Nazis blamieren sich

4. April 2012 | Veröffentlicht von Anne Waldgraf / jw, Keine Kommentare

Am 4. April wollten Faschisten einen Fackelmarsch durch Stolberg vollziehen. In guter NS-Manier wollten die Nazis durch die Stolberger Nacht ziehen und so Angst und Terror bei den Stolbergerinnen und Stolbergern verbreiten.

Das ihnen dies durchaus möglich ist beweisen die Zahlen der letzten Fackelmärsche. Zwischen 170 und 250 Faschisten versammelten sich in den letzten Jahren zu diesem Ereignis, um skandierend durch die kleine Stadt zu ziehen. Doch dieses Jahr scheint den Nazis dies nicht mehr möglich zu sein. Gerade einmal 45 Gestalten erschienen zu dem diesjährigen Fackelmarsch. Eher peinlich zog diese Kleinstgruppe durch abgelegene Straßen zu ihrer Kundgebung. Während des gesamten Weges wurden sie von lautstarken Rufen von Gegendemonstranten gestört. Am Kundgebungsort selbst, sorgten mehrere Nazigegner dafür, dass die Reden der Faschisten nicht gehört werden konnten. Traurig dürfte für die Nazis auch gewesen sein, dass an jedem Punkt, an dem man in Sicht und Hörweite protestieren konnte, mehr Menschen anwesend waren, als auf ihrem Fackelmarsch. Auch das für Nazis attraktive Spiel mit NS-Vorbildern dürfte nicht aufgegangen sein. Gerade einmal vier Fackeln konnte man bei dem „Fackel“-marsch beobachten. Selbst bei einem St. Martins-Umzug kann man mehr Fackeln sehen.

Schikanen gegen antifaschistischen Protest

Neben dem Stolberger Bündnis gegen Radikalismus, hatten ebenfalls mehrere Antifagruppen zu einer Demonstration aufgerufen. Vom Kaiserplatz aus sollte der Demonstrationszug in die Mühle ziehen. Jedoch konnte die Demonstration nicht einmal losgehen. Zuerst versuchte die Polizei vor Ort neue Auflagen zu erlassen, die entgegen den Absprachen zwischen Anmelder und Polizeibehörde standen. Da sich die vor Ort befindlichen Polizisten nicht einig waren, ob sie dies überhaupt durften, wurde der oberste Verantwortliche persönlich herbeigerufen. Nachdem der Versuch, die Demonstration so aufzuhalten anscheinend nicht zulässig war, bemängelte die Polizei, dass die Ordnerbinden Schwarz mit weißer Aufschrift waren und das nur Weiße mit schwarzer Aufschrift zugelassen werden können. Nachdem der Veranstalter auch dieses Problem löste, griff die Polizei auf das alte Gespenst der Vermummung zurück, um die Demonstration erneut zu schikanieren. Zu diesem Zeitpunkt sah der Veranstalter keine Möglichkeit mehr, eine vernünftige Lösung zu finden und beendete die Demonstration. Den gut 100 Nazigegnern wurde so ihr Recht auf Versammlungsfreiheit nicht nur erschwert, sondern völlig verwehrt.

Die Polizeibehörde hebt immer wieder hervor, dass sie gezwungen sei den Aufmarsch der Faschisten durchzusetzen. Schließlich verteidige die Behörde das Grundgesetz. Doch bei antifaschistischen Protest scheint die Polizei Wege und Möglichkeiten zu finden, eine Demonstration zu verhindern. Schon bei der Anreise, versuchte die Polizei die Nazigegner daran zu hindern bzw. die Ankunft zu verzögern. Es stellt sich die Frage, ob man an dieser Stelle noch von einer neutralen Rolle der Polizeiführung reden kann?

 

Nazis versuchen Nazigegner anzugreifen

 

Das die Nazis diesen Tag als große Niederlage verzeichneten, zeigt auch der eher befremdlich wirkende Versuch einige Nazigegner anzugreifen. Die Gruppe von etwa 10 bis 15 Nazis versuchte die Nazigegner zu überraschen, war jedoch selber über die Anzahl der Nazigegner so überrascht, dass sie den Angriff abbrachen und die Polizei die Faschisten einkesseln konnte.

 

Sicherlich ist an diesem Tag deutlich geworden, dass Stolberg nicht Bunt statt Braun ist, wie das Stolberger Bündnis gegen Radikalismus gerne erklärt. Denn dafür sah man zu wenige Stolberinnen und Stolberger auf der Straße. Aber es ist auch deutlich geworden, dass der anhaltende Protest, unter anderem vom Blockadebündnis Stolberg Nazifrei, den Aufmarsch für die Nazis immer unattraktiver macht. Am nun kommenden Samstag wird sich dann zeigen, ob der Mythos Stolberg überhaupt noch funktioniert oder ob der konsequente Protest von Antifaschistinnen dem Naziaufmarsch eine Ende gesetzt hat.

Wenn der Trauermarsch am Samstag genau so peinlich verläuft wie der Fackelmarsch, dürften viele Faschisten in Zukunft lieber zu Hause bleiben.

 

Blockadebündnis zeigt Flagge

 

Während beim direkten Protest gegen die Nazis nur wenige und zumeist nur junge Stolbergerinnen und Stolberger zu beobachten waren, zeigte das Bündnis Stolberg Nazifrei lautstark, dass es Nazis in der Region nicht duldet. Immer wieder entrollten Mitglieder des Bündnisses in Sichtweite der Nazis ihr Transparent mit dem Slogan „Stolberg – Den Naziaufmarsch gemeinsam blockieren!“. Aufgestanden gegen Rechts sind an diesem Mittwochabend die Blockiererinnen und Blockierer und das nicht durch einen symbolischen Akt, sondern durch mutigen und engagierten Protest. Schon jetzt unterstützen viele Menschen das Bündnis und es ist dem Bündnis zu wünschen, dass noch mehr Menschen ihrem Aufruf am Samstag folgen und den Nazis den Weg versperren. Auch ist zu hoffen, dass die Stolbergerinnen und Stolberger dann den Mut finden, deutlicher ihren Protest zu zeigen.

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