Zeitliche Überschneidung zweier Veranstaltungen führt zum Konflikt
19. Mai 2020 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine Kommentare‚Seebrücke‘ und ‚Grundrechte-Kundgebung‘
(Update) Das Geschehen vom vorletzten Samstag (9.5.) verdichtet sich mittlerweile zu einem (falschen) Narrativ in der linken Aachener Szene. Es gibt Versuche, dem Veranstalter der Grundrechte-Kundgebungen die alleinige Schuld zuzuweisen [1].
Folgende Formulierungen in den AN heizen den Konflikt noch an: „Seebrücke“ weicht „Widerstand2020“ und „Wir [Seebrücke] sind erschrocken über die Vorkommnisse und finden es traurig und alarmierend, dass unsere Kundgebung auf diese Weise gestört und faktisch unmöglich gemacht wurde.“ (beide Zitate AN)
Fakten – Was ist vorher geschehen?
- Seit dem 11. April hat Ansgar Klein viermal JEWEILS für „Samstag um 15 Uhr“ eine „Mahnwache …“ am Elisenbrunnen eingeladen, Genehmigungen beantragt und auch durchgeführt. (11.4. – 18.4. – 25.4. – 2.5.)
- JEWEILS am Ende hatte er die Anwesenden befragt, ob sie auch am NÄCHTEN Samstag erneut am GLEICHEN Ort zur GLEICHEN Zeit teilnehmen wollen würden – und jedes mal ein „Ja“ erhalten.
- Am 2. Mai, also dem Samstag VOR dem (hier betroffen) Samstag hatte er das ebenfalls bei den ca. 100 Anwesenden gemacht und Zustimmung erfahren.
- An diesem 2. Mai hatte die Seebrücke zeitgleich eine „Schweige-Kundgebung“ vor dem Theater, knapp 300 Meter vom Elisenbrunnen entfernt organisiert. Parallel dazu veranstaltete das Bürger*innen_Asyl am Markt eine ähnliche Kundgebung.
- Für den 9. Mai hat Klein dann in dieser Reihe erneut eine Anmeldung für den Elisenbrunnen gemacht und – nach deren Ablehnung – drei alternative Ort vorgeschlagen. Schließlich bekam er am 7.5. die finale Ablehnung ALLER Anträge, weil er „sich an den Samstagen zuvor nicht (genug) an die Auflagen gehalten“ habe.
- Für den 9. Mai konnte die „Seebrücke“ ihrer Veranstaltung FÜR den Elisenbrunnen ohne Probleme anmelden und durchführen. Sie hat diesen Termin aber WEDER per Pressemitteilung beworben NOCH auf ihrer EIGENEN Homepage veröffentlicht (zumindest nicht bis 18.5.20).
Der Konflikt am Samstag, 9. Mai
(Die folgende Beschreibung ist durch einen Vor-Ort-Augenzeugen der kraz belegt:) Die Seebrücke startete gegen 14 Uhr ihre Mahnwache mit ca. 15 Leuten am Elisenbrunnen. Eine ihnen dort spontan angebotene Lautsprecheranlage für Durchsagen (nämlich die der Folge-Veranstaltung!) lehnten sie ab! Niemand außer den Veranstaltern konnte zu dem Zeitpunkt wissen, dass die Schweige-Mahnwache für drei (sic!) Stunden geplant war. [2]
Gegen 14:45 Uhr trafen die ersten Besucher- und MeditiererInnen am Elisenbrunnen ein. Diese wussten WEDER von der „Seebrücke“ an sich, NOCH von deren Zeitplanung NOCH von der „Ablehnung der Mahnwache“, weil Klein keine Möglichkeit hatte, die mutmaßlichen TeilnehmerInnen der ursprünglich geplanten fünften Mahnwache über deren Versagung zu informieren. Leider machte auch die Polizei KEINERLEI erklärende Lautsprecherdurchsagen, um die Neu-Ankommenden über die unübersichtliche Situation zu informieren!
Der Teil der „Seebrücke“-Leute, die nichts von dem (ab jetzt unvermeidlichen) Aufeinandertreffen wussten, waren verständlicherweise wütend auf die herbei strömenden Teilnehmer der Folge-Veranstaltung, während jene sich ebenfalls im Recht fühlten! So kam es zwischen den (nicht-informierten) Neuankömmlingen und den schweigenden „Seebrücke-Leuten“ zwar zu (verbale) Konflikten, aber entgegen anders lautenden Berichten gab es DORT keinerlei körperliches Gerangel!
Ganz anders war es bei dem späteren, polizeilichen Konflikt mit einer Journalistin, deren Kamera seitens der Polizei beschädigt wurde! Hierfür musste sich der Polizeipräsident von Aachen später offiziell rechtfertigen!
Gegen 15 Uhr war auch Klein am Elisenbrunnen. Er sprach dort kurz mit der Veranstalterin K. der „Seebrücke“. Seiner Aussage nach verstand er sie akustisch nicht, weil sie Mundschutz trug und er ein Hörgerät – und dort mittlerweile ein höher Lärmpegel herrschte.
Der Disput endete mit einer „formalen Entschuldigung“ seitens Herrn Klein bei Frau K. Danach startete er einen ersten Spaziergang mit „seinen“ KundgebungsteilnehmerInnen, um – so seine Aussage – die Situation erst mal zu entflechten. Ihre Reaktion ist dem Augenzeugen unbekannt.
Bewertung des Konfliktes
Es bleibt unklar,
- ob das ein von ALLEN Seiten völlig ungewollter (und DANN letztlich von der Polizei zu verantwortender!!) Konflikt war.
- ob es eher um eine Blockade des „Elisenbrunnens“ gegen die zu erwartende Grundrechte-Kundgebung ging. (Für letzteres würde die undurchsichtige Informationspolitik der Seebrücke sprechen:
- KEINE der beiden o.g. Seebrücke-Kundgebungen war auf deren Homepage vermeldet! [3]
- Auch die „öffentliche Kritik der Seebrücke an Ansgar Klein“ steht nicht auf deren Seite (ist aber hier in der kraz dokumentiert).
Letztlich hat der Konflikt Menschen gegeneinander aufgebracht, wobei
- die einen sich berechtigterweise „Sorgen um Geflüchtete“ machten und
- die anderen sich „Sorgen um den Erhalt der Grundrechte“ machten.
Jeder sollte sich aus den geschilderten Fakten ein eigenes Bild machen.
Anmerkungen
[1] Innerlinke Diskussion?
Statt eines öffentlichen Berichts gäbe es besser eine interne Diskussion zwischen den beteiligten Gruppen. Aber weil in allen Berichte über den Konflikt die Frage der „Schuldfrage“ hineinwirkt, müssen die Hintergründe öffentlich gemacht werden.
[2] Möglicherweise gab es in irgendwelchen sozialen Netzen doch Informationen, aber die offizielle Homepage der „Seebrücke“ wäre sicher der angemessene Ort dafür gewesen
[3] Der letzte Eintrag auf der Homepage (https://seebruecke-aachen.de/) war die Ankündigung einer Aktion in Düren am 07.03.2020 (Stand bis 18.5.)
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