, welche Vereine (mind.) während der Diskussion offen eine Entfernung der kraz aus dem Welthaus wünschten: AFP, VVN, BUND, ‚Commoning Spaces Network‘, ‚bluecloud Academy‘.

Politisches Ergebnis dieser außerordentlichen MV

  • Einerseits ist es der Verbleib der kraz,
  • andererseits aber auch das Offensichtlich-Werden erheblicher inhaltlicher, politischer Widersprüche zwischen den Vereinen im Welthausverein.

Hieraus ergab sich eine weitere Diskussion, wie denn der Verein Welthaus mit der offenkundig kontroversen Situation umgehen solle. Es gab dann folgende Vorschläge für das weitere Vorgehen:

  • Der AFP möchte, dass eine Schlichtungskommission aktiviert wird.
    Der Welthaus-Vorstand erklärte sich bereit, sich um diese Schlichtungskommission zu bemühen, damit diese die politischen Widersprüche klärt [!?!]
  • Die kraz möchte gemeinsame öffentliche Veranstaltungen der beiden politisch kontroversen Seiten zu den strittigen Themen organisieren.
    Sie bittet den Vorstand die Durchführung entsprechender Veranstaltungen im Welthaus zu unterstützen, damit die erkannten Konflikte „diskutierbar“ werden.

Berichte über diese außerordentliche Mitgliederversammlung

Am 18.9. erschien ein erster Hinweis zum Verbleib der kraz im Welthaus bei M. Klarmann (siehe beigefügtes Bild).
Fast zeitgleich erschien ein Text von Gary Evans mit dem Titel „Nachdem die Braunfäule einsetzt.“ Gary Evans ist „Managing Director“ des Vereins/Firma ‚bluecloud Academy‘, die erst bei der letzten MV im Welthaus aufgenommen wurde. ‚bluecloud Academy‘ bietet Sprachkurse an. Was deren politische Intentionen sein könnten ist unverständlich.

Anmerkung

[1]  Die ursprüngliche Zahl „27“ bezog sich offenbar auf die Anzahl der Mietergruppen im Haus. Es gibt aber nur 20 Mitgliedsvereine.

Leser haben 4 Kommentare hinterlassen.

  • Lea Heuser hat kommentiert am

    Lieber Walter,
    hier ein bisschen formale Klugscheißerei:
    Der WelthausAachen e.V. hatte zum Zeitpunkt der MV 20 Mitgliedsgruppen, Du hast wohl die reinen Mietergruppen mitgezählt. Inzwischen ist eine Gruppe ausgetreten und es sind damit nur noch 19.
    Es wurde mehrfach erläutert und begründet, dass die Satzung des Welthauses Kooperation und Toleranz unter seinen Mitgliedsgruppen und darüber hinaus fordert. Hieran wurde Anstoß genommen und darauf bezog sich der Ausschlussantrag, weil diese Toleranz und Kooperationsbbereitschaft seitens der Kraz fehlt – deutlich zu sehen auch daran, dass Ihr seit Jahren keinen Mitgliedsbeitrag mehr gezahlt habt, was ebenfalls zur Sprache kam.
    Die Beinahe-Eskalation der Versammlung geschah meiner Erinnerung nach an einem völlig anderen Punkt, das Statement der Aachen-Kapstadt-Partnerschaft hat nur für Verwirrunggesorgt. Der Stein des Anstoßes, den die Moderation dann aber sehr schnell abgeräumt hat, war eine Beschimpfung bzw. ein Kraftausdruck, der unabhängig von inhaltlichen Differenzen so natürlich nicht in Ordnung war.
    Die Bluecloud Academy bietet neben reinen Sprachkursen vor allem Kurse rund um Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit an, da ist der Welthausbezug also unstrittig. Das wurde auf den letzten beiden MVen auch mehrfach erläutert, Du hättest nur zuhören müssen. Aber die Gruppe ist kein Mitglied mehr, es besteht also keine Gefahr weiterer Konfrontationen.
    Und da ich auch nicht mehr Geschäftsführerin des Welthauses bin, halte ich mich in Zukunft aus Welthausthemen raus bzw. äußere mich zu diesen höchstens noch aus der Perspektive des Aachener Friedenspreis e.V., solange dieser Mitglied ist, oder als Privatperson. Die Ratten verlassen das absaufende Welthaus – viel Spaß damit!
    Gruß
    Lea

  • Robert Schwedt hat kommentiert am

    Auch wenn die 2/3tel Mehrheit verfehlt wurde, halte ich es doch schon für sehr bedenklich, dass die Hälfte für einen Rauswurf gestimmt hat.
    Demnach kann ich dem Jubel, dass die „Cancel-Culture“ doch nicht so stark ist wie befürchtet nicht wirklich teilen.

    @Lea Heuser
    „Es wurde mehrfach erläutert und begründet, dass die Satzung des Welthauses Kooperation und Toleranz unter seinen Mitgliedsgruppen und darüber hinaus fordert.“
    Interessant, von der Kraz wird „Kooperation und Toleranz“ gefordert, vom „Aachener Friedenspreis“ anscheinend jedoch nicht, denn, was für den einen gilt, sollte auch für den anderen gelten.
    Wobei ich den „Aachener Friedenspreis“ im Laufe der letzten Jahre zunehmend als sektiererisch empfinde.

    • Lea Heuser hat kommentiert am

      Der Aachener Friedenspreis e.V. handelt nach dem Grundsatz „keine Toleranz den Intoleranten“. Wir wünschen uns eine offene Gesellschaft. Diese sehen wir in Gefahr, wenn beispielsweise einem Autokraten wie Putin gehuldigt und ein feindseliger Tonfall wie hier in der Kraz gepflegt wird. Bekommen die Intoleranten zu viel Macht, ist es mit der Toleranz insgesamt schnell vorbei, deshalb endet Toleranz da, wo sie Denjenigen Räume schafft, deren Ziel der Abbau von Toleranz ist.

      • Robert Schwedt hat kommentiert am

        Wenn Putin ein „Autokrat“ ist, was ist dann Selenskyj?
        Also ich für meinen Teil konnte hier bei der Kraz noch keinen „feindseligen Tonfall“ erkennen oder eine „Intoleranz“.
        „keine Toleranz den Intoleranten“ bedeutet, dass man selbst intolerant ist oder es wird, wenn man anderen Meinungen genübersteht, die man nicht teilt, wodurch man eine Spirale der Eskalation in Gang setzt, die kaum noch zu stoppen ist und dazu führt das die Toleranz auf beiden Seiten verschwindet.

        „Bekommen die Intoleranten zu viel Macht, ist es mit der Toleranz insgesamt schnell vorbei, deshalb endet Toleranz da, wo sie Denjenigen Räume schafft, deren Ziel der Abbau von Toleranz ist.“
        Könnte man durchaus auch auf den „Aachener Friedenspreis“ anwenden, denn mir ist nicht bekannt, dass die Kraz einen Antrag gestellt hat, den aus dem Welthaus zu schmeißen, weil er eine andere Meinung als die Kraz vertritt.

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