Umverteilen tut Not – hier und am Zuckerhut

14. Februar 2013 | Veröffentlicht von Pappnasen / ws, Keine Kommentare

Mehr als 150 alternative Karnevalist_innen der „Pappnasen Rotschwarz“ haben am 11. Februar 2013 zusammen mit Attac-Aktiven beim traditionellen „Zoch vorm Zoch“ (in Hochdeutsch: Zug vor dem Zug) beim Kölner Rosenmontagsumzug für eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von Oben nach Unten Stimmung gemacht.

Unter dem Motto „Ömverdeile deit Nut – he und am Zockerhut“ (Umverteilen tut Not – hier und am Zuckerhut) brachten die globalisierungskritischen Politjecken dabei tausende bunt gestalteter „Gut- und Bösscheine“ unter die rund 500.000 Menschen am Zugweg – mit konstruktiv-satirischen Vorschlägen,
 wie die fünf Billionen Euro Barvermögen auf deutschen Konten sinnvoll zu nutzen wären.

Nach dem Umfairteilen-Aktionstag

im vergangenen September – die Pappnasen waren mit einer ironischen Reichendemo dabei – war für die Gruppe ihr diesjähriges Sessionsthema klar:
So ließen sich beim Zoch zunächst ALDI-Brüder, „Hätschfong“-Manager, griechische „R€€d€r“, Zuckerbarone und der „Geldscheinheilige Bankratius“ in Rikschas und Sänften durch Köln kutschieren. Ihnen auf dem Fuß aber folgten die „Umfairteiler“: So der kölsche Rächer der Entrechteten, „Tünnes Hood“ als Großpuppe mitsamt seiner Gefährtin „Lady Mariesche“, dazu eine bunte Schar von „Robin Hoods aller Länder und Veedel“.

Verstärkung gab es in diesem Jahr erstmals auch von der Underground-Bläserformation „Kwaggawerk“ und einer getanzten Polit-Performance der Sporthochschule Köln.
Gemeinsam mit den Jecken am Straßenrand sangen UmverteilerInnen und Reiche liebevoll-bissig umgetextete Karnevals- und Stimmungslieder.

Nit Eure Pinke-Pinke – uns gehört die Welt

Der alte Jupp Schmitz-Klassiker „Wer soll das bezahlen?“ wurde da schon mal weitergedichtet: „Dat is nit Eure Pinke-Pinke – uns gehört die Welt!“. Und auch die brasilianisch inspirierten Bläck Fööss-Hits „Mer bruche keiner“ und „Copacabana“ kamen textlich ganz neu zu Ehren. „Alle Pappnasen-Songs kann man jederzeit nachhören auf unserer neuen Webseite pappnasen-rotschwarz.de“, erzählt Boris Loheide von der Kölner Attac-Gruppe. Dort ist auch das Projekt „Udo und die Nanas“ dokumentiert, mit dem die Alternativ-Karnevalisten im vergangenen Mai bei den Blockupy-Protesten in Frankfurt für Furore gesorgt hatten. Loheide: „Die ‚Udo und die Nanas‘-Schlager sind übrigens voll karnevals- und schlagerpartytauglich – und stehen frei im Netz“.

Die Pappnasen Rotschwarz (früher: „G8-Pappnasen“), die erstmals am Rosenmontag 2007 den „Zoch vor dem Zoch“ aufmischten, um für die Anti-G8-Proteste in Rostock zu mobilisieren, verstehen sich als Teil der alten obrigkeitskritischen kölschen Karnevalstradition – und engagieren sich zugleich in der globalen Bewegung für Demokratie, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. „Es geht uns immer auch um den Zustand unserer Welt. ‚He un am Zockerhut‘ ist kein Lippenbekenntnis. Wir denken global und sind aktivistisch jeck“, erklärt Boris Loheide. http://www.attac.de/aktuell/umverteilen/aktionen/rosenmontagsaktion/

Pappnasen Rotschwarz (früher „G8-Pappnasen)

Seit 2007 feiern die Pappnasen Rotschwarz (früher „G8-Pappnasen) auf besondere Art Fastelovend: Mit 80 bis 100 Jecken setzen sie sich im traditionellen „Zoch vor dem Zoch“ an die Spitze des Rosenmontagzuges und bieten ein freches, satirisch-karnevalistisch-politisches Frohsinn-Specktakel – gemeinsam mit Meschen von ATTAC-Köln, Occupy-Cologne und vielen anderen Untergrundjecken.
Mit dabei: Bunte selbstgebaute 4-Meter-Großpuppen, saatirische „Flugblätter“ (in Form von Geldscheinen, Bierdeckeln oder Umweltplaketten), schräge Gefährte wie Rikschas, fahrbare Betten und umgerüstete Bollerwagen…………………..  …..umgetextete und live gesungene Karnevalslieder, riesige Plakatkaritaturen. Vorallem aber: Jede Menge Spaß. Und siehe: Die 500.000 bis 1 Millionen KölerInnen und Zugereisten am Zugweg feiern mit bei der Instandbesetzung des Rosenmontagzuges. Sogar Zugleiter Christoph Kuckelkorn outet sich als Pappnasen-Fan. So sind die Pappnasen nach sechs erfolgreichen Jahren im Zoch vor dem Zoch inzwischen beides: Ein neuer Weg, die alte obrigkeitskritische Tradition des Karnevals wiederzubeleben – und selbst schon fast wieder Tradition…

Und die Obrigkeit?

Lässt sich nicht lumpen, sondern verhält sich auch wie eine: In den ersten Jahren gibt es Ermittlungsverfahren gegen die Initiatoren wegen „Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz“. Am Rosenmontag! In Köln! Obwohl die Pappnasen extra ein Schild mit sich führten: „Lieber Herr Staatsanwalt! Wir sind nur ein Karnevalsverein!“ Inzwischen haben die Paragraphenreiterkorps von Staatsanwaltschaft und der Polizei sich der jecken Macht des Faktischen allerdings gebeugt. Und die
Pappnasen Rotschwarz werden auch am kommenden Rosenmontag wieder unterwegs sein…
     
Pappnasen-Chronik
kt.de

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