Umweltvernichtung im Hambacher Forst

30. November 2016 | Veröffentlicht von KiKi / ws, Keine Kommentare

Hinter der Roten Linie wird gerodet

Liebe Aachener, Aachenerinnen, liebe Freunde, Freundinnen aus der Umgebung
Was jetzt kommt ist ein persönlicher Brief von mir an Euch, mit meiner Bitte / dem Aufruf heute um 19 Uhr und Samstag um 14 Uhr zum Elisenbrunnen zu kommen um Solidarität mit dem Hambacher Wald zu zeigen.

Eine Eilmeldung! Was ist passiert?

Viele von Euch haben es bereits gehört: Seit Montag wird im Hambacher Wald auch hinter der Roten Linie gerodet. Die Rote Linie?
Sie verläuft entlang der ehemaligen A4-Trasse und markiert das letzte Stück Wald, dass seit dem Rodungsbeginn vor 30 Jahren noch übrig geblieben ist. Es ist der Bereich, in dem die KlimaaktivistInnen mit Baumhaeusern gegen Bagger ankämpfen.

Hier haben sich vor einigen Wochen 1000 Menschen versammelt und eine 1,5 km lange Menschenkette gebildet.
1000 in Rot gekleidete UnterstützerInnen des Waldes, die ein Zeichen gesetzt haben.
Bis hier und nicht weiter. Ein Symbol der Roten Linie.

Es war ein weiterer Versuch demokratisch einen Kompromiss zu erwirken. Zwischen den AnwohnerInnen, den AktivistInnen, RWE, der Politik…für die letzten Hektar des ehemalig 8*10km großen (!!!), 12000 Jahre alten Hambacher Wald / Bürgewald. In vielen Gesprächen und Verhandlungen mit RWE galt, dass hinter der roten Linie zunächst nicht gerodet werden soll, bis die Verhandlungen abgeschlossen sind.

Und dennoch: seit Montag wird gerodet. Hinter der roten Linie.

Trotz der Verhandlungen und obwohl RWE-Sprecher vor den Aachener Nachrichten von einer Rodung erst in den nächsten 1-2 Jahren gesprochen hatte (1).
Die AktivistInnen im Hambacher Forst haben den Tag X, den Notstand, ausgerufen.
Die Baumhäuser werden belagert, die Rodungsarbeiten von Hunderten (!!!) PolizistInnen, Räumfahrzeugen und Hubschraubern begleitet (2).

Warum ich das alles schreibe?

Ich bin selber gestern in den Forst gefahren, als Reaktion auf den Aufruf der AktivistInnen am Montag. Mit dem Kofferraum voll Lebensmittel, als meine Form der Unterstützung.
Weil ich zu viel Angst vor direkter Konfrontation mit Polizei oder RWE habe. Aber ich bin durch den Wald gegangen, zu den Baumhäusern und habe von weitem die AktivistInnen hinter einer Barrikade beobachtet.
Was sich vor mir abspielte ist ein Sinnbild des gesamten Konfliktes. 10 AktivistInnen stehen hinter einer Holzbarrikade.
20 Meter vor Ihnen ca. 30-40 PolizistInnen in voller Montur – bewaffnet, mit Helmen und Schildern – eine Kampfeinheit.
Die vorderen Reihen hockend, die hinteren stehend. Es fühlt sich so an, als könnten sie jeden Moment losstürmen.
Direkt hinter der Polizei steht der Räumpanzer fahrbereit. Die AktivistInnen hätten keine Chance.
Währenddessen dröhnen rechts und links die Motorsägen und ein Baum nach dem anderen fällt mit lautem Rumms zu Boden.
Es ist das Sinnbild eines Machtungleichgewichts und ich glaube, dessen ist sich jede,r im Wald  bewusst.
Die Hilflosigkeit, die in mir hochkam, ist kaum zu beschreiben.

Was können WIR machen? Ein Zeichen setzen!

Ich hatte ein langes Gespräch gestern mit einem Baumhausbewohner. Ihm ist klar, dass RWE mit Unterstützung von Geld,
Politik und Polizei viel viel mächtiger ist als die WaldbesetzerInnen. Ihm ist auch klar, dass die Besetzung des Forstes nur eine Frage der Zeit ist. Und dennoch verharrt er und viele andere seit 4 Jahren dort. Quasi – ohne Hoffnung auf Erfolg. Und das ist der Punkt.
Es geht hier nicht darum RWE zu bezwingen. Das wird auch nicht von mir oder anderen UnterstützerInnen verlangt.

Es geht darum ein Zeichen zu setzen!

Ein Zeichen, dass ein Konzern wie RWE nicht einfach machen kann, was den wirtschaftlichen Interessen entspricht.
Es geht darum ein Zeichen zu setzen, dass wir NICHT Einverstanden sind, mit der Art und Weise wie Mensch und Natur für einen Tagebau weggeräumt werden.
Es geht darum ein Zeichen an die NRW-PolitikerInnen zu setzen. Druck zu machen um Alternativen zu finden, zu der Rodung des Waldes, zu RWE,
zu den gefährdeten Arbeitsplätzen der MitarbeiterInnen, zur Kohle als subventioniertes Mittel der Energiegewinnung.
Für eine Politik die Mensch und Natur als Maßstab hat.

Es geht hier um mehr als Solidarität für ein Stück Wald.
Es geht um unser Mitspracherecht an der Gestaltung unseres Lebensraumes!

Dieses Zeichen können wir alle setzen!

Und deswegen bitte ich euch:
Kommt heute, am Mittwoch dem 30. November um 19 Uhr oder
Samstag dem 3. Dezember um 14 Uhr zum Elisenbrunnen in Aachen und setzt ein Zeichen!

Wir sind so viele Gruppen in Aachen, die sich für andere Menschen, für das Klima, für unsere Natur, für ein schöneres, empathischeres Miteinander einsetzen. Wir haben JETZT die Gelegenheit zusammen zu kommen und gemeinsam ein Zeichen zu setzen, welches RWE, die Politik, die Justiz und umso wichtiger, die AktivistInnen im Hambacher Forst erreicht, für die unsere Unterstützung und Solidarität gerade jetzt wichtig ist, um weiter machen zu können.

Kommt bunt, laut, mit Bannern, Instrumenten, wie auch immer und mobilisiert eure Freunde, Freundinnen & Gruppen!

Bis heute Abend und/oder Samstag,
Herzliche Grüße ….

Infos und Quellen

(1) http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/region/menschenkette-gegen-weitere-abholzung-im-hambacher-forst-1.1475141
(2) hier
Petition zum Erhalt des Forstes: https://weact.campact.de/petitions/hambacher-wald-retten-klimaziele-realisieren-1
Zur Roten Linie:
http://www.buirerfuerbuir.de/index.php/aktuelles/pressemitteilungen/197-rwe-setzt-auf-vernichtung-statt-schlichtung
http://www.ksta.de/region/rhein-erft/kerpen/tagebau-hambacher-forst-hunderte-protestieren-gegen-weitere-abholzung-24961720
http://www.aachener-zeitung.de/lokales/region/hambacher-forst-rodungen-hinter-der-roten-linie-1.1500898
http://www.freie-radios.net/80187?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter
http://www.taz.de/!5352984/
http://hambacherforst.blogsport.de/2016/11/24/rote-linien/

Zu dem Dialog zwischen RWE und AktivistInnen / Gegnern des Braunkohlewerkes
http://www.buirerfuerbuir.de/index.php/aktuelles/pressemitteilungen/173-rwe-gibt-sich-gespraechsbereit-und-verweigert-sich-doch

Weitere Infos
http://hambacherforst.blogsport.de/infos-zum-wald/
https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/kohlekraft-klimawandel
http://www.umweltinstitut.org/themen/energie-und-klima/kohle.html

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