Tihange-2 und Doel-3 wurden abgeschaltet!

26. März 2014 | Veröffentlicht von Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen / hs, Keine Kommentare

Ein vorläufiger (?) Sieg der Vernunft

Gestern fiel in Belgien die Entscheidung, die beiden umstrittenen belgischen Atomreaktoren Tihange-2 und Doel-3 vom Netz zu nehmen (siehe hier) (1). Beide Reaktoren lagen bereits ein Jahr lang still, nachdem 2012 tausende Risse im Stahl der Reaktordruckbehälter festgestellt wurden. Umweltorganisationen und Grüne hatten das Wiederanfahren der beiden Reaktoren seinerzeit scharf kritisiert, da viele Fragen zu den Fehlstellen unbeantwortet blieben.

Als Grund der vorläufigen Stilllegung wurde seitens Electrabel/FANC angegeben, dass weitere Tests bzgl. der Fehlstellen durchgeführt werden sollen. Da diese Stilllegung aber schon deutlich vor den eigentlich geplanten Revisionsterminen geschieht, scheinen noch andere Gründe bei den AKW-Betreibern vorzuliegen.

Wissenschaftliche Konferenz zu Tihange-2 und Doel-3

Das Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie hatte schon seit 2012 eine stark technisch argumentierende Kampagne gegen diese beiden AKWs betrieben. Höhepunkt war eine Konferenz im Januar 2014, auf der Wissenschaftler beraten hatten, wie die bekannt gewordenen Risse in den Reaktoren zu bewerten sind. Resumee der Konferenz war, dass ein Weiterbetrieb dieser beiden AKWs unverantwortlich wäre.
Der Ergebnis-Report wird am 10. April im Europaparlament der europäischen Öffentlichkeit vorgestellt. Der vorläufige Konferenzbericht hatte zur Begutachtung unter Fachleuten zirkuliert; sehr vermutlich stand er auch der FANC und Electrabel zur Verfügung. Möglicherweise haben diese erkannt, dass sie die dort formulierten Aussagen nicht weiterhin zur Seite schieben können. 
In einer gemeinsamen Erklärung des Aachener Anti-Atom-Gruppe und den Europäischen Grünen erklärt

Rebecca Harms

Als Vorsitzende der Grüne/EFA-Fraktion im Europaparlament sagt sie dazu:„Es war vorschnell und gefährlich die beiden Reaktoren 2013 wieder in Betrieb zu nehmen. Noch immer ist ungeklärt, wie und wann die Fehlstellen im Stahl entstanden sind. Es ist nicht auszuschließen, dass sie sich während des Betriebs verändern oder vergrößern. Ein Bersten der Reaktordruckbehälter hätte im dicht besiedelten Belgien und in den Nachbarländern katastrophale Folgen. Es ist deshalb richtig, dass die Reaktoren nun erneut heruntergefahren wurden. Sie dürfen keinesfalls wieder ans Netz gehen, wenn die Ursache der Fehlstellen nicht zweifelsfrei geklärt werden kann.“

Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie

Als ein Sprecher dieses Bündnisses fügt Walter Schumacher hinzu: “Die im Januar durchgeführte wissenschaftliche Konferenz zu den Fehlstellen hat bereits gezeigt, dass ein Weiterbetrieb der Reaktoren unverantwortlich ist. Die Ergebnisse dieses Treffens werden wir im Rahmen einer Pressekonferenz am 10. April in Brüssel gemeinsam mit der Grünen Fraktion im Europaparlament vorstellen. Ich bin mir sicher, dass unsere stete Kritik an dem unverantwortlichen Umgang mit den Rissen einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung genommen hat. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die FANC unseren Bericht der Konferenz bereits besitzt und deshalb voreilend diese Entscheidung traf.“

Das Aachener Anti-Atom-Bündnis hofft jetzt, dass das Ganze nicht nur eine vorübergehende Stillegung ist, sondern das beide AKWs dauerhaft stillgelegt werden. Aber es warnt vor Leichtgläubigkeit: „Noch hat Electrabell nicht aufgegeben. Wir dürfen so kurz vor der Ziellinie (=ENDGÜLTIGE Stillegung) nicht mit unserem Widerstand aufhören.“

Weiterhin offene Frage

In dem oben genannten Konferenzbericht wird an vielen Stellen bemängelt, dass Electrabel keine oder unvollständige Informationen veröffenlicht. Auch bei der aktuellen Meldung sollte Electrabel sofort sagen, was das denn für „unerwartete Testergebnisse“ waren und wo man diese Tests nachlesen kann.

Hoffentlich bleibt es nicht weiterhin bei der Verschleierungspolitik, sondern es werden zügig die neuesten Informationen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

(1) Hier übrigens die „offizielle Mitteilung“ des AKW-Betreibers über die Stillegung

 

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