Westcastoren doch nach Ahaus?

3. November 2013 | Veröffentlicht von Siegfried Faust, Keine Kommentare

Jülicher Forschungszentrum und Politik heillos überfordert!

Der „Spiegel“ berichtet in der Ausgabe vom 5.9.13, dass das amerikanische Energieministerium dem Bundesforschungsministerium mitgeteilt habe, das ein Transport der 152 Castoren mit hochradioaktiven Atommüll aus dem AVR Jülich in die USA rund 450 Millionen Euro kosten würde. Abgesehen von den enormen Gefahren eines solchen Mega-Atomtransports

für Mensch und Umwelt, abgesehen von der Tatsache das die 288.161 Brennelementekugeln in den USA ebenso unsicher lagern wie in Europa, ist diese Summe mehr als doppelt so hoch wie der Neubau eines Zwischenlagers in Jülich. 40 Millionen Euro bezifferte das Forschungszentrum noch im Juni 2013 die Kosten für den Bau eines Zwischenlagers plus 180 Millionen Euro Betriebskosten in den nächsten 30 Jahren.

FZJ steht unter enormen Zeitdruck

Das jetzige Zwischenlager hat seit Juni keine Genehmigung mehr und die atomrechtliche Anordnung und Duldung zur Lagerung der Castoren in Jülich durch die Atomaufsicht unter Wirtschaftsminister Duin läuft Ende 2013 aus. Offiziell wird mit „höchster Intensität“ daran gearbeitet, die Erlaubnis um weitere 3 Jahre zu verlängern. „In Wirklichkeit wird immer klarer: Hier wurde und wird getrickst und bewusst verschleppt“, so Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Das Forschungszentrum will aus Imagegründen so schnell wie möglich den Atommüll los werden. Zunächst wollte man den Müll den Ahausern vor die Haustür kippen, dagegen regte sich massiver Protest, dann zog das FZJ die „USA Karte“. Um sich etwas Luft zu verschaffen wurde diese dann auch von einer bunten Parteien-übergreifenden Koalition als vorrangige Option begrüßt. Doch auch für den Überseetransport stehen mehr Fragen als Antworten im Raum und so stehen Bundesregierung, Landesregierung und die Atombetreiber in Jülich vor einem Scherbenhaufen ihrer eigenen Atompolitik. Seit Beginn der Atommüllproduktion in Jülich hat das Forschungszentrum keinerlei Ahnung wie die Graphit-ummantelten und dadurch brennbaren Atommüllkugeln entsorgt werden sollen.

Atommüll doch nach Ahaus?

Das Atommülldebakel nimmt seinen Lauf und somit verwundert es nicht, dass jetzt wieder die „Ahaus-Karte“ ins Spiel kommt. So berichtet das IWR (Int. Wirtschaftsforum regenerative Energien) auf seiner Homepage dass „als Zwischenlösung eine Unterbringung im Zwischenlager Ahaus angedacht sei“. Jetzt wird deutlich, warum im Dezember 2012 die Einlagerungsgenehmigung für das Zwischenlager Ahaus nur „ruhend“ gestellt wurde. Noch im Mai 2013 bekräftige der stellvertretende Vorsitzende des FZJ Karsten Beneke vor dem Rat der Stadt Jülich „das keine Planung für ein neues Zwischenlager stattfindet“. Dass die Halle in Ahaus kaum besser und sogar älter als die Jülicher ist, spielt offenbar keine Rolle.
„Wir durchschauen die Verschleppungstaktik des FZJ nach dem Motto ‚Hauptsache weg von hier‘. Wir fordern in dieser Situation die Bundesregierung und die Verantwortlichen des FZJ auf, die Pläne für den Neubau eines Zwischenlager in Jülich ab sofort massiv zu forcieren, es ist offensichtlich von allen schlechten Lösungen die z.Zt. sicherste und wie jetzt bekannt wurde, die kostengünstigste Variante“, so Siegfried Faust vom Bündnis „Stopp Westcastor“.
„Wir befürchten angesichts der neuen Rechtslage infolge des gerade verabschiedeten Standortauswahlgesetzes mit seiner neu zu schaffenden Superbehörde, dem Bundesamt für kerntechnische Entsorgung, dass sich diese Behörde ohne Öffentlichkeitsbeteiligung am Land vorbei einen Castorenstandort für die Jülicher Kugeln selbst genehmigt – in Ahaus?“, so Claudia Baitinger vom BUNDNRW.

Mit Widerstandsgruppen bundesweit im Gespräch

„Eine Zwischenlagerung in Ahaus lehnen wir ab, da das in keinem Fall eine Lösung ist und zu weiteren unnötigen und gefährlichen Atomtransporten führt. Wir kündigen schon heute Widerstand gegen diese Transporte an und sind dazu mit verschiedenen Widerstandsgruppen bundesweit im Gespräch“, so Heiner Möllers von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“.
Demonstration am 14.9.13 um fünf vor zwölf in Duisburg ab Hauptbahnhof!

Die Probleme an den Atomanlagen in NRW sind nach wie vor riesengroß.

Wir werden also weiterhin wachsam sein und den Atomprotest fortsetzen. Wenige Tage vor der Bundestagswahl werden wir deshalb mit der Demonstration am Atomstandort Duisburg ein weiteres Zeichen setzen. Die Konditionierungsanlage der GNS mitten in einem Wohngebiet in Duisburg wurde still und heimlich zur zentralen Drehscheibe für Atommüll aus der ganzen Republik ausgebaut!
Dagegen protestieren wir. Diese Anlage gehört sicher nicht mitten in ein Wohngebiet und hätte dort nie erweitert werden dürfen. Die Risiken für die Bevölkerung sind nicht länger hinnehmbar!
Dies ganze Chaos zeigt vor allem eines: die Entsorgung von Atommüll ist in keinster Weise gelöst! Unter diesen Umständen weiter Atommüll zu produzieren halten wir für unverantwortlich!
Das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen ist ein Zusammenschluss von Bürgerinitiativen und Anti-Atomkraft-Gruppen im Münsterland. Ihm gehören die „BI Kein Atommüll in Ahaus“, die „Initiative für den sofortigen Atomausstieg Münster“, der „Arbeitskreis Umwelt Gronau“ und die „Initiative Kein Castor nach Ahaus“ sowie Einzelpersonen aus dem Münsterland an. (PK)
Siegfried Faust ist Sprecher von „STOP Westcastor“

Weitere Infos:

http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/juelich/atom-zwischenlager-vorstand-steht-rede-und-antwort-1.585691
http://www.iwr.de/news.php?id=24452
http://www.antiatom-buendnis-niederrhein.de/duisburg-als-atommull-drehscheibe-der-ganzen-republik-schluss-damit/

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