Menschen-Kettenreaktion in Büchel
13. September 2021 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine KommentareAtombomben weg – Verbotsvertrag beitreten!
Am 5.9. gab es in Büchel eine Menschenkette gegen die dort lagernden Atomwaffen.
Aus Aachen war sowohl ein Bus von IPPNW und DFG/VK als auch mehrere PKWs mit Leuten der Freien-Linke-Aachen gefahren Hier der Bericht der „Freien-Linke“:
Sonntagmorgen ging es um 9:00 Uhr für 3 Vertreter der Freien Linken Aachen los ins rheinland-pfälzische Büchel, um sich dort an der Menschenkette gegen Atomwaffen zu beteiligen. Als Transportmittel hatten wir den PKW gewählt, da wir uns mehr als 2 h Corona-Maskerade und 3G-Regel im ebenfalls aus Aachen fahrenden Bus ersparen wollten. Weiter 12 FL-AC Mitgliedern fuhren parallel in anderen PKws hin und zwei von uns waren bereits am Freitag vorausgefahren und bildete einen Teil des Organisations-Teams.
Zum Hintergrund:
in Büchel, auf dem Gelände des dortigen Bundeswehr-Fliegerhorstes, sind die letzten 20 (US-)Atombomben auf deutschem Boden stationiert, jede mit ca. der 4-fachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Im Rahmen der sogenannten „atomaren Teilhabe“ liegen die Bomben dort schon seit 60 Jahren. Anstatt sie endlich abzuziehen, wie bereits 2009 im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Regierung als Ziel formuliert, werden die Bomben demnächst für ca. 10 Milliarden Dollar modernisiert!
Die Menschenkette
Kurz nach 11:00 Uhr erreichten wir Büchel. Nachdem wir uns einen ersten Eindruck am Haupteingang zum Fliegerhorst verschafft hatten – direkt daneben flatterten schon die Fahnen der Friedensbewegung -, haben wir uns dann zum Startplatz der Menschenkette im Gewerbegebiet Büchel begeben.
Das Schließen der Menschenkette war für 13:00 Uhr geplant, es war also noch etwas Zeit nicht nur zu dem uns zugewiesenen Bereich zu gehen, sondern uns einmal die gesamte Kundgebungsstrecke anzuschauen und dabei mit vielen Leuten der einzelnen Gruppen ins Gespräch zu kommen.
Große Teile der Strecke führten unmittelbar am Zaun vorbei der das Gelände vollständig umgab. Der stabile Metallzaun war erst kürzlich für schlappe 11 Mio. Euro, ca. eine Mio. pro km, neu errichtet, da es vor einigen Jahren einigen Aktivisten gelungen war auf den Fliegerhorst bis zur Startbahn vorzudringen. Als zusätzliches Hindernis hatte man noch den provisorischen Maschendrahtzaun stehen lassen. Beide Zäune waren mit NATO-Draht gesichert. Alle paar Meter gab es an Masten Überwachungskameras. Durch den äußeren Zaun verliefen Kabel (Bewegungsmelder?). Hinter dem Zaun patrouillierten Feldjäger in Bullies und zu Fuß. Insbesondere einige junge Obergefreite machten sich unangenehm bemerkbar, indem sie die Demonstrationsteilnehmer ziemlich rüde anwiesen, das Fotografierverbot einzuhalten. Sie mussten sich scheinbar vor ihren Vorgesetzten beweisen. Ansonsten haben wir keine Zwischenfälle mit den Wachen erlebt.
Angesichts der geschätzten 10 Milliarden Dollar, welche die Modernisierung der gut 30 Jahre alten „dummen“ Abwurfbomben vom Typ B61-3 und B61-4 durch modernste „smarte“, mit Lenksystem und Satellitennavigation ausgestattete Präzisions-Mordwerkzeuge vom Typ B61-12 kostet, sind die 11 Millionen Euro für den neuen Zaun allerdings „Peanuts“. Die Modernisierung erfolgt übrigens auf Drängen u.a. des „Friedens“nobelpreisträgers Barack Obama.
Der Kettenschluß
Pünktlich um 13:00 Uhr wurde die aus gut 800 Menschen gebildete, nach Organisationen bzw. Städten aufgestellte Kette für 15 min geschlossen, mit Gesang und La-Ola-Wellen. Corona-konform wurde dabei mit 1,5 m langen Bändern, die gegen eine Spende erhältlich waren, für den nötigen Abstand gesorgt.
Aus unserer Sicht war erfreulich, dass so gut wie niemand eine Maske trug (ich habe vielleicht 20 Maskenträger gesehen). Wir von der Freien Linken AC haben unser ca. 3,5 m langes knallrotes Transparent „Deutschland raus aus der NATO – NATO raus aus Deutschland“ entrollt, was auf reges Interesse stieß.
Neben Friedensgruppen aus der ganzen Republik waren an Parteien vor allem DIE LINKE (u.a. mit dem Aachener Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko) und die DKP mit jeweils mehreren Dutzend Mitgliedern vertreten. Von SPD und Bündnis90/Die Grünen habe ich dagegen nur 1 bzw. 2 Fahnen gesichtet. Der Friedenskampf scheint bei diesen Parteien keine allzu große Priorität zu haben.
Leider war es aufgrund der geringer als ursprünglich erwarteten Teilnehmerzahl nicht möglich, wie die gesamten 3 Kilometer vom Gewerbegebiet bis zum Haupteingang des Fliegerhorstes abzudecken, sondern nur etwas mehr als die Hälfte der Strecke.
Alles war bestens organisiert. Dabei konnte man von der Erfahrung der Aachener Mitglieder des Orga-Teams profitieren, die vor einigen Jahren bereits die Menschenkette rund um das KKW Tihange geplant hatten.
Nach dem Ende der Aktion bewegten sich dann die meisten Teilnehmer in Form einer „wandernden Kette“ Richtung Haupttor, wo um 14:30 Uhr die Abschlusskundgebung mit Rednern aus dem In- und Ausland (Niederlande, Belgien, Italien) stattfand. Dabei wurde auch auf die nächste größere Aktion der Friedensbewegung, der Protest gegen das in Nörvenich bei Düren am Samstag den 9.10.2021 stattfindende Atomkriegsmanöver Steadfast Noon hingewiesen.
An der Abschlusskundgebung nahmen noch ungefähr die Hälfte der Demonstranten teil.
Um 16:00 Uhr war dann das offizielle Ende der Veranstaltung.
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