„Kritik der Migration“

11. Dezember 2018 | Veröffentlicht von Dr. Ansgra Klein, Keine Kommentare

Vortrag Hofbauer

Am 30. November 2018 sprach Hannes Hofbauer, der Autor einer Reihe systemkritischer Bücher auf Einladung des Aachener evangelischen Erwachsenenbildungswerkes und der Aachener Aktionsgemeinschaft ‚Frieden jetzt!‘ vor etwa 50 ZuhörerInnen im Haus der Aachener ev. Kirche über das Thema seines neuen Buches: ‚Kritik der Migration‘.
Als Zusammenfassung seines interessanten Vortrages eignet sich hervorragend Hofbauers Vorwort zu seinem Buch.

Hier – mit Erlaubnis des Autors – Ausschnitte daraus:

„Es war das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem „I“, als die Chefin der deutschen Regierung, Angela Merkel, unter aufmunternden Zurufen aus Unternehmer- und Kirchenkreisen im Hochsommer 2015 die Migrationsschleuse für Muslime aus dem Nahen Osten öffnete. Das Kapital hoffte auf billige Arbeitskräfte und die Kirchen lieferten das ideologische Beiwerk der Menschlichkeit. Einem kritischen Beobachter fiel sofort auf, dass an dieser Inszenierung etwas nicht stimmen konnte.

Verhinderung der Diskussion über Fluchtursachen

Die Not von Kriegsflüchtlingen wurde im europäischen Zentralraum der Wirtschaft zum Nutzen und dem Gewissen zur Beruhigung angeboten. Mit diesem genialen Schachzug gelang es, die Diskussion über die auslösenden Faktoren für Migration sowie ihren zerstörerischen Charakter für die Herkunftsländer, aber auch die Zielländer der Auswandernden zu verdecken.
Die medial und politisch dominierende Darstellung von Migration als Zeichen von Weltoffenheit … prallt allerdings zunehmend auf die Wirklichkeit der gesellschaftlichen und politischen Kosten. Weil eine strukturelle sozio-ökonomische Kritik an Mobilität insgesamt … fehlt bzw. bewusst hintertrieben wird, konnte die politische Rechte an ihrer Stelle die Migranten, die Opfer der weltweit zunehmenden ungleichen Entwicklung, zum Sündenbock stempeln. Sie befeuert damit einen rassistischen Diskurs.

Reaktion der politischen Linken

Die politische Linke wiederum schwankt zwischen Schockstarre und der Übernahme liberaler Postulate. In diesen wird Migration, getreu ihrer Verwertbarkeit und in multikultureller Blauäugigkeit, zu einem nicht hinterfragbaren positiven Bekenntnis. Die ihr zugrunde liegende weltweite Ungleichheit bleibt ausgeblendet … Damit verstellt der einzelne, von Krieg, Krise oder Umweltzerstörung gezeichnete Migrant den Blick auf die Funktion von Migration. Tatsächlich bildet diese den Schlussstein im Mosaik globalistischer Interventionen, deren wirtschaftliche und/oder militärische Ausgriffe Millionen von Menschen ihre Lebensgrundlage entziehen. An die Abfolge Schießen-Flüchten-Helfen und ihre ständige Wiederkehr haben sich nicht nur die Zyniker dieser Welt bereits gewöhnt. …

Wer es moralisch und politisch verwerflich findet, dass bengalische Näherinnen in einsturzgefährdeten Fabriken zusammengepfercht um einen Hungerlohn für den Weltmarkt roboten, kann den ständigen Import von Menschen aus dem „globalen Süden“ in die Zentralräume dieser Welt nicht positiv konnotieren. Zu sehr ähneln einander die Auslagerung von Arbeitsplätzen an Billiglohnstandorte und die Masseneinwanderung entwurzelter Arbeitskräfte in den „globalen Norden“ in ihrer Ausbeutungsstruktur.

‚Migration war immer‘

will uns die neue Migrationsforschung weiß machen. Eine Bedingung menschlichen Lebens ist sie allerdings nicht. Von grenzüberschreitenden Wanderungen sind in den vergangenen Jahrzehnten jährlich zwischen 0,6% und 0,9% der Weltbevölkerung betroffen. … Um Struktur und Funktion aktueller Migrationsbewegungen besser einschätzen zu können, ist ein Blick in die Geschichte hilfreich. Die Zerstörung von Lebensgrundlagen, Kriege und Vertreibungen sowie Umweltkatastrophen gehören seit Jahrhunderten zu den entscheidenden Ursachen für Wanderungen. Die meisten von ihnen sind von Menschen gemacht und Ausfluss ökonomischer und/oder geopolitischer Interessen.

Wir verfolgen [in diesem Buch] die Migrationsgeschichte zurück bis zur weißen/schwarzen Besiedelung Amerikas, dem mutmaßlich lang andauerndsten und brutalsten Migrationsgeschehen, betrachten in weiterer Folge die europäischen Arbeitswanderungen des 18. und 19. Jahrhunderts, beschäftigen uns mit den Flucht- und Zwangsarbeiterregimen der beiden Weltkriege, den „Gastarbeiter“-Wellen seit den späten 1950er-Jahren und der Mobilisierung von OsteuropäerInnen im Gefolge von politischen Zusammenbrüchen und Jugoslawienkrieg in den 1990er-Jahren, um mit einem Befund der großen Wanderung der Muslime zur Mitte der 2010er-Jahre zu enden.“
Soweit aus Hofbauers Vorwort, das den Spannungsbogen seines Vortrages sehr gut wiedergibt.

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