Solidarität mit Julian Assange

28. Mai 2022 | Veröffentlicht von , 3 Kommentare

statt Selbstbeweihräucherung der EU

Am Hof

(Foto-Update) Am Himmelfahrtstag wird in Aachen alljährlich der Karlspreis verliehen. Die offizielle Sprachregelung für diesen Preis lautet: … „wird Persönlichkeiten verliehen, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben …“.

Als Alternative dazu gab es diesmal eine Solidaritätsveranstaltung für die Freilassung von Julian Assange – auch um die Verlogenheit des „Karlspreises“ [1] zu zeigen.

„Free Assange“ statt „Selbstbeweihräucherung“ beim Karlspreis!

Dieser Tag der „Karlspreis-Verleihung“ ist tatsächlich auch immer DAS Ereignis, an dem sich „Europa“ (und Aachens ‚Hautevolee‘) selber als ‚Gutmenschen‘ zu präsentieren versuchen.

Die Preisträgerinnen 2022 sind drei Frauen aus Belarus:

Maria Kalesnikava, Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo. Alle drei sind mutige, ehrenwerte und politische Kämpferinnen gegen ihren repressiven Heimatstaat [2]. Völlig unabhängig von einer genauen Analyse ihrer (geopolitischen) Funktion, wären diese Frauen jedenfalls sicher kein Anlass zu Protest seitens der #Free Assange-Bewegung gewesen.
Ganz anders ist aber deren Auszeichnung seitens des Karlspreisdirektoriums zu bewerten: nämlich als politische Kritik an einem ‚BÖSEN FREMDEN Staat‘.
Dass dabei der schwärende Skandal im eigenen, europäischen Auge (London) einfach übersehen wird, ist sicher ‚purer Zufall‘.

Die #FreeAssange Solidaritätsveranstaltung versucht ein Gegengewicht herzustellen!

Das Aachener Bündnis #FreeAssange hatte deshalb – parallel zu der o.g. Karlspreisverleihung – eine Solidaritätsveranstaltung für DEN Mann organisiert, der von DIESEM ‚guten‘ Europa seit über 12 Jahren mal im Knast, mal in einer Botschaft festgesetzt und dann wieder im Knast gehalten wird – und der ganz aktuell an die USA ausgeliefert werden soll. https://de.wikipedia.org/wiki/Julian_Assange

Dort wartet zwar keine Todesstrafe auf ihn – aber dafür 175 Jahre (sic!) US-Knast!

  • Zu dem ersten Teil der Parallelveranstaltung waren etwa 120 TeilnehmerInnen erschienen. Darunter eine Gruppe aus Köln mit einem sehr großen Transparent. Zusammen mit den Besuchern der Cafes um „den Hof“ ergab das eine wunderbar angemessene Atmosphäre für die Veranstaltung. Dort berichtete Deepa Driver (auf Deutsch, hier ihre Rede) über die Situation von Julian Assange. Als Vertreterin der (juristischen) „Assange-Unterstützungsgruppe“war extra aus London nach Aachen gekommen ! Neben ihrer politischen Analyse wies sie ganz praktisch darauf hin, dass Julian sich immer über „Briefe auf Papier“ [3] freut, weil er digitale Mails nicht erhalten dürfe!
  • Mittags wurde die Veranstaltung für eine Stunde unterbrochen, um Zeit zu bieten, die paar Schritte zum Markt zu gehen und dort die #Free Assange-Solidarität der dortigen Prominenz zu zeigen.
    Da am Markt auch die (kriegerische) grüne Außenministerin kurzzeitig auftrat, waren empörte Rufe vorprogrammiert. Zudem hatte Frau Baerbock ja noch kurz vor der Bundestagswahl im letzten September groß versprochen, sich für die Freilassung von Assange einzusetzen. Seit sie Ministerin ist, war von diesem Versprechen nichts mehr zu bemerken! (Zum Protest am Markt und Katschhof unten mehr)
  • Nach der „Protestpause“ kamen die meisten zurück. Es versammelten sich erneut ca. 100 Menschen und die Kundgebung wurde fortgesetzt. Sehr informativ war dabei noch ein Beitrag des Aachener MdB der LINKEN, Andrej Hunko, der auch Mitglied des Europarats ist, und viele Hintergrundinformationen zu der Rechtssituation von Assange geben konnte. (hier teilweise nachzuhören)

Friedenssängerin ‚Blue Flower‘

Die Veranstaltung wurde immer wieder durch Lieder der bekannten Friedenssängerin ‚Blue Flower‘ aufgelockert. Sie sorgte – zusammen mit der Atmosphäre am Hof mit den BesucherInnen der Kneipen und Cafes ringsum der Veranstaltung – für eine doch sehr friedliche Stimmung, trotz des sehr ernsten Themas.

Blue Flower hatte einige der Lieder neu getextet, sodass sie wirklich gut zur aktuellen Situation passen. (Wir haben bei ihr angefragt und werden die Texte hier veröffentlichen, sobald wir sie erhalten haben.)

Eine Vorher- und eine Nachher-Veranstaltung

Um dem Thema „Repression und Verfolgung von Assange“ auch inhaltlich genug Raum geben zu können, hatten die Aachener Assange-Unterstützer noch zwei weitere Veranstaltungen organisiert:

Ärger mit den Staatsorganen

  • Die Polizei hat mal wieder das „Bluff-Spiel“ spielen wollen:
    Sie behaupteten, es wäre eine „Straftat“, falls jemand „die Assange-Schilder oder andere ‚Schilder mit Kritik‘ mit auf den Markt nimmt“.

Bei konkreter Nachfrage nach dem rechtlichen Grundlagen stellte sich nach einer Stunde heraus, dass das ein reiner Bluff war!
(Hier wiederholte sich die Situation während der „Kundgebung zum 8.Mai“, als ebenfalls seitens der Polizei unter Androhung einer Strafanzeige die Abnahme eines Georgsbandes erzwungen wurde, wo im Nachgang bisher KEINERLEI schriftliche Begründungen gegeben wurden!) siehe link

  • Die Polizei hatte überall rigorose Zugangsbeschränkungen eingerichtet.
  • Aber wirklich perfide war, dass eine vollständigen Zugangskontrolle auf dem Katschhof dadurch ermöglicht wurden, dass die dortige Veranstaltung als „PRIVATE Veranstaltung“ (durch wen eigentlich?) angemeldet wurde und somit (fast) beliebige Personenkontrollen und Zugangsbeschränkungen möglich wurden.

Hofberichterstattung in den Aachener Zeitungen

Am Freitag und Samstag gab es in beiden Lokalblättern eine umfangreiche Hofberichterstattung vom Feinsten – und gaaanz viel Stolz auf die ‚Guten Aachener“.

Aber KEIN Wort (sic!) über die Assange-Veranstaltung!
Trotz:

  • Einladung zum Pressegespräch durch MdB Hunko (niemand ist erschienen)
  • Bitte um Veröffentlichung der Veranstaltungsankündigung „am Hof“ (nichts erschienen)

gab sich auch während der Veranstaltung KEIN Journalist der Mainstream-Medien zu erkennen!

Twittter der Stadt Aachen

Verstörende Querbeziehungen

  • Dieser Bericht hat zwar den Hauptfokus auf die Assange-Veranstaltung.
    Aber wir wissen, dass auf dem Katschhof – auf der durch die GRÜNEN angemeldeten Veranstaltung – das bekannte Peace-Symbol in groß gebildet wurde. Dabei gab es dort aber keinerlei Kritik an der Außenministerin Baerbock, die ja sehr offen einen echten Kriegskurs befeuert! Wie kann so etwas sein? Was geschieht da in der Wahrnehmung der Menschen?
    ==> Wem kommen da nicht die Analogien zu „1984“ (Orwell):

„Krieg ist Frieden und Frieden ist Krieg“

  • Und die zweite Irritation:
    Das klassische Friedens- und Antikriegslied „We shall overcome“ wird als Lied auf dem Katschhof bei Baerbock (= pro Kriegswaffen) und fast zeitgleich und keine 300 Meter entfernt auch bei der Julian-Assange-Veranstaltung, also der GEGEN-Veranstaltung gesungen!

Das GLEICHE Lied bei so unterschiedlichen Sichtweisen!
Die Welt wird immer verrückter!

„Gute“ Störer – „Böse Störer“

„Gute Störer – Böse Störer“

Einige staatstragenden Teile des hiesigen Journalismus bemühen sich mittlerweile, eine weitere Spaltungslinie zwischen diejenigen zu treiben, die die herrschenden Zustände kritisieren.
So hatte es am Markt zweierlei Protestformen gegeben:

  • Eine Gruppe um das Antikriegsbündnis hatte primär die deutschen Waffenlieferungen mit dem Slogan „Die Waffen nieder“ angegriffen,
  • die anderen hatten lautstark #Free Assange# gefordert.

Für die Schmiermännern waren die einen dann die noch „zulässigen Kritiker“, die anderen waren „nur noch Sektierer“. Fast schon peinlich, wenn ein „Journalist“ die Kritik an der Inhaftierung von Assange derartig denunziert!
In Twitter kann man den entsprechenden Spaltungsversuch wunderbar nachlesen.

Und hier noch VIELE Fotos

in einem Bericht der Arbeiterfotographie …

Zu den Reden & Videoaufzeichnungen

Anmerkungen

[1] man schaue sich mal die Liste der PreisträgerInnen des Karlspreises an! …
und hier die Geschichte des Karlspreises
[2] so wörtlich in der Einladung zur Assange-Veranstaltung!
[3] Adresse für die „Briefe auf Papier“:

Mr. Julian Assange
Prisoner #: A9379AY
HMP Belmarsh
Western Way
London SE28 OEB
UK

Leser haben 3 Kommentare hinterlassen.

  • Hubert hat kommentiert am

    We shall overcome – auf deutsch: Wir werden überwinden

    Während wir ziemlich genau wussten, warum wir dieses Lied gemeinsam gesungen haben – nämlich um die Zeiten zu überwinden, in denen ein Journalist, der westliche Kriegsverbrechen aufdeckt, im Knast verrottet, während die tatsächlichen Kriegsverbrecher und ihre Auftraggeber und Befehlshaber niemals vor Gericht gestellt wurden und im Falle von Obama zynischerweise sogar einen Friedensnobelpreis erhalten haben – kann man über die Beweggründe der SängerInnen auf dem Katschhof mit ihrer olivgrünen Chorleiterin nur spekulieren.
    Ihre eigenen Werte und Ideale (z.B. Pazifismus) haben Frau Baerbock und die Grünen bereits ebenso erfolgreich überwunden wie ihre Ablehnung von Frackinggas, und selbst der eigene Wahlkampfslogan „Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete“ ist zu 100% überwunden worden. Da darf man schon mal gespannt sein, was Baerbock und ihre Partei noch so alles überwinden werden.

    Mir scheint auch die neue Ausrichtung des Karlspreises sehr befremdlich. Während bisher Personen dafür ausgezeichnet wurden, dass sie innerhalb der EU-Institutionen an deren Aufbau mitgewirkt haben oder als ausländische Staats- und Regierungschefs mit der EU kooperiert haben, werden diesmal die Preisträgerinnen dafür geehrt, dass sie in einem Nicht-EU-Land an einem versuchten Regime Change mitgewirkt haben, damit die dortige Regierung gestürzt und durch eine pro-westliche ersetzt werden kann, so dass unsere westlichen Konzerne dort neue Absatzmärkte erobern und noch billigere Arbeitskräfte requirieren können.
    Das passt allerdings gut ins Bild des sich stets moralisch haushoch überlegen fühlenden Mainstreams, der immer dreister dafür eintritt, dass am deutschen (pro-westlichen) Wesen die Welt gefälligst genesen solle.

  • Thespina Lazaridu hat kommentiert am

    Anscheinend wird zunehmend versucht die #freeAssange Bewegung als rechtsgestrickt zu diskreditieren. An anderer Stelle twitterte ein anderer (Un-)Klarmann allen Ernstes, die Kölner Mahnwache sei rechts unterwandert.

    Alles was mit #Assange geschieht und seine Unterstützer diskreditiert, nur um den großen Elefanten unsichtbar zu machen: die Kriegsverbrechen der USA.

    Darum werte Klarmänner dieser Welt, sprechen WIR genau darüber.

    #freeJulianAssange
    #jailTheWarCriminals

    Übrigens, das Vorgehen der Karlspreisverleihungs-VeranstalterInnen,
    die Sicherheitskräfte anzuweisen explizit das Thema #Assange mit allen Mitteln fernzuhalten, spricht schon Bände. Und wie explizit und rigide. Kein T-Shirt – ausziehen oder zudecken!, kein Button – abnehmen!, kein Sticker – entfernen!, Banner? ?- ….rein garNIX mit #Assange Hinweisen.

    Wie bedrohlich und/oder störend müssen diese VeranstalterInnen die #Assange Thematik finden!!

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