Kölner Polizisten machen Kniefall

16. Juni 2020 | Veröffentlicht von Horst Hilse / ws, Keine Kommentare

… und bringen den Mob in Rage

Für die Kölner Demonstranten gegen Rassismus war es eine bewegende Geste, für Rassisten bleibt es eine unerträgliche Provokation: Bei einer Kundgebung in Köln haben mehrere Polizisten einen Kniefall gemacht, als Zeichen gegen Rassismus und Polizeiwillkür.

Mittlerweile hat die „Gewerkschaft der Polizei“ das Verhalten der Beamten gelobt. Der Vorsitzende der Gewerkschaft schreibt auf Twitter: „Große Geste unserer Kollegen, die am Rande einer Demonstration in Köln ein klares Zeichen gegen Rechts“.
Aber nun werden auch Gewerkschafter in den Reihen der Polizei massivst auf Twitter beschimpft! (siehe bei Anmerkungen [1])

Ron Mvouika , der 28-Jährige hatte den Polizisten den Kniefall vorgeschlagen, und er ist der Hüne, vor dem die Polizisten auf Bildern knien. Jetzt schlägt ihm blanker Hass entgegen, er wird von Nazis zum Gewalttäter und sogar zum Terroristen erklärt. Das dient dazu, die Geste der Polizisten anzugreifen.

Weit mehr als zehntausend Menschen waren bei der Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt am 6. Juni. Ron Mvouika kennt beides durch eigenes Erleben, sagt er. Er wuchs mit vier Brüdern in einem Pariser Vorort auf. „Ich habe dort selbst Polizeibrutalität erfahren. Wenn du in manchen Vierteln Schwarzer bist und die Polizei kommen siehst, dann rennst du“, sagt er.
Er spricht von seinem Freund Camara, den er gut kannte: „Ich bin mit ihm zur Schule gegangen.“ Im Alter von 26 Jahren starb Camara im Januar 2018 durch eine französische Polizeikugel, die von hinten in seinen Kopf einschlug. Die Polizisten sagten, er hätte sie überfahren wollen. Sein Beifahrer wies das damals zurück.
Mvouika, der Wurzeln im Kongo hat, besuchte eine Akademie in Spanien, spielte in College-Teams in den USA und als Profi bei Vereinen in Frankreich, Großbritannien und bis vor einem Jahr bei den Bayer Giants Leverkusen. In Deutschland lernte er seine Freundin kennen, hat ein Kind und lebt in Köln.

Er kam ins Gespräch mit Polizisten, darunter auch ein Farbiger. Man habe darüber gesprochen, dass es viele gute Polizisten gebe und was die tun könnten, um Rassisten und Gewalttätern in den eigenen Reihen etwas entgegenzusetzen. „Es war ein sehr guter Austausch.“

Das brachte Mvouika zu der Frage: Wenn die Polizisten so viel Verständnis für das Anliegen der Demonstration haben, würden sie auch einen Kniefall machen?

Seit das Bild auf t-online erschien, tobt der rechte Rassistenmob sich im Netz aus. Man sei nicht in den USA, „Anständige Deutsche“ hätten keinen Grund zum Kniefall sind dabei noch die harmloseren Kommentare. Andere erklären den Sportprofi schlicht zum Terroragitator..

Die stellvertretende AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch kommentiert das Foto: „Stop dieser symbolischen Selbsterniedrigung“, … „Wer in Uniform vor einem ‚Black Power‘-T-Shirt, das von ‚kein Friede“ spricht, kniet, ist dienstrechtlich zu belangen.“ ein früherer „Bild“-Reporter und AfD-Mitarbeiter in seinem Rechtsaußen-Onlinemagazin sogar: „Deutsche Polizisten gehen vor ‚Black Lives Matter‘-Terroristen auf die Knie!“
Der bayerische AfD-Bundestagsabgeordnete Tobias Peterka erklärte die Aktion der Polizisten zu „Unterwürfigkeit gegenüber gewaltbereiten Demonstranten“, die – Rechtschreibfehler im Original – „unerhöhrt“ sei. Aus Sachsen meldete sich der AfD-Landtagsabgeordnete Sebastian Wippel, ein Kommissar: „Absolut unwürdig“ seien „solche erniedrigenden Gesten, als ob die Polizisten vor dem schwarzen Herren den Bückling machen“. Das Bild zeige, „dass der Staat vor Selbstjustiz in die Knie geht“.

Für Mvouika zeigt sich: „Solchen Menschen macht es offenbar Angst, wenn Menschen aller Hautfarben zusammenstehen. Und solche Menschen sind der Grund, warum es diese Kundgebungen zu recht gibt.“

[1] Hier einige der üblen Beschimpfungen:

  • „Demutsgesten vor Linksdrehenden, AfD-Bashing in voller Polizeimontur, Tagungsräume für die Antifa via Dachverband DGB, Beschimpfung von Beamten als „rassistische Mörder“ durch eine #Verdi-Sprecherin (ebenfalls DGB).
  • Ihr seid echt der allerletzte Verein. Nur noch peinlich für jeden Polizisten.“
  • .. “ ihr wisst um die Signalwirkung? Nun gut, am Ende bekommt jeder was er verdient! Die Kollegen tun mir bei der aktuellen Politik sehr leid! Alle Gewerkschaften sind mittlerweile hier Abschaum geworden!“
  • „Liebe Polizei ich habe vor euch immer vollen Respekt gehabt, aber was einige Polizisten machen,sich vor solchen Menschen hinknien ist nicht mehr Neutral sondern eine Unterwerfung der Polizei.
  •  Diese Beamten müssten sofort von ihren Dienst entlassen werden. Ich schäme mich für euch!“
  • „Wir unterstützen unsere Berliner Kollegen, die  soeben #Strafanzeige gegen die „#taz“ gestellt haben. Diese hatte in dem Beitrag „All cops are berufsunfähig“ gegen Polizistinnen und Polizisten gehetzt.“
  • “ Erbärmlicher Auftritt in Uniform – Pfui!“
  • „Wie könnt ihr nur diesen primitiven randalierenden Terror- Haufen unterstützen? und ihr sollt uns vor sowas schützen… Kriegt ihr Ärger wenn ihr nichts sagt?
  •  Ich glaube mit Sicherheit ja, weil ich aus Quellen gehört habe, dass es in euren Kreisen fast keinen gibt, der nicht AfD wählt. Demnächst sind solche Nestbeschmutzer nicht mehr dabei.“
  • “ Viel Glück, ihr jungen Beamten. Sie können es gewiss brauchen.“
  • „Nach dem Kniefall vor den Araberclans, nun der Kniefall vor den Schwarzen.“
  • “ Knien vor der Antifa…ganz großes Kino. Neutralität der Polizei für’n Arsch.“
  • „Es ist nicht Aufgabe der Polizei auf Demonstrationen politisch Stellung zu beziehen. Jedenfalls nicht mehr seit ’45/“89. Gibt’s bald dienstliche Konsequenzen?“
  • „ich dachte immer, ich sei verrückt. aber ihr, ihr seid wahnsinning !!!“

 

Die Kommentarfunktion für ältere Artikel ist geschlossen.

Bitte bleibe mit Deinen Kommentaren sachlich und respektvoll.

Kommentarregeln:

An jedem Artikelende gibt es eine Kommentarfunktion. Diese ist für 6 Tage nach Erscheinungsdatum freigeschaltet, danach ist die Kommentarmöglichkeit geschlossen.

Richtlinien für die Kommentare:

  • Rechte Hetze in den Kommentaren wird nicht geduldet.
  • Keine Beleidigungen, bleibt sachlich.
  • Bitte keine Abhandlungen oder sinnfreie Texte schreiben, fasst euch kurz
    (maximal ca. 2500 Zeichen)
  • Bitte nur relevante Inhalte posten.
Der Administrator behält sich vor, Kommentare die sich nicht daran halten zu löschen.