Große Demo in Aachen gegen ‚rechts‘

26. Januar 2024 | Veröffentlicht von , Ein Kommentar

… mit der Aufforderung auf dem Frontbanner: „AFD-ler töten“

Copyright wdr1 [2]

‚AFDLERTÖTEN. NAZIS ABSCHIEBEN‘ so lautete wörtlich das Front-Transparent der sog. „Antifa-Jugend“, die am letzten Samstag in Aachen eine Demo angemeldet hatte und zu der knapp 10.000 TeilnehmerInnen gekommen waren.

Abgesehen von dem kleinen Teil der ‚Atlantifa-Jugend‘ kam die weit überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer aus klassisch-bürgerlichen bzw. links-liberalen Kreisen. Es waren größtenteils Menschen mit sicher sehr guten Absichten, gleichzeitig aber mit einer hohen Verdrängungsleistung bzgl. der aktuellen, realen Gewaltprobleme: auf der ganzen Demo gab es keinerlei Bezüge zu den deutschen Waffenlieferungen für die Kriege in Gaza und der Ukraine!

Das einzige Thema auf der Demo war „gegen Rechts“!

Dabei lag die enorme Mobilisierung sicher an den extrem zugespitzten (und tagelang fast wörtlich wiederholten) Berichten über eine Konferenz/Treffen in Potsdam im November, auf der – so die Unterstellungen – die Teilnehmer der Konferenz gesagt haben sollen, (alle?) Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland „deportieren“ zu wollen.

Zur Demo aufgerufen hatte eine bisher unbekannte ‚Antifa-Jugend‘ [1], die die Demo mit ihrem Transparent auch angeführt hatte und über das wir hier in der kraz berichten.

Berichterstattung in der Aachener Zeitung?

• Die Aachener Zeitung (AZ) hatte im Vorfeld zu Samstag sehr breit über die geplante Demonstration berichtete und dafür geworben.
• Am Montag danach hat die AZ in einem langen Artikel sehr positiv über diese – tatsächlich enorm große – Demonstration berichtet. In dem Bericht gab es ein Foto, auf dem in sehr exponiert das Banner der „Antifa-Jugend“ zu sehen war. Im Artikel selber wird auf den Mordstext des Banners nicht eingegangen. Er wird nicht mal erwähnt. Stattdessen werden ganz andere Banner- und Schildertexte zitiert, wie z.B. „Menschenhass ist keine Meinung“.
• Am Folgetag (Dienstag) gab es dann einen etwas kleinlauteren Artikel mit der Überschrift „Strafanzeigen nach Demo gegen Rechtsextremismus“ in dem der Inhalt des Spruchs problematisiert wurde. Da ahnte die AZ vermutlich schon, dass noch einiges an Kritik auf sie zukommen würde.
• Am dritten Folgetag (Mittwoch) gab es dann nur noch eine kleine Notiz, dass die „Ermittlungen nach Antifa-Demo“.
• Und am Donnerstag wird in einem ausführlichen Bericht und Kommentar die (unkommentierte!) Veröffentlichung der Mordaufforderung seitens der AZ schöngeredet. Man habe ja nur seine journalistische Dokumentationspflicht erfüllen wollen.
Dass die AZ aber den Inhalt des Banners in ihrer ersten Berichterstattung überhaupt nicht erwähnt, sondern nur das Foto abgedruckt hatte, darüber wird weiterhin einfach hinweg gegangen!

Details der Demo und zur Konferenz in Potsdam

Die Details der Demo am Samstag wiederholen wir hier nicht sondern verweisen auf den ausführlichen Bericht der AZ.
Auch für Spekulationen, die sowohl den tatsächlichen Ablauf des o.g. Treffens in Potsdam als auch die dort wirklich gemachten Aussagen angehen, ist die kraz das falsche Organ. Wer dazu der mehr zu lesen möchte, den verweisen wir auf entsprechende Artikel in den ‚Nachdenkseiten‚, ‚Telepolis‘, ‚Overtone‚, ‚linkezeitung‚ oder in ‚transition-news‚.

Eine Wortanalyse: Ist es ein Aufruf zum Mord?

Hierzu betreiben wir mal ein wenig Wortanalyse. Dazu übersetzen wir die einzelnen Teiltexte des Transparentes in lesbaren Buchstabenschrift und dann gibt es folgende Interpretationen:

1. „AfDler töten“: Die zwei Worte können bedeuten:
– AfD-ler töten andere Menschen oder
– AfD-ler sollten bitteschön getötet werden

2. „Nazis abschieben“
Dieser Satz hat nur eine Bedeutung, nämlich dass Nazis bitteschön aus Deutschland abgeschoben werden sollen. Bei diesem zweiten Teil des Transparentes besteht also keine Möglichkeit einer Doppeldeutigkeit oder eines Missverständnisses.
(Für aufmerksame Menschen stellt sich jedoch die Frage: WOHIN sollen diese Nazis eigentlich abgeschoben werden? Wem will die ‚Atlantifa-Jugend‘ denn diese Leute schicken – und sollen sich dann diese anderen Staaten um diese Nazis kümmern??)

3. Zwischen beiden Sätzen steht ein „Punkt“ und kein „Komma“. Das wiederum spräche für eine Trennung der beiden Satzinhalte.
Da man unterstellen darf, dass beide Kurzsätze von EINER Gruppe während einer kurzen Zeitspanne aufgeschrieben wurden, wird die mögliche Doppeldeutigkeit des vorderen Teils durch die kristallklare Eindeutigkeit des hinteren Teils zu einer EINDEUTIGEN Gesamtaussage verbunden:

==> Im Gesamtkontext des Transparentes steht die Aufforderung „AfD-ler zu töten“

Wenn es also wirklich zu einer Anklage kommen sollte, wird die deutsche Justiz vermutlich DIESEN einen ‚Punkt‘ nutzen, um die Atlantifa-Jugend doch noch ungeschoren davonkommen zu lassen. Aber wir werden ja sehen.

Die aktuelle Ungleichbehandlung von ’strafbewehrten‘ Aussagen

Inhaltlich ist diese Forderung schon eine Ungeheuerlichkeit. Wenn man dann noch berücksichtigt, was in der letzten Zeit bei den Gaza-Demos an Forderungen als ’strafbewehrt‘ verboten wurde, dann ist es bemerkenswert, dass weder die Polizei noch die Mitdemonstranten aus dem grün-bürgerlichen Lager diesen Spruch ohne jede Kritik einfach vorneweg laufen ließen!
Unsere Ansicht nach bestand zumindest der Verdacht einer Straftat, so dass die Polizei das Zeigen dieses Transparentes auf der Demo HÄTTE unterbinden MÜSSEN!
Ein Erklärungsansatz wäre, dass wir in der Zeit nach Corona tatsächlich, so wie es angekündigt wurde, in einer ’neuen Normalität‘ leben:
Dass nämlich durch den wiederholten Aufbau von Feindbildern in unserer Gesellschaft, die nahezu absolut dämonisiert wurden (Coronaleugner, Putinknecht, Antisemit…) und entsprechend angegangen wurden, einiges an Hemmungen abgebaut wurde, seinen Mitmenschen Schlechtes, ja gar den Untergang zu wünschen. Und deshalb hat niemand oder nicht ausreichend viele Teilnehmer Anstoß daran genommen und dann auch den Mund aufgemacht.
Ein Armutszeugnis, gerade für diejenigen unter den Teilnehmern, die sich schon länger mit politischen Themen, Menschenrechten und unserer Gesellschaft beschäftigen.

Ist der AZ wirklich nicht aufgefallen, dass da ein Mordaufruf war?

Wie oben erwähnt, hatte die AZ das Foto mit dem Mordaufruf am Montag in dem großen Artikel zentral platziert – und dabei keinerlei Kritik geäußert. Da darf man sich schon fragen, warum niemand in der Redaktion die Problematik realisiert hat – oder hat doch, aber wollte nicht …?
Jedenfalls steht hier noch eine klare Entschuldigung seitens der AZ-Redaktion aus. Die an den Tagen danach verschämt dokumentierten Hinweise auf staatsanwaltliche Aktivitäten entbindet die AZ-Redaktion nicht von dieser Verantwortung.

Noch ’ne Frage: Wieso eigentlich kein ‚Gendern‘ auf dem Transparent?

Das Transparent wirft noch eine weitere Frage auf: Ist „Gendern“ für die Szene unwichtig geworden?
Wieso steht dort ‚AFDLER TÖTEN‘ und nicht AFDLER*INNEN TÖTEN
Zumindest nach den üblichen Atlantifa-Umgangsformen hätte dort doch stehen müssen: „AfD-ler*Innen töten“.
Oder glauben die wirklich, dass bei der AfD ausschließlich Männer MitgliederInnen sind?
Oder wurde das Transparent garnicht von klassischen „Antifa‘ erstellt?
Wer könnte das sonst gewesen sein? Aber wir wollen hier mal nicht weiter spekulieren …

Anmerkungen

[1] Die Aachener Atlantifa hatte sich in der Coronazeit und bei den Demos des Bündnisses „Diplomatie statt Waffen und Sanktionen“ ja vielfach schon als Stöhr-Abteilung hervorgetan. So z.B. als sie alle Kritiker der Corona-Maßnahmen generell als Nazis und Antisemiten niedergeschrien hat. Oder als sie auf einer ‚Kundgebung gegen Waffenlieferungen an die Ukraine‘ einen Song mit dem Refrain abspielten: „Querdenker, klatschen, Querdenker klatschen, jetzt weis ich was ich will – ich will Querdenker klatschen“ abspielten. (siehe hierzu den kraz-Artikel vom 29.1.24, dort angeführt unter Anmerkung 1)

[2] Bildquelle aus wdr1 – Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Anti-AfD-Plakat )

Leser haben Ein Kommentar hinterlassen.

  • „Abgesehen von dem kleinen Teil der ‚Atlantifa-Jugend‘ kam die weit überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer aus klassisch-bürgerlichen bzw. links-liberalen Kreisen.“
    Immerhin liefen diese „klassisch-Bürgerlichen“ bzw. „links-Liberalen“, denen ich seit „Corona“, PLandemie und Great Reset nicht mehr über den (sprichwörtlichen…) Weg traue, hinter der Nazantifa-Jugend mit ihrem unsäglichen Banner her, womit sie doch eine gewisse Zustimmung bekunden – ich wäre da aus Protest nicht mehr mitgelaufen… wenn man doch gegen Rechts ist…
    Erinnern wir uns an frühere Demos, als das hirnsedierte Volk nebst Politikern(vor allem linke!) empört geäußert haben, dass sie auf keinen Fall auf Demos gehen, bei denen auch „Rechte“ und „Nazis“ mitlaufen, was damals -im Gegensatz zu heute- eher nicht der Fall war…
    Und über das völkische Blatt gibt’s nichts weiter zu sagen – Walter hat’s wie immer gut beschrieben und analysiert, danke dafür!
    „Menschenhass ist keine Meinung“ – das trifft uneingeschränkt auf die jugendliche Staatsantifa zu, satt-grün hinter den Ohren… Bald können sie zeigen, was sie draufhaben, der Krieg kommt gefährlich näher: „Der Abschuss eines Transportflugzeugs des russischen Militärs vom Typ Il-76 durch eine US-Patriot-Rakete“ könnte weitreichende Folgen haben“.
    https://www.sicht-vom-hochblauen.de/der-abschuss-einer-il-76-durch-eine-us-patriot-rakete-koennte-weitreichende-folgen-haben/

Bitte bleibe mit Deinen Kommentaren sachlich und respektvoll.

Kommentarregeln:

An jedem Artikelende gibt es eine Kommentarfunktion. Diese ist für 6 Tage nach Erscheinungsdatum freigeschaltet, danach ist die Kommentarmöglichkeit geschlossen.

Richtlinien für die Kommentare:

  • Rechte Hetze in den Kommentaren wird nicht geduldet.
  • Keine Beleidigungen, bleibt sachlich.
  • Bitte keine Abhandlungen oder sinnfreie Texte schreiben, fasst euch kurz
    (maximal ca. 2500 Zeichen)
  • Bitte nur relevante Inhalte posten.
Der Administrator behält sich vor, Kommentare die sich nicht daran halten zu löschen.