Wie weiter mit der Demokratie?

10. Mai 2023 | Veröffentlicht von Wolfgang Geuer, 9 Kommentare

Eine Veranstaltung der Anthroposophischen Gesellschaft Aachen

Am 28.4. fand in den Räumen der Freien Waldorfschule eine Veranstaltung des Alkuin-Zweiges – Anthroposophie in Aachen zum Thema ´Wie weiter mit der Demokratie`statt. Knapp 20 Menschen mit z.T. sehr unterschiedlichem Hintergrund – soweit bekannt – waren zu dieser öffentlichen Veranstaltung erschienen.

Beginn mit Impulsvortrag

Demokratie ist eine vielschichtige, langwierig und schwer errungene Staatsform, die der ständigen Erneuerung bedarf,, was aber zunehmend unter die Selbstbedienungsmentalität von z.T. intransparenten Interessensphären gerät und von starren Parteikorsetten konterkariert wird..
Die Folge sind schwammige Mehrheiten, Politikverdrossenheit mit niedriger Wahlbeteiligung; ´die da oben`; sich nicht mehr wahrgenommen fühlen.
Dazu kommt wachsender Individualismus (nicht nur am Supermarktregal), starker Freiheitsdrang mit schwindender Bereitschaft zur Verantwortungs-übernahme. Das liegt aus anthroposophischer Sicht in der Natur der Menschheitsentwicklung, die nun aber eine bewusste Hinwendung zu Mitverantwortung nötig macht. Egoismus entsteht von alleine – das Soziale ist eine bewusst gewollte Kulturleistung. Wird sie nicht errungen, kommt es bei einem weiter so zum Chaos. Das würde auch eine autoritäre an die Stelle tretende Staatsform nur hinauszögern und letztendlich verschlimmern.
Jeder wird lernen müssen, mit seinen Entscheidungen und seinem Tun, immer das Ganze in den Blick zu nehmen.

Intermedium

Nach dem Vortrag gab es eine stille Zeit der Reflektion auf die eigenen Nöte, Ärger und Perspektiven zum Thema.
Danach wurden Gruppen gebildet, in denen jeder Teilnehmer ein Quäntchen Zeit hatte, eben diese darzulegen, ohne dass es diskutiert wurde.
In einer zweiten Reflektion auf das nun Gehörte wurden die daraus gebildeten Inspirationen eingebracht.
Dies war in allen Gruppen sehr angeregt – Schwarmintelligenz par Exzellenz.

Finale

Zum Schluss gab es noch eine Gesamtrunde mit Essenzen, bei der deutlich wurde: jeder empfand sich als gehört und angeregt. Alle wollten mehr davon.

Hier einige Spots aus der Arbeit

  • Kritische Anmerkungen
    • Ist Demokratie noch gewollt?
    • Viele haben das Politische aufgegeben – keine Hoffnung mehr in sie.
    • Wem kann man noch trauen?
    • Muss das große Chaos kommen?
  • Ideen und Anregungen:
    • Parlamentarier nach Integrität vorschlagen – keine Parteien mehr; ein Rat dieser ´Weisen` führt mit beschränkter Amtsdauer
    • Entscheidungen so basisnah wie möglich; Straße – Viertel – Stadt – Regio – Bundesland – Bund; jeder muss mal ran; die Geeignetsten werden aus den unteren Ebenen in die Nächsthöhere empfohlen.
    • Abgeordnete sollten einen Kreis von interessierten Menschen um sich haben, die ihn vor Entscheidungen beraten und denen er anschließend berichtet.
    • Jeder Bürger sollte schon in der Schule lernen, dass er sich in einer Sache des Gemeinwohls engagiert. (Einstieg: die Schüler putzen die Schule selber – der ´Lohn` wird für Gemeinschaftliches genutzt)
    • Legalität und Legitimität im Blick haben
    • Ohne freie spirituelle Haltung funktioniert Gemeinschaft nicht.
    • Beuys hat das neue Soziale mit der ´sozialen Plastik` schon angelegt
    • Es geht nur über Freiheit in der Bildung – Gleichheit im Recht – Brüderlichkeit im Wirtschaften
    • Bildungs-,, Kultur-, Wirtschaftsräte u.a. die am Gemeinwohl orientiert aus Vertretern aller Betroffenen an der Sache entscheiden
    • Natürlich wurden auch Losverfahren und Bürgerräte eingebracht und auf Demokratie-Verfahren früherer Völker z.B. der Indianer hingewiesen

Abschließend erinnerte ein Teilnehmer an die Aussage Churchills:

´Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf`.

Man ging mit dem einhelligen Wunsch nach ‚mehr davon‘ auseinander. Ende August findet eventuell eine Fortsetzung statt.
Dazu kann man sich zeitnah auf www.anthroposophie-aachen.de informieren.
Das Ganze war inspiriert von einem ähnlichen aber Online-Format von ´mehr Demokratie e.V.`. – www.mehr-demokratie.de

 

Leser haben 9 Kommentare hinterlassen.

  • „Demokratie ist eine vielschichtige, langwierig und schwer errungene Staatsform“

    Die es realiter nie gab…
    Auch die HERRschende parlamentarische „Demokratie“ ist keine.

    Wir befinden uns längst in einer Diktatur, der herbeifabulierten Gesundheits-, Klima-, Energie- und Fachkräftemangelkrise – das Volk, der „Souverän“, spielt in unserem kapitalistischen System keine Rolle, er lässt sich freiwillig immer mehr entmündigen, Freiheitsentzug inklusive.

    „Unter der Demokratie besteht alle Politik aus einer Reihe dynastischer Fragen: Das Ziel ist stets der Posten, nicht das Prinzip.“ Henry Louis Mencken

    „Jean-Luc Picard“ von Star Trek:
    „Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, sind wir alle unwiderruflich gefesselt. Schurken, die ihre Schnurbärte zwirbeln, sind leicht zu er-kennen. Diejenigen aber, die sich in gute Taten kleiden, sind hervorragend getarnt.“

    Sozialismus statt Barbarei!

  • marinus bonte hat kommentiert am

    Gestern ist es passiert. Ich war gerade dabei, mit meinen Sovjetpanzermodellen zu spielen, da fing es an, kokelig zu riechen. Blöd: Ich hatte meinen Astralleib nach dem letzten Regen zum Trocknen in den Orgonakkumulator gehängt und vergessen ihn herauszunehmen. Und das nach dem Debakel mit dem kleinen Hund meiner Nachbarin, was ich ja so nicht absehen hatte können, ehrlich.

    Aber eigentlich hat das mit Demokratie sowenig zu tun wie mit Wurzelrassen. Und überhaupt: was haben geschichtliche Kreisläufe mit Politik zu tun. Es folgt halt eines dem anderen, geht rauf und runter, mal duftet es, mal stinkt es. Und dann geschehen doch seltsame Veränderungen: der Astralleib geht auf den Hund und auf Demokratie folgt Faschismus. Ein Mysterium. Selbst Rudolf Steiner sah es nicht vorher – und das ist ja nun wirklich erstaunlich.

    Zu nichts nütze das Zeug, eigentlich, weder besonders schädlich, noch viel nützlicher als ein TV-Apparat. Anthroposophie! der Trend geht eh zum Fitness-Studio.

    Für Kritiker der Friedensbewegung dürfte gerade das Wagenknecht-Lager interessanter sein. Warum die Zeit mit den Rassismus-Vorwürfen verplempern, die einer altmodischen Sekte gemacht werden, wenn die Pommes im Orgonakkumulator brutzelnden?

    …oh, Mist!

  • Marinus Bonte hat kommentiert am

    …eine etwas andere Bewandtnis hat es mit dem im obigen Kommentar zitierten Mencken. Diejenigen, die sich mit den populistischen Bewegungen in den USA beschäftigt haben, könnte der Autor bekannt sein als einer der Erzväter der sogenannten „Alt-Right“. – zumindest bemühten sich die Modernisierer des us-amerikanischen Konservativismus, allen voran der Libertarier Rothbard in den 70gern , den Nietzsche Hollywoods als einen ihrer Vorläufer zu beschreiben.

    Bezüglich des ausgewählen Zitats Menckens wird man sagen können, dass es den spät-aristokratischen Anschauungen Friedrich Nietzsches nichts Neues hinzufügt. Es ist eine Kritik der bürgerlichen Demokratie im reaktionären Geist. Und es verhält sich real natürlich genau umgekehrt: Gerade das unbedingte Festhalten am demokratischen P r i n z i p ermöglicht es dem bürgerlichen Politiker, sich über alle Sonderinteressen der Klassengesellschaft hinwegzusetzen und das Allgemeininteresse r e i n zu prätendieren. Kurz: Was so übrigbleibt scheint dann einer zynischen Betrachtung als der reine Selbstzweck, Herschaft um ihrer selbst willen oder eben: der Posten. Der vollendete Fehlschluss eines enttäuschten Idealismus und übrigens die Geschätsgrundlage jeder loyalen Opposition und bürgerlichen Demokratiebewegung.–

    Immerhin: die Generation von us-amerikanischen Konservativen, der Mencken angehörte, enthielt noch andere mehr politische Köpfe, die anders als die Protagonisten der Alt-Right, die sich heute auf sie berufen, noch um den Unterschied von Kommunismus und Faschismus wussten und sich gegen ihre ideologischen Voraussetzungen ein gewisses nüchternes Beobachtungsvermögen zu bewahren vermochten.

    Einer von ihnen war gewiss John T. Flynn, auf dessen Faschismus-Analyse wir an dieser Stelle hinweisen wollen, nicht, weil wir ihn für eine materialistischen Kritik als brauchbar befänden, sondern um die Differenz aufzuzeigen, die zwischen den us-amerikanischen Originalen und ihren deutschen Plagiateuren im „konservativ-revolutionären“ Spektrum der heutigen Oppositionsbewegung besteht.

    https://www.youtube.com/watch?v=4Ml7-aDXrgQ

    MZW

  • Marinus Bonte hat kommentiert am

    Korrektur: Nachdem ich den Kraz-Bericht über eine Veranstaltung der Anthroposophischen Gesellschaft auf Anraten eines Genossen dann doch gelesen habe, möchte ich mich korrigieren:

    Es ging da wohl weniger um die anthroposophische Esoterik selbst, als vielmehr um ein anti-liberales, anti-materialistisches Brainstorming, das u.a. auch dem Ausloten dienen sollte, inwiefern die vorübergehende Diktatur eines „Rats der Weisen“ als legitim empfunden und als „demokratisch“ verkauft werden könnte.

    Besonderes Lachen lief übrigens der Ausdruck „wachsender Individualismus (nicht nur am Supermarktregal)“ hervor, da die Annahme plausibel erscheint, der Autor betrachte den Einkauf im Naturkostladen als altruistische Kulturleistung, die der egoistischen Natur des Menschen („Egoismus entsteht von alleine“)abgerungen werden müsste.

    Na, da sollte ein Rat der Erleuchteten doch für sorgen können!

    Hat die Partei Die Basis keine Verwendung für solchen Anschauungen – ?

  • Man kann das ausschweifende Sezieren des von mir angeführten Zitats von Henry L. Mencken auch ein „wenig verkürzt“ formulieren und trotzdem der Wahrheitsfindung dienen:
    „…Das Ziel ist stets der Posten, nicht das Prinzip.“
    Versteht auch jede(r)…

    • Marinus Bonte hat kommentiert am

      Huch, das war aber schon Enlightainment!

      Es geht natürlich auch ganz kurz, so als Slogan:

      Wer den Weg als Ziel nimmt, gelangt wohin er führt.

      Schön, oder?

  • M. Bonte hat kommentiert am

    Wissenschaftliche Kritik ist uns immer willkommen!

    Hinein in die Marxistische Zelle West!

    Achten Sie auf Ankündigungen!

    https://m.youtube.com/watch?v=LuHzrXgV-e0&pp=ygUqbWFjaCBkb2NoIG1hbCBlaW5lbiB2ZXJiZXNzZXJ1bmdzdm9yc2NobGFn

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