Marxismus statt kleinbürgerlicher Revoluzzertum

9. Juli 2012 | Veröffentlicht von Jens Wegener / ws, Keine Kommentare

Am 4. Juli feierte die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) Aachen ihr vierjähriges Bestehen.

Grund genug für unsere Zeitung ein Interview mit der wiedergewählten Vorsitzenden Tabea zu machen.

kraz: Nach dem Untergang der sozialistischen Staaten dachten viele, dass damit auch das Ende für marxistisch-leninistische Gruppen eingeläutet wird, doch anscheinend habt ihr es geschafft, die SDAJ wieder zu neuem Leben zu erwecken?

Tabea: Die SDAJ Gruppe Aachen besteht jetzt seit 4 Jahren. Die Sozialistische Deutsche Arbeiter Jugend gibt es jedoch schon viel länger,sie wurde am 05. Mai 1968 von Jugendlichen und auch jungen Mitgliedern der ehemaligen KPD gegründet.

Die SDAJ ist heute in fast jedem Bundesland mit mehreren Ortsgruppen vertreten.

Es gibt viele Menschen die überrascht sind, dass es uns noch gibt, obwohl die SDAJ schon so lange besteht. Dies zeigt uns, dass es dringend notwendig ist, der Gesellschaft und vor allem den Jugendlichen politische Bildung näher zubringen.

kraz: Neben der Neuwahl des Vorstandes habt ihr euch auch einen Arbeitsplan erstellt für das nächste Jahr. Was sind eure Pläne?

Tabea: Für das nächste Jahr sind zwei inhaltliche Veranstaltungen geplant. Hierzu werden Referenten eingeladen und wir hoffen, dass gerade in der Diskussion einiges erarbeitet werden kann.

Wir wollen unter anderem unsere Forderungen für die Stadt Aachen ausarbeiten und veröffentlichen. Zudem werden wir einmal im Monat zusammen mit der DKP Aachen einen Infostand machen. Unser Ziel ist es, die SDAJ Aachen mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Im letzten Jahr haben wir viel Bündnisarbeit gemacht, wodurch die eigene Gruppenarbeit eher in den Hintergrund gerückt wurde. Dies wollen wir dieses Jahr ändern und noch aktiver werden.

kraz: Du selbst bist Mitglied der Bezirksschülervertretung. Ist Schülerpolitik ein wichtiger Bestandteil der politischen Arbeit?

Tabea: Die Schülerpolitik ist einer unserer Schwerpunkte, neben Arbeiterjugendpolitik, Hochschule und Antifaschismus.

In meiner eigenen Schule ist es einfacher, Ideen aus unserer Gruppenarbeit und unseren Idealen einfließen zu lassen. Ich bin an einer Gesamtschule und bei uns setzten wir auf Integration und Vielfalt. Jedoch ist es in der Bezirksschülervertretung der Städteregion Aachen wesentlich schwerer, sozialistische Ideen einfließen zulassen, da sie eher konservativ ist und alles ablehnt, was „links“ steht. Unter anderem ist es daher sehr schwer. in dieser Bezirksschülervertretung effektiv zu arbeiten.

kraz: Viele erklären die kommunistische Idee für tot. Wieso engagierst du dich trotzdem für eine marxistische Perspektive?

Ich sehe das Ganze etwas anders. Meiner Meinung nach ist dies die einzige Perspektive, die wir noch haben und haben sollten.

Die Welt bricht auseinander, Wirtschaftskrisen, Rassismus gewinnen immer mehr Raum, die Macht der Monopole nimmt zu, den Menschen geht es immer schlechter im Alltag. Es herrscht ein massives Konkurrenzverhalten unter den Menschen, niemanden interessiert der Andere, Hauptsache einem selbst geht es gut. Der Fortschritt im Kapitalismus nützt nicht den Menschen, er wird zu ihrem Feind und zerstört die Natur.

Es muss wieder ein humaner Umgang miteinander stattfinden. Der Mensch muss sich wieder verwirklichen können, um ein vollends zufriedenes Leben miteinander, statt gegeneinander führen zu können.

kraz: Was würdest du einem jungen Menschen sagen, warum er sich für eine sozialistische Alternative einsetzen sollte?

Tabea: Jeder Jugendlicher braucht eine Perspektive. Nach dem die Regierung vom „G9 System der 13 Schuljahre“ runter auf G8 geschraubt hat, ist es für einige Schüler schwer, dieses Turbo-Abitur erfolgreich abzuschließen.

Damit die Schule den SchülerInnen wieder gerecht wird und man sich in der Schule voll entfalten kann, angenehme Lernatmosphäre, breites Fachangebot und ein respektvoller Umgang miteinander entsteht, muss es mehr Mitbestimmung für die Schülerinnen geben.

Viele SchülerInnen verlassen die Schule zwar mit einem Abschluss, aber viele haben keine Aussicht auf einen Ausbildungsplatz, da es zu wenige gibt und weitere gestrichen werden. Viele junge Menschen landen dann in der Zeitarbeit, mit ungerechten Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen. Für viele reicht der Lohn nicht aus, um sich ein elternunabhängiges Leben aufzubauen.

Andere SchülerInnen, die es geschafft haben, in diesem fehlerhaften Schulsystem das Abitur zu erlangen, wollen nun studieren. Jedoch können einige sich dies auf Grund von hohen Studien- und Semestergebühren nicht leisten.

Und einige landen erst mal in der Arbeitslosigkeit nach dem Schulabschluss.

Damit die Jugendlichen wieder eine Perspektive haben, sich ein eigenes Leben aufbauen können und sich von einem Jugendlichen zu einem eigenständigen Erwachsenen entwickeln können, sollte sich jeder junge Mensch für seine Interessen einsetzten. Es muss in allen Gremien, Schülervertretung, Betriebsräten, Studierendenparlamenten etc. wesentlich mehr Interessenpolitik betrieben werden, damit der nächsten Generationen eine sichere Zukunft gewährleistet werden kann.

kraz: Inwiefern unterscheidet sich die SDAJ von anderen linken Jugendorganisationen?

Tabea: Die SDAJ betreibt eine Politik, im Interesse der arbeitenden und lernenden Jugend und ist zugleich eine revolutionäre Kraft. Sie gibt sich nicht mit reformistischen Forderungen zufrieden. Die Arbeit bei der SDAJ fühlt sich nicht nur echt an, sie ist auch echt. Es wird nicht rein aktionistisch aufgetreten, rein um des Aktionswillens. Jede unserer Aktionen ist mit realen Inhalten gefüllt.

Wir kämpfen mit unserer marxistisch-leninistischen Ideologie gegen das ungerechte und menschenfeindliche kapitalistische System. Wir führen reale Kämpfe und geben uns nicht mit kleinbürgerlich revolutionaristischen Forderungen zufrieden.

kraz: Vielen Dank für dieses Interview und vielleicht hast du ja noch ein paar abschließende Worte, die du noch loswerden möchtest?

Tabea: Ich hoffe, dass ich einen guten Einblick in die SDAJ geben und zugleich aufzeigen konnte, wie wichtig es ist, sich zu engagieren. Doch damit man diese Kämpfe nicht alleine führt, muss man sich organisieren. Wir sind ein offener und toleranter Jugendverband, bei uns ist für jedeN Platz, der sich für eine sozialistische Alternative einsetzen möchte. In den vier Jahren seitdem es unsere Gruppe nun schon gibt, konnten wir einiges erreichen und ich wünsche uns, dass es so weiter geht. Wir freuen uns auf jeden neuen Interessenten. Man kann uns leicht im Internet finden.

Vielen Dank.

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