Verleihung des Aachener Karlspreises
10. Mai 2018 | Veröffentlicht von Aktionsbündnis gegen Atomenergie / ws, Keine Kommentare… aus „parteiischer Sicht“
Die Verleihung des Aachener Karlspreises wollte das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie (AAA) nutzen, um Druck auf Präsident Macron und die lokalen Vertreter im Karlspreisdirektorium auszuüben, sich eindeutig für die Schließung von Tihange auszusprechen.
Etwa 800 Menschen beteiligten sich an einer Demonstration vom Welthaus auf den Marktplatz bis in den abgesperrten Bereich. Sie trafen dort auf weitere 800 Anti-Tihange-Demonstranten, die anderweitig dorthin gekommen waren. Durch diese große Anzahl dominierten sie den Besucherbereich des Platzes in „gelb“.
Hier zu dem Protest (bis min 3:50) ein erstes Video von Marius Peschke
Natürlich waren die allermeisten aus Aachen und Umgebung gekommen. Aber auch aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg hatten Delegationen und Einzelpersonen den Weg nach Aachen gefunden; kleinere Gruppen auch aus Köln, Düsseldorf, Bonn und sogar aus Lingen!
Während der ganzen Proteste erklang immer wieder ein umgedichtetes Lied (mit der Melodie von ‚Frère Jacques‘). Doch fast immer, sobald sich Macron oder Verantwortliche für seine Preisverleihung zeigten, wurde der Gesang – entgegen der ursprünglichen AAA-Intention – durch wütendes Pfeifen und Buhrufe übertönt.
Warum gegen Tihange?
Diese Frage war wohl für ALLE Besucher der Veranstaltung ‚kein Thema‘. Jeder in Aachen weiß über die Risse- und Pannenreaktoren Bescheid.
Warum Protest bei Macron?
Vorausgegangen war die Erkenntnis, dass er als französischer Staatspräsident über 28% der Stimmrechtsanteile an dem maroden Atommeiler in Tihange hält und insofern erhebliche Einflussmöglichkeiten für dessen Schließung hat.
Und hier (demaskierende) Zitate von Macron zu Tihange!
Vielleicht ist das Thema Tihange eben auch so ein Missverständnis zwischen den Kulturen. […]
Pulse of Europe: Der blaue Block
Die dort versammelten ca. 200 Menschen zeichneten mit ihren Schildern ein durchweg sehr positives und unkritisches Bild der EU. Teils waren es wohl reine Bejubler des jugendlich wirkenden französischen Präsidenten, teilweise aber auch Menschen, die sich wirklich im Glauben auf Frieden für dieses Europa einsetzen.
Nachdem jedoch aus dem Bereich des „gelben“ Anti-Atomprotests (über Lautsprecher) wie folgt
argumentiert wurde: „Pulse of Europe und wir haben ein gemeinsames Ziel. Wir wollen eine Europa der Bürger. Genau dafür steht Macron nicht sonder er steht für ein Europa der Konzerne. Bitte legt heute eure blauen Sachen ab.“ zerbröckelte dieser ‚blaue Block‘ zusehends bis auf ca. 30 Personen. Hinterher waren mehrere Dutzende Personen zu beobachten, die sowohl das „Blau von Pulse of Europe“ trugen als AUCH das Gelb und die Schilder von Stop-Tihange!
Hier ein Nachtrag aus der „SuperSonntag“. Sie liefert ein Musterbeispiel, wie man durch tendenziöse Fotos „neue Realitäten“ schaffen kann
Weiterer sichtbarer Protest auf dem Markt
Hier war das Hauptthema der „Krieg“. Sichtbar waren folgende Transparente
- „Frieden ist nur MIT, nicht gegen Russland möglich, Abrüsten statt Aufrüsten“
- „Niemand hat die Absicht einen dritten Weltkrieg anzuzetteln“
- „NATO raus – Raus aus der NATO“
Schlusskundgebung vorm ‚Kittel‘
Nachdem die „offiziellen Gäste“ das Rathaus verlassen und den Marktplatz überquert hatten, gingen die meisten Tihange -Gegner nach Hause. Ein kleiner Rest von 200 Unermüdlichen traf sich dann zur Abschlusskundgebung vor dem ‚Cafe Kittel‘. Von dort sangen sie den Gästen – die schon in der Aula Carolina zum Imbiss verschwunden waren – nochmals das umgedichtete Frère Jacques-Lied.
Fischer & Cohen-Bendit
Buchstäblich in der letzten Minute tauchten plötzlich die beiden Ex-Grünen auf dem Bürgersteig neben der Schlusskundgebung auf, um gleich wieder Richtung Kneipenviertel weiter zu ziehen. Völlig spontan reagierten fast alle Anwesenden mit sehr großem Unmut auf diese Beiden. Es fielen Worte wie „Verräter, …[nicht zitierfähig, kraz]“, die zeigten, dass die Enttäuschung über ihren früheren Verrat an der Anti-Atombewegung immer noch bei vielen AktivistInnen tief sitzt.
Übrigens: Nach dem Ruf Verräter erwidert Fischer “Für einen wie Dich bin ich gerne Verräter!
Zu den Aachener GRÜNEN
Die beiden oben genannten Ex-Grünen erinnern daran, dass sich die Aachener Grünen beim Karlspreis völlig vom aktiven Protest gegen Tihange verabschiedet haben. Sie waren nicht auf dem Markt bei den Protesten, sondern (ihre Vertreter) IM Rathaus bei den Klatschenden.
Im Vorfeld hatte Helmut Ludwig als Vertreter der Grünen das noch ausdrücklich in den AN begründet und sich gegen Protest auf dem Markt gestellt. Kurz vor der Preisverleihung gab es dann aber doch noch einen „offenen Brief“ gegen Tihange; der öffentliche Druck hat sie offensichtlich dazu gezwungen.
Ein gelber Lichtblick: Die Piraten!
Als die Ehrengäste des Karlspreises die Rathaustreppe ‚herunter schritten‘, war viel Dünkel und viel chic zu sehen. Aber es gab EINEN erfreulich-gelben Lichtblick. Zwei Aachener PiratInnen trugen „gelb“!(Nachtrag am 16.5.)
Die weißgekleideten schweigenden „Schutz“boten
Am Vorabend (Mittwoch) der Karlspreisverleihung gab es eine weitere Aktion des AAA: An mehreren Orten, wo Macron auftrat, standen jeweils zwei Personen in weißen Schutzanzügen entlang des Weges – schweigend, aber mit dem Mobilisierungsflyer für den Himmelfahrtstag. Die Akteure postierten sich gut sichtbar in Staubschutzanzug und -maske an exponierten Stellen in den jeweiligen Sicherheitsbereichen.
Nicht nur die Medien nahmen Kenntnis von den MahnerInnen – bereits am Fischmarkt, unmittelbar nach seiner Ankunft, signalisierte Macron erstmals die direkte Wahrnehmung.
Kurz vor Schluss, als der französische Präsident beim Gang über den Markt offensiv an die Schaulustigen herantrat, nahm er tatsächlich einen Mobilisierungsflyer unserer „Schutz“boten.
Die schwarzgekleideten und vermummten „Schützlinge“
Um den Bericht vollständig zu machen: Auf den Dächern rund um den Marktplatz waren diverse Scharfschützen (?) in dunkler Kampfmontur zu beobachten. Sie zielten mit ihren Gewehren/Zielfernrohren auf die Protestierenden! Es gab teilweise ängstliches Erstaunen über soviel „Betreuung“, aber auch viel Unmut darüber.
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