Kommentar: Ein Königreich für ein Atomklo?

23. Juni 2020 | Veröffentlicht von Käthe / ws, Keine Kommentare

Zum Planentwurf der belgischen Behörde NERAS

und deren „öffentlicher Konsultation zur Endlagerung hochradioaktiven Mülls irgendwo in Belgien“

Ein Kommentar von Käthe:  Ein Königreich für ein Atomklo?

Kürzlich habe ich das erste Mal online an einer öffentlichen Konsultation teilgenommen. Genau gesagt, einer Publikumsbefragung der föderalen Behörde für Atommüllentsorgung, der NERAS, zum Thema Endlagerung hochradioaktiven Mülls in Belgien.
Schon mal ganz ungeschminkt vorab: Dass dort irgendwann und irgendwo ein tiefes tiefes Loch gebuddelt werden soll, das ist quasi mit Abschluss dieser Konsultation nun beschlossene Sache. Bis es allerdings zu einer Klärung des WO kommt, dem Ort der „Ent-Sorgung“ und „Erleichterung“, müssen wir uns jedoch alle, hüben wie drüben, vorerst  in Geduld üben. In Deutschland kennen wir diesen Zustand, sind wir hier schon länger in einer solchen Phase der Erwartung, dass uns die Atom-Mafia die in Frage kommenden Teilgebiete für unser nationales Atom-Klo zur Diskussion nennt. Im Herbst diesen Jahres ist es vermutlich soweit.

Die neue Strategie

Doch zurück mit den Gedanken ins Königreich: Adressat für die Meinungsabfrage zur Bauweise des zukünftigen belgischen Atom-Klos, waren in erster Linie die in Belgien lebenden Menschen. Aber ich dachte, es könne nicht schaden, der NERAS auch meine Meinung bezüglich ihrer Endlagerungsstrategie mitzuteilen.
Immerhin wohne ich hier in Aachen nur ein paar Kilometer von belgischen Quadratmetern entfernt und habe mich deswegen zum Mitdenken nachbarschaftlich sehr eingeladen gefühlt, irgendwie auch verpflichtet. Hatte es Corona doch ermöglicht, dass fast kaum jemand mitbekommen hatte, dass seitens der Behörde um Kommentare gebeten wurde – aber eben nur fast.
Auf den ersten Blick wirkt die Gestaltung des Plan-Entwurfs und der anhängige Fragenkatalog der Publikumsanhörung so, als wollte die NERAS bei dieser Angelegenheit alles mal ganz transparent und ordentlich abwickeln. Aber – Huch – das kennen wir ja so gar nicht aus dem Land der Schrott-AKWs, in dem die noch mancherorts über ein beeindruckendes Wirrwarr von Oberleitungen versorgten Belgier*innen jeden Winter das gemeine Blackout-Gespenst fürchten.
Und das neue Bemühen um eine Definition des Wortes „Sicherheit“ in Bezug auf Atommüllentsorgung müssen wir, die Euregionalen, erst einmal verdauen  – deswegen:  Grundskepsis ist hier eine empfehlenswerte Begleiterin.

Ungeklärte Fragen

Nun bekam ich nach dem offiziellen Ende der Konsultationsphase, dem 13.6.20, direkt ein recht freundliches Merci für meine Teilnahme an der Befragung. Es klang wirklich persönlich bemüht von der NERAS, dass sie u.a. auf der Grundlage meiner (sehr ehrlich formulierten !) Kommentare für die Föderalregierung nun einen endgültigen Politikvorschlag vorbereiten wird. Nur was, wenn alle anderen 9.999 Teilnehmer*innen genau so überaus ehrlich und gewissenhaft die Fragen beantwortet haben und ihre Bedenken zur aktuellen behördlichen Diskussionsoffensive nicht zurückhalten konnten ? Was macht denn dann der käuflich veranlagte Teil der belgischen Regierung ?
Doch lieber nicht planen, den Müll in der Zeit unserer Ururenkel*innen zu verbuddeln sondern einfach warten, bis sie selbst wissen, was mit dem verstrahlten Schrott zu tun ist??  Immerhin ist zu erwarten, dass Spezies Mensch sich zumindest technisch weiterentwickeln wird.
Zu all dem hat mir die NERAS bisher leider nichts verraten.

NERAS-Newsletter

Das Angebot, nach der Befragungsphase von der NERAS die Möglichkeit, kostenlos und frei Haus ihren Newsletter und ein Magazin abonnieren zu können, habe ich insofern neugierig angenommen. Ich will ja wissen, wie sie sich das mit ihrer Endlagerung weiter vorstellen und wie das Bild vom sichersten aller Orte in meinem schönen Nachbarland zukünftig aussehen soll.
Dieser kann dort übrigens rein theoretisch überall  sein, denn der neueste Plan ist ja, dass der strahlende Mist „zu Hause“ verbuddelt werden soll.
Obwohl, in einigen Presseberichten war schon zu lesen, dass Belgien bzgl möglicher Endlagerungsgebiete bereits konkretere Ideen hat und tatsächlich wurden in diversen Publikationen auch reale Orte genannt.  Merkwürdig genug, dass diese Informationen seitens der belgischen Regierung gar nicht dementiert wurden. Und so flattern sie jetzt in den Köpfen herum und machen die nervös, die das Wesentliche noch nicht verinnerlicht haben: Was DEN Ort betrifft ist grundsätzlich nichts bekannt.

Atomklo Nein Danke

Auf der anderen Seite bemühen viele Menschen in dieser Euregion ihre Phantasie wohlweislich auch nicht, sich einen fiktiven Ort vorzustellen, wo der Müll  für eine Million Jahre verbuddelt werden soll.
Nach wie vor ist der mehr als beängstigende Gedanke gegenwärtig, dass die überalterten Schrottreaktoren Risse haben, deren Herkunft nicht geklärt ist und deshalb möglicherweise täglich bersten können. Zudem quellen absehbar bald die Atommülllager in Tihange und Doel mit abgerockten, aus Deutschland gelieferten, Brennstäben über, obwohl es noch nicht einmal eine gute Idee für eine vertretbare Form der Zwischenlagerung gibt !

Fazit

Mit einem Plan für eine konkrete belgische Atomausstiegs-Strategie, der Verlautbarung eines offiziellen Zeitpunktes, wann genau die Problem-AKWs endlich abgeschaltet werden und damit das Müllproblem zumindest etwas weniger groß werden könnte, beschäftigt sich die NERAS leider nicht.
Das ist ihren Auftraggeber*innen scheinbar zu langweilig und nicht genug „fantomatique“… offensichtlich bevorzugen sie weiterhin den Ritt auf der Rasierklinge und diese Befragung war einfach nur eine spottende Obligatorie im Mirakelspiel der sich auch in belgischen Regierungskreisen herumtreibenden Atom-Mafia.
Käthe

PS @ Hergé: also wirklich, dringend wäre es mal Zeit für eine neue Folge Tim und Struppi!

Ich wüsste auch schon den Titel: „Auf der Suche nach dem Schatz der NERAS“.
Wer weiß, vielleicht klappt es ja im Königreich mit der Verbindung ins Jenseits, sobald die Strahlungswerte in den provisorischen Atommülldepots ausreichen. Ihren Tim haben Sie ja schließlich auch schon Jahre vor Herrn Armstrong auf den Mond geschickt…

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