„NATO-Aufmarsch gegen Russland“ – Vortrag & Diskussion

20. April 2017 | Veröffentlicht von , Keine Kommentare

… wie ein neuer Kalter Krieg entfacht wird

Etwa 130 Teilnehmer*innen [1] waren gestern zum Vortrag und Diskussion in das Haus an der Frėre-Roger-Strasse gekommen. Dort trug Jürgen Wagner, Politikwissenschaftler und Historiker, von der Informationsstelle Militarisierung e.V. (IMI), Tübingen in einem spannenden und informativen Vortrag seine These vor, mit welchen Methoden „der Westen“ aktuelle erneut einen Kalten Krieg gegen Russland entfacht.

Hier der Einladungstext für die Veranstaltung:
Wir erleben derzeit eine in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellose Aufrüstung und weltweite Kriegsbeteiligung, einhergehend mit einer zunehmend weiter fortschreitenden Osterweiterung der NATO und massiven Aufrüstung ihrer Ostflanke. Selbst Walter Steinmeier warnte öffentlich davor, die Lage „durch lautes Säbelrasseln und Kriegsgeheul“ weiter anzuheizen. Spätestens seit der Ukraine-Krise ist das belastete westlich-russische Verhältnis in einem Maße eskaliert, dass man von einem neuen Kalten Krieg sprechen kann. Führende NATO-Kommandeure scheuen nicht einmal davor zurück, zu erklären, es sei zwar nicht zwingend, aber doch „sehr wahrscheinlich“, dass es zu einem Atomkrieg mit Russland kommen werde. [2]
Bei diesem hochriskanten Spiel mit dem Feuer reklamiert die Bundesrepublik eine Führungsrolle für sich. Sich entwickelt sich aktuell zur „Drehscheibe“ des US- und NATO-Aufmarsches und befindet sich damit bei den Auseinandersetzungen mit Russland an vorderster Front. Dies betrifft nicht zuletzt auch jüngste Bestrebungen, eine massive Militarisierung der Europäischen Union voranzutreiben.
Wie konnte es dazu kommen? Aus Sicht der NATO trägt Russland die alleinige Schuld, unter anderem wegen des Ukraine-Konfliktes. Jürgen Wagner setzt diesem „Narrativ“ auf der Grundlage von Fakten eine kritischere Sichtweise auf die Rolle des Militärbündnisses entgegen.

Wagner folgte in seiner Argumentation weitestgehend seinem aktuellen Buch (Titel: „NATO-Aufmarsch gegen Russland“, edition berolina). Er beschrieb nüchtern Fakten und verstand es vorzüglich, bei politisch brisanten Themen die Waage zu halten. Er kritisierte deutlich die westlichen Erpressungsmethoden, ohne dabei ins Gegenteil einer platten pro-russische Haltung zu verfallen. Bspw. benannte er das, was in den mainstream-Medien immer „russische Annexion der Krim“ genannt wird als eine „Aufnahme der Krim durch Russland“ und erwähnte erklärend, dass das aufgrund der konkreten Umstände sehr wohl eine völkerrechtlich legitime Handlung gewesen wäre.

Das neue deutsche Credo „Nie wieder Krieg – ohne uns“

Er warnte eindringlich vor dem, was in der FAZ „Deutschlands militärisches Erwachen“ genannt wurde. Für Wagner klingt das neue deutsche Credo so: „Nie wieder Krieg – ohne uns“.
Ebenso eindeutig benannte er die Gefahren durch die aktuelle Politik der NATO.
Er forderte deshalb – genau wie einige der Veranstalter – dazu auf, am 24. Mai nach Brüssel zu fahren und sich dort an den Protesten gegen den NATO-Gipfel zu beteiligen.

Die anschließende Diskussion

vertiefte diese Fragen. Es gab erstaunlicherweise KEINEN (nicht einen einzigen!) Widerspruch zu seinen Thesen bzgl. der westlichen Aufrüstung, obwohl doch in der öffentlichen Medienlandschaft die Position von dem „aggressiven Russland“ allgegenwärtig ist. Vielleicht lag das an der klaren Argumentationslinie oder aber daran, dass ausschließlich Zuhörer*innen anwesend waren, die schon eine entsprechend kritische Haltung mitbrachten.

Video-Aufzeichnung

Auch diese Veranstaltung wurde von =newscan= als Video aufgezeichnet und kann hier angeschaut werden.

Anmerkungen

[1] Eine Ursache dieser vielen Besucher*innen war sicher der breite Einladerkreis aus „Arbeitskreis Antimilitarisierung im Friedenspreis e.V“, „Ev. Erwachsenenbildungswerk“, Antikriegsbündnis (AKB), „Attac“, „pax christi“ und VVN-BdA (alle Aachen). Vielleicht bestand aber auch nur ein großer Informationsbedarf zum Thema.
Es war sicher eine gelungen gemeinsame Veranstaltung gegen die weitere deutschen Militarisierung.
[2] wörtliches Zitat von Richard Shirreff (zwischen 2011 und 2014 stellvertretender Oberkommandeur in Europa) aus „Richard Shirreff: 2017, War with Russia. An Urgent Warning from Senior Military Command. London 2016, S. IX“

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