Jetzt auch Risse im Reaktordruckbehälter bei Atom-Neubau in Frankreich gefunden!

8. April 2015 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine Kommentare

Die Risse in Tihange-2 und Doel-3 scheinen „Nachfolger“ gefunden zu haben.

Das berichtet die Organisation GLOBAL 2000 in einer Pressemitteilung. Da diese Risse zwar im „fernen Frankreich“ gefunden wurden, aber ähnlich weitreichenden Konsequenzen wie „unsere“ haben können, berichten wir dies auch in unserer regionalen Zeitung.

(Der Originalbericht ist hier zu lesen) Wie die französische Nuklearaufsicht Autorité de Sûreté Nucléaire ASN heute auf ihrer Website veröffentlichte, sind im Reaktordruckbehälter des Atom-Neubaus Flamanville-3 Risse und Kohlenstoff-Einschlüsse gefunden worden, wie sie zuletzt bei den mittlerweile zur Sicherheit vom Netz genommenen belgischen Reaktoren Doel-3 und Tihange-2 festgestellt wurden.

Das französische Flamanville-3-AKW ist neben dem finnischen Projekt Olkiluoto-3 das „Vorzeigeprojekt“ für den Europäischen Druckwasserreaktor EPR des französischen Reaktorbauers Areva, das von Anbeginn an in massive technische und finanzielle Schwierigkeiten geriet – und jetzt trotzdem für das britische Atom-Projekt Hinkley Point C vorgesehen ist. Der französische Reaktor sollte 2012 zum Preis von 3,3 Milliarden Euro fertig gestellt werden – derzeit wird jedoch schon mit einer Verzögerung von 5 Jahren und einer Kostenüberschreitung von 5,2 Milliarden auf insgesamt 8,5 Milliarden Euro gerechnet. Eine Vielzahl von Baumängeln wurden am Projekt festgestellt: So hatten tragende Betonpfeiler Löcher, die Wände des Abklingbeckens für die Brennelemente waren fehlerhaft, mindestens ein Viertel der Verbindungen der Stahlauskleidung des äußeren Containments entsprach nicht dem vorgeschriebenen Standard und Risse im Beton-Fundament der Anlage führten zu einem mehrmonatigen Baustopp.

„Die französische Atomaufsicht berichtet von einer Anomalie in der Zusammensetzung des Stahls in Teilen des Deckels und dem unteren Bereich des Reaktorbehälters des Flamanville-AKW. Nun sollen mit Vergleichstests die genaue Lage der Anomalie und die mechanische Stärke des Stahles analysiert werden. Der Reaktordruckbehälter eines Druckwasserreaktors ist besonders wichtig für die Sicherheit des Atomkraftwerks: Er enthält den Nuklearbrennstoff und hält als erste Barriere den Austritt von radioaktiver Spaltprodukten auf – was beim Versagen eines Druckbehälters passiert, hat sich bei den Kernschmelzen im japanischen Fukushima gezeigt“, so Dr. Reinhard Uhrig, Atomsprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. „Es ist unverantwortlich, Reaktoren mit Rissen im Druckbehälter weiterzubetreiben – und es ist völliger Wahnsinn, neue Reaktoren mit erwiesenen Rissen in Betrieb zu nehmen.“

In den beiden belgischen Reaktoren Doel-3 und Tihange-2 wurden erstmals 2012 bei Ultraschall-Untersuchungen Risse im Reaktordruckbehälter festgestellt, die auf Baumängel hinweisen. Aufgrund von neuen Tests im Jahr 2014 stellte die belgische Nuklearaufsicht FANC sogar noch mehr Risse fest, 13.047 Risse im Druckbehälter von Doel-3, 3.149 Risse in Tihange 2. Diese wurden in Folge vorsorglich vom Netz genommen.

„Wir fordern die sofortige Überprüfung der Reaktordruckbehälter aller in der EU laufenden Atomreaktoren auf Risse und Kohlenstoff-Einschlüsse im Stahl. Ohne diese Analyse und eine fundierte Studie zu Auswirkungen auf die Festigkeit des unter höchstem Druck und thermischer Belastung stehenden Druckbehälters Atomkraftwerke weiter zu betreiben, ist ein fahrlässiges Spiel mit dem Super-GAU“, so Uhrig abschließend.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert seit Jahren ein Ende des Atomzeitalters für die Stromerzeugung, unter anderem in der von 650.000 Menschen europaweit unterstützten Kampagne „Abschalten! Jetzt!“, und ein Umschalten auf Effizienz und erneuerbare Energieträger.

hier der Link zum Bericht der französischen Atomaufsicht

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