Antikriegstag in Aachen
4. September 2017 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine KommentareKundgebung am Elisenbrunnen – Demo -Verleihung des Friedenspreises
Politisch ist das Anti-Kriegsthema am 1. September seit Jahrzehnten in Aachen fest verankert und in der Öffentlichkeit präsent. Auch dieses Jahr 2017 stand in dieser Tradition.
Am Elisenbrunnen hatte der DGB eine Veranstaltung organisiert.
Erster Beitrag war dort eine zynisch-sarkastische Rede der „Unbelehrbaren für Frieden und Völkerverständigung“, einer kleiner Aktivistengruppe (siehe hier). Diese Rede ist hier nachzulesen und hier als Video anzuschauen.
Nach weiteren Beiträgen am Elisenbrunnen formierte sich dort ein Demonstrationszug zum Markt und zur Aula Carolina. Dort folgte um 19 Uhr die
Verleihung des Aachener Friedenspreises.
Trotz des vordergründig bürgerlich-feierlichen Rahmens waren dort drei herausragende politische Beiträge zu hören.
Einer wurde durch Urban Pirol gehalten, einem ehemaligen Kabarettist aus der ZDF-Anstalt. Er äußerte sich begeistert über die ausgezeichneten jugendlichen Aktivist*innen. Wirklich beeindruckend war dann seinen fulminanten Philippika gegen die GRÜNEN und ihre Wandlung zu einer Auto- und KriegstreiberPartei los.
Die Rede der italienischen Preisträgergruppe „No MUOS“ entsprach dann eher dem Bericht einer traditionelle Antikriegsgruppe, die auf Sizilien gegen eine gigantische US-Base ankämpft.
Die Rede der Vertreter*innen der Preisträgergruppe JunepA (JugendNetzwerk für politische Aktionen) war dann doch sehr berührend. In ruhigem, fast zurückhaltenden Ton beschreiben sie ihr Konzept eines konsequenten Widerstands gegen Militär UND gegen Umweltzerstörung.
Diese Gruppe JunepA hat noch letzte Woche in den Braunkohlegebieten „unserer“ RWE realen Widerstand geleistet und – im Gegensatz zur „Rote Linie“! – den Braunkohle-Raub konkret gestört. Und vor einem Jahr haben sie sich – anders als die klassischen Friedensfreunde – NICHT damit begnügt, nur die Einfahrt vom Atomwaffenstandort „Büchel“ zu blockieren, sondern sie sind auf die dortige Landebahn gegangen und haben für Stunden den dortigen Flugbetrieb REAL verhindert! (Diese Rede ist hier im Anhang zu lesen)
— Die Rede der „Unbelehrbaren“: bitte auf der Homepage der Unbelehrbaren nachlesen
— Die Rede von Urban Priol —
kommt noch
— Die Rede von JunepA (Es gilt das gesprochene Wort) —
wir bedanken uns ganz herzlich für den Aachener Friedenspreis. Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung. Es kommt nicht häufig vor, dass Gruppen, die Zivilen Ungehorsam leisten, so öffentlich dafür gewürdigt werden.
Ziviler Ungehorsam – das ist das bewusste Überschreiten von Regeln und Gesetzen, die dazu da sind, ein Unrecht aufrechtzuerhalten. Wir von JunepA haben uns vor knapp 4 Jahren zusammengetan, um als junge Menschen selbstbestimmt und unabhängig Aktionen Zivilen Ungehorsams und andere ähnliche Aktionen organisieren zu können. Wir wollten nicht von einer Elternorganisation abhängig sein, sondern einfach das machen, was uns so wichtig ist: Uns für eine solidarische, ökologische und friedliche Welt einsetzen. Wir haben uns dafür entschieden, uns nicht auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren. Wir finden es toll, wenn Menschen ihr ganzes Leben einem Themenfeld widmen und voller Kraft in diesem Feld agieren. Aber für uns sind so viele Themen wichtig, wir haben so viele Kontakte zu unterschiedlichen Menschen und Zusammenhängen, dass wir uns entschieden haben, uns nicht einzuschränken.
Wir wissen, dass dies der Aachener FRIEDENSpreis ist und dass damit Menschen und Gruppen vor allem für ihr antimilitaristisches Engagement gewürdigt werden. Doch wir nehmen diesen Preis auch mit der Einstellung entgegen, dass ein wirklicher Frieden nur entstehen kann, wenn viele verschiedene gesellschaftliche Themenbereiche beachtet werden. Für den Frieden, den wir erreichen wollen, braucht es alternative Energielösungen abseits von Kohle und Atom, das Ende von Gewalt durch den Staat, mehr globales Denken und lokales Handeln, die Abschaffung von Waffen, Gerechtigkeit zwischen globalem Süden und Norden, solidarisches Miteinander, die Öffnung aller Grenzen, zivile Konfliktlösungen und hierarchiefreie Umgangsformen.
Wir wissen, dass wir mit diesen Forderungen und auch mit unserer Art unsere Forderungen nach außen zu tragen, über die Forderungen vieler Menschen hinausgehen und bestimmte Grenzen überschreiten. Das ist ein elementarer Aspekt des Zivilen Ungehorsams: Eben nicht der Masse folgen, sondern auf das eigene Gewissen zu hören. Wir sehen uns damit in der Tradition vieler Menschen, die vor uns gelebt haben und hoffen, dass wir mit unseren Taten noch viele andere Menschen anstecken können. Und was gibt es in unserer Welt gerade wichtigeres, als Grenzen zu überwinden?
Eine Grenze haben einige JunepA-Aktivist_innen auch im September letzten Jahres überwunden. Viele von euch und Ihnen werden wissen, dass auf einem Bundeswehrstützpunkt in der Eifel, in Büchel, amerikanische Atomwaffen lagern. Neben einer unserer „üblichen“ Blockaden haben wir letztes Jahr dort die Flugbahn besetzt und haben für eine Weile verhindert, dass die deutschen Soldat_innen dort üben können, die Atomwaffen abzuwerfen. Nun wurde ein Verfahren gegen die neun Aktivist_innen eröffnet und es erwartet sie ein Gerichtsprozess. Rechtliche Konsequenzen – die gehören auch zu Aktionen Zivilen Ungehorsams dazu. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie schweigend hinnehmen. Wir werden am 18. September und am 18. Oktober lautstark und entschlossen unsere Aktion vor Gericht verteidigen, denn wir halten sie für legitim. Und für uns hören unsere Aktionen nicht nach einer Räumung durch die Polizei auf, sondern reichen bis in den Gerichtssaal hinein.
Wir laden euch herzlich ein, uns zu unterstützen, denn: Dieser Preis ist toll, wir freuen uns riesig darüber. Aber das, was für uns am Ende die größte Anerkennung ist, sind Solidarität und Zusammenhalt auf der Straße.
Vielen Dank!
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