Was will die „Friedensbewegung 2014″?
14. April 2014 | Veröffentlicht von Walter Schumacher / hr, Keine KommentareEtwa 150 Menschen versammelten sich am Samstag zu einer Friedensdemo am Elisenbrunnen. Gemeinsam ging es auf kurzem Weg zum Markt und dort startete eine zweistündige Veranstaltung mit offenem Mikrofon, langen Redebeiträgen und Kulturprogramm.
Die über Facebook angekündigte und organisierte Aktion war zwar deutlich kleiner als von den Veranstaltern erwartet und angekündigt. Sie entsprach den Mobilisierungsergebnissen der traditionellen Aachener Friedens&Antikriegsdemonstrationen mit dem auffälligen Unterschied: das Publikum war wesentlich jünger
als sonst – und außer den Leuten vom Antikriegsbündnis und zwei (sic) Personen der Linkspartei fehlten alle: Vom der Aachener Friedenspreis über attac bis zur SAV.
Unpolitische Beiträge
Durch das offene Mikro wurden viele TeilnehmerInnen motiviert, einige Sätze ans Publikum zu sprechen; aber fast alle Aussagen blieben unpolitisch und unkonkret.
Mitorganisator Ralf Schurig sprach in seiner langen Hauptrede über viele Aspekte, die ihm durch den Kopf gingen. Es ging von „Frieden beginnt in Dir selber“ und „Wir müssen uns organisieren“ bis hin zu „sobald jemand etwas kritisches sagt, wird er vom Staat bzw. den Medien bekämpft“. Auch das Freihandelsabkommen (TTIP) wurde kritisiert, die Finanzkrise korrekt als Bankkrise benannt und als Angriff auf die Gesellschaft gekennzeichnet.
Unklare Stoßrichtung
So richtig viele seiner Einzelaussagen waren; das Ziel seiner Rede erschloss sich dem kraz-Berichterstatter nicht. Aber das, was von vielen erwartet wurde, machte er nicht: Schlurig plädierte in Aachen weder für rechtes Gedankengut, noch für eine rassistische Hetze und auch nicht für eine Querfrontpolitik (=Bündnis mit der Rechten).
- Es ging um „Frieden“, aber die Bundeswehr und ihre Kriege kamen nicht vor.
- Es ging um die „Macht der Finanzmärkte“, aber es gab keine Kapitalismuskritik.
- Es ging um „aktiv werden“, aber es gab keine Vorschläge für ein „Wie“.
Vielleicht zeigt die Info auf der Facebookseite von Friedensbewegung2014 die Unklarheit am besten, wenn dort steht:
„Liebe Menschen!
Ihr alle tragt dieses beklemmende Gefühl in euch.
Ihr wisst, was es ist. Tief im Inneren sehnt sich jeder Mensch nach Freiheit.
Wie FREI sind wir wirklich ?“
In Summe bleibt der Beobachter verwirrt zurück: Viele junge Leute, die sich offensichtlich zum ersten Mal organisieren & engagieren wollen, aber es war kein Ziel, keine Forum für eine politische Entwicklung dieser Bewegung erkennbar.
War es politisch richtig, diese Aktion „rechts liegen zu lassen“?
Deshalb war es schade, dass die linken politischen Strukturen in Aachen dieses Aktion „rechts liegen ließen“. Hier wären aufklärerische und inhaltliche Flugblätter möglicherweise auf fruchtbaren Boden gefallen. Einzig das Antikriegsbündnis hatte versucht, mit Agitation (InfoTafeln) und einem Flugblatt (unten die Links zum Text des Flugblatts) inhaltliche Positionen in diese Demo&Kundgebung zu bringen.
Es gibt offenbar große Berührungsängste zu einer nicht völlig einschätzbaren politischen Strömungen. Hubert von der Linkspartei Aachen beschreibt die es sehr gut: „… was die Friedensbewegung2014 losgetreten hat, ist doch genau das, worauf wir als Linke schon immer sehnsüchtigst gewartet haben, nämlich dass die Menschen, die genauso die Schnauze voll haben wie wir, endlich den Arsch hoch kriegen und für ihre Interessen auf die Straße gehen? Dieses positive Element sollten wir bei der Suche nach dem Haar in der Suppe nicht gänzlich aus dem Auge verlieren. …. „
Dokumentation:
Vorderseite des Flugblattes vom Anti-.Kriegs-Bündis-Aachen (vom IPPNW)
Rückseite des gleichen Flugblattes (Artikel aus der FAZ)
Hier noch ein Tipp für Mittwoch, den 16.4.
Tipp: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=9867 Interview mit Jutta Ditfurth über neurechte „Friedensdemos“ HEUTE in „Kulturzeit“, Kulturmagazin auf 3sat (TV) Mittwoch 16.4.2014, 19:20 -20:00 Uhr
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