Ein kommentierender Artikel zur „Querfront“-Veranstaltung
16. Juli 2024 | Veröffentlicht von Peter Blaszyk, Keine Kommentareunseres Korrespondenten Peter Blaszyk
Der Artikel zur Querfrontveranstaltung am 27.6. hat doch zu vielen schriftlichen Reaktionen unserer Leserschaft geführt. Nach deren Sichtung und einigen Tagen des Nachdenkens hat unser Korrespondent in die Tasten gegriffen, um aus seiner Sicht die Funktion der Veranstaltung, insbesondere aber die Rolle des Vortragenden zu beleuchten.
Ein als Werkzeug genutzter Überzeugungstäter – oder nur eine bezahlte Zecke?
Entscheidend ist „was hinten rauskommt“ (Helmut Kohl). Und da sind die Teilnehmer des Vortrages am 27.06. im Welthaus unterschiedlicher Meinung. Und die Diskutanten nach dem Vortrag waren es auch.
Für die Einen ist Klarmann ein seit Jahrzehnten bewährter, die rechte Szene selektierender, mutiger Berichterstatter, der viele nützliche Hinweise gegeben hat – zeitweise unter massiven Androhungen und Gefahr für Leib und Leben – und damit Aktionen gegen Rechts eingeleitet bzw. erst möglich gemacht hat.
Für die Anderen ist er, bei unbestrittenen früheren Verdiensten, heute ein gefährlicher Spalter der Linken, der die Bewegung im Ergebnis lähmt.
Zu Letzteren gehört wohl der kraz-Berichterstatter über die Veranstaltung am 27.6..
Seit 5.000 Jahren ist die Taktik des Spaltens bei den Herrschenden bekannt.
Konfuzius hat bereits darüber sinniert. Die griechische Mythologie kennt die Stärken der Strategie. Die Römer haben sie weiterentwickelt und unter dem heute bekannten Slogan „divide et impera“ bekannt gemacht. Machiavelli hat perfektioniert. Selbstverständlich nutzen die Dienste in allen Ländern diese Methodik. Alles andere wäre unprofessionell. Kurz zusammengefasst: man suche sprachbegabte Selbstdarsteller, Egomanen, Psychopaten, korrupte Anführer oder Dogmatiker (im besten Fall in Kombination) und fördere diese nach Kräften. Im Idealfall erreichen diese eine herausragende Position. Oder sie sind in der Lage so viel Zwietracht zu säen, die über die Spaltung des Feindes zur Marginalisierung und damit Kampfunfähigkeit führt.
Diffamierung wird gern auch staatlich „gemacht“
Eigentlich müsste jedem/jeder politisch Aktiven die Strategie bekannt sein. Trotzdem können schwarzgekleidete Jungrenitente sowie neuerdings auch bildungsbürgerlich auftretende ältere Damen – mit hehren Zielen und mit ruhigem Gewissen – in den Kampf gegen seit Jahrzehnten aktive Humanisten – diffamiert als „Staats-/Demokratiefeinde oder Pandemietreiber“ – geschickt werden. Als linke Humanisten bekannte Aktivisten werden als Nazis, Faschisten oder Covidioten beschrieen.
Das ist schon eine anerkennenswürdige Leistung der Dienste und ihrer Helfer. Für Profizecken der Dienste als Folge einer guten Schulung, einem stetigen Geldfluß und reichhaltiger Erfahrung ist das Ergebnis ihrer Bemühungen allerdings keine hohe Kunst.
Abwägungen …
Aber gehört Herr Klarmann wirklich zu einer führungsoffiziergeleiteten Spezies, die Herzen in undifferenzierende Wallungen bringen will? Er gehört m.E. sicher nicht unter die o.g. Suchkriterien. Allerdings scheint seine – evtl. mit traumatischen Erfahrungen verbundene – Entwicklung seinen Blick auf Motive und Ziele der kontaktschuldbezichtigten Linken zu trüben. Allein durch Kontaktschuld oder im schlimmeren Fall fehlende Berührungsängste (rechtsoffen) wird man noch kein Nazi. Aber durch die geforderte Selbstbeschränkung: wenn die Rechte etwas will, darf ich es als Linker nicht auch gutheißen – erst recht nicht darf ich mit einem vermeintlich Rechten für die gleichen Ziele auf der Straße gesehen werden, wird so mancher obrigkeitsgefälliger Clou erst möglich (wenn die AFD für eine Ende des Krieges in der Ukraine plädiert, darf ich für Frieden dort nicht kämpfen?).
Ergebnis
Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht. Das trifft für Überzeugungstäter auf Schlüsselstellungen wie Herrn Klarmann und für diffamierende StraßenkämpferInnen zu. Nur für die staatstragende höhere Profiebene wird aus der Agitation undifferenzierter Gleichstellung von Links und Rechts ein passender Schuh.
Hinweis
Die von Herrn Klarmann als Parallele herangezogene „Querfront“ zwischen KPD und Nazis in den 30er-Jahren ist eine Schimäre = hat es nie gegeben. Und ist auch heute aus nachvollziehbaren Gründen ausgeschlossen. Es handelt sich offensichtlich um ein Kampfkonstrukt der Dienste.
[Ausblick: als kraz weisen wir die geneigten LeserInnen darauf hin, dass weitere Veranstaltungen seitens der staatlichen Institutionen von der Qualität der „Querfront“-Veranstaltung geplant sind. Die nächste trägt den Titel „Ein Geheimplan hinter allem“, die Referenten sind Markus Baum/Andreas Stahl vom CARS der KatHo]
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