Vortrag: Keine Toleranz für Intoleranz ?

27. April 2015 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine Kommentare

Keine Toleranz für Intoleranz?

Auchter2015Der Aachener Psychoanalytiker Thomas Auchter referiert am Samstag über die beiden aktuellen Kampfbegriffe „Fundamentalismus“ und „Fanatismus“. Das Vortragsthema lautete ‚Keine Toleranz für Intoleranz?‘ und analysierte die psychologischen Hintergründe der beiden Begriffe Fundamentalismus und Fanatismus. Das Euregioprojekt Frieden hatte diesen Vortrag im Rahmen seiner 16. Aachener Friedenstage organisiert.
Vor knapp sechzig interessierten ZuhörerInnen analysierte er in der Annakirche Herkunft und Ursachen der „Prägung“. Diese beginnt mit der Geburt, ist wesentlicher Teil beim Erwachsen-Werden und wirkt das ganze Leben fort. Bei der Sozialisierung und der Erziehung können vielfältige Deformationen des Gewissens entstehen. Dies kann zu einer Schwächung der Individualität führen.
Die These Auchters lautet, dass dies dann zu Fundamentalismus und Fanatismus führen kann. Der Fundamentalismus stellt die Wahrheitsfrage, er begründet und fordert die Verbindlichkeit der Sache. Der Fanatismus stellt die Verbindlichkeit her und verfolgt sie mit absoluter Zielsetzung – und oft mit brutaler Konsequenz.

Keine Abgrenzung zum staatlich verordneten Begriff

Leider fehlte völlig eine Abgrenzung zu den staatlich verordneten Begriffen „Fundamentalismus“ und „Extremismus“. Da Auchter im politischen Rahmen der Friedenstage referierte, wäre zu erwarten gewesen, dass er deshalb auch beschreibt (und analysiert), dass und wie beide Begriffe heute benutzt werden, um gesellschaftlich kritische Gedanken und Konzepte zu diskreditieren. Zwar definierte Auchter sein Untersuchungsobjekt psychoanalytisch recht genau, ging aber auf die politische Dimension nicht ein.

Er hätte bspw. beschreiben können, wie die herrschende Ideologie antikapitalistische oder gar kommunistische Ansätze als Extremismus denunziert, um sie so aus dem öffentlichen Diskurs heraus zu halten. Mindestens aber wäre eine deutliche Abgrenzung zu dieser Form der Denunziation von aufgeklärtem kritischen und radikalen Gesellschaftsansätzen gegenüber dem religiösen oder spirituellen Extremismus notwendig gewesen.

Trotz dieses Mangels war es ein außerordentlich interessanter Vortrag.

Ähnlich anregend und differenziert war die anschließende Diskussionsrunde. Vielleicht geht Herr Auchter in seinen nächsten Vorträgen etwas mehr auf die politische Dimension der Fragestellung ein. Wir werden über Termine informieren.

Lesen Sie hier das Vortragsmanuskript von Thomas Auchter (PDF, 109 KB).

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