Mit Baumhäusern gegen Bagger – ein Buchhinweis

16. September 2015 | Veröffentlicht von , Keine Kommentare

Geschichten vom Widerstand im rheinischen Braunkohlerevier

Baumhäuser-gg-BaggerDa die kraz die Aktionen gegen den Braunkohle-Tagebau unterstützt, bringen wir hier auch einen ausführlichen Hinweis auf eine Buch aus dieser Bewegung.

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Der Hambacher Forst ist Europas letzter „Urwald“; er ist 12.000 Jahre alt- und bald verschwunden, denn seit Jahren rodet und baggert der Energiekonzern RWE, Europas größter Luftverschmutzer, die grüne Landschaft zur Wüste.

Die Folgen für die Natur sind verheerend, nicht nur direkt vor Ort, sondern auch in Form der weiteren Aufheizung der globalen Temperatur durch die Braunkohleverbrennung. Die weltweiten Folgen sind Klimawandel, Klimakriege, Massenflucht, die lokalen: Zwangsumsiedlung, Bergschäden, Feinstaubbelastung, Vernichtung jahrtausendealter Siedlungsgemeinschaften und Kulturräume. Früher wären für das gigantische Vernichtungswerk der RWE Armeen und Kriege nötig gewesen, heute genügt eine handvoll monströser Bagger (im Schnitt 80-90 Meter hoch und 200 Meter lang), die von ein paar Kranführern bedient werden, dazu politischer und sozialer Druck und finanzielle Bestechung.

Im politisch und ethisch taubstummen Merkelland geschieht nicht viel, um dieses verrückte Treiben zu beenden- aber etwas passiert doch! Seit 2012 besetzen Umweltaktivisten mit Baumhäusern und (Dauer-)Camps den bedrohten Wald, sie blockieren Bagger, leisten Aufklärungsarbeit, vernetzen sich mit internationalen Gruppen und Aktivisten und probieren wie nebenbei in ihren „MonkeyTowns“, „Neuländern“ und „Skillsharing Camps“ alternative Lebens-, Lern- und Vergemeinschaftungsformen aus- für ein Leben jenseits von Umweltzerstörung, Ausbeutung und Konditionierung.

Repressionen, Durchsuchungen, DNA-Abnahmen, Inhaftierungen und Räumungen durch die Polizei und die privaten Sicherheitsdienste der RWE lassen die Aktivisten nicht den Mut verlieren, sondern sind ihnen Beweis dafür, daß es nicht „egal“ oder „umsonst“ ist, sich gegen die „Großen“ aufzulehnen, denn jedesmal, wenn sie reagieren und sich erklären müssen, verlieren sie Zeit (beim Baggern) und Ansehen (in der Bevölkerung und bei Aktionären), werden sie auf rechtlich dünnes Eis gelockt und machen sich immer stärker angreifbar.

Im vorliegenden Buch erzählen die Umweltaktivisten ihre Geschichten vom Widerstand, informieren über die Ökologie des Waldes, legen Medien- und Politfilz offen, machen sich Gedanken zur Frage, wie Menschen in Frieden miteinander und mit der Natur leben können. Verträumt, wütend, kampflustig, übermütig, optimistisch, nachdenklich – jeder Widerständler ist anders und vermutlich ist es gerade die bunte Vielfalt von Menschen und Aktionsformen, die den Widerstand im Hambacher Forst von Jahr zu Jahr weiterleben, wachsen und sich entwickeln läßt.

Just im Monat der Herausgabe dieses Buches stürmten 800 Aktivisten den Garzweiler Baggerkrater— alle wurden von der Polizei abgeführt und von der RWE wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Der Energieriese reagiert überzogen und panisch, die Aktivisten werden weiterkämpfen! (siehe hier auch den kraz-Bericht)

INHALT des Buches

Vorwort * Erste Erklärung aus dem Hambacher Urwald * Steckt Euch Eure Kohle in den Piep!
TEIL 1 – DER HAMBACHER FORST
Zwölftausend Erdenjahre * Geschichte und Ökologie des Waldes und bedrohte Tierarten * Wildpflanzen * Rezept für einen „Hambacher Wildsalat“
TEIL 2 – RWEs KOHLERAUBBAU UND DIE FOLGEN
Braunkohle und die Folgen * Jetzt ist sie weg * Rechtlicher und historischer Hintergrund der Umsiedlungen * Die Mär von der rekultivierten Sophienhöhe * Subjektive wissenschaftliche Studien und Medien * VeRWEchselbar: Klüngel oder Amtsmissbrauch * RWE, Staat und DuMont: Der Filz der Braunkohle * Weitere Folgen des Filzes * Verknüpfung von Herrschaft und Umweltzerstörung * Sofortausstieg ist möglich – Atomkraft und Braunkohle auf einen Streich
TEIL 3 – WIDERSTAND IN WALD UND UMGEBUNG
Was gibt es sonst noch so an Widerstand? * Kleines Lexikon der Aktionsformen * Ein paar Gedanken zu Solidarität und Gewalt * Bericht vom ersten „Besetzungs-Fest“ * Ein ganz besonderer Waldspaziergang * Die Tunnelräumung: Ein Interview mit dem „Maulwurf“ * Die Räumung von Monkey Town: Kampf um den Wald! * Die letzten Nachrichten aus Neuland * Anti-Räumungs-Leitfaden
TEIL 4 – REPRESSION
Was ist Repression? * RWE vertreibt Wanderer*innen * Brutale und rechtswidrige Personenkontrolle * Gedächtnisprotokoll einer Gewahrsamnahme* Abschaffung des Vermummungsverbots * Warum mitspielen? Erklärung zum Verweigern der Personalien * Was hilft, Repression emotional zu überstehen? * Die erkennungsdienstliche Behandlung * Auf dem Weg zur Gefangenensammelstelle * Bericht über die Haft des Umweltaktivisten Moritz * Durchsuchung der Wiesenbesetzung * Juristische Anti-Repressions-Arbeit
TEIL 5 – LEBEN AUF EINER WALDBESETZUNG
Interview über den Alltag auf einer Waldbesetzung * Die Waldbesetzung – ein offener Raum? * Essens- und Wasserversorgung * Die Komposttoilette oder „Ein Scheißhaufen für RWE“ * Reproduktive Arbeit * Ausschnitt aus den Aufzeichnungen eines Baumbesetzung * Kleine Geschichte vom Traum eines Kletterbären * Skillsharing-Camps: Alternative Lernmöglichkeiten * Leben ohne Geld – Fragmente eines besseren (?) Lebens* Über das Leben ganz oben gegen die da oben
TEIL 6 – ANHANG
Nachwort * Vernetzte Projekte * Anmerkungen und Quellen * Bildquellen * Kommentiertes Medienverzeichnis

ISBN 978-3-931504-55-7 , 197 Seiten, DIN A5, mit vielen Abbildungen und Farbphotos. Druck auf Umweltpapier, Recycling-Kartonumschlag.

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