Gaza – Palästina – Israel – Iran
1. Juli 2025 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, 5 KommentareDrei extrem unterschiedliche Veranstaltungen an einem Wochenende
Am letzten Wochenende gab es drei politisch sehr unterschiedliche Proteste gegen den Krieg im Nahen Osten.
Erstens: Ein sehr feierliches Gedenken an die Opfer der Kriege durch ein Orchester der Musikschule – am Freitag 17 Uhr am Münsterplatz
Zweitens: Eine Kundgebung der „Kommunistische Partei“ – am Freitag um 19 Uhr am Markt.
Drittens: Eine Kundgebung und Demo der Partei DIE LINKE – am Samstagmittag; Start am Markt, dann zum Kugelbrunnen und Ende am Markt
Konzert der Musikschule
Unter dem Titel „Musikalischer Flashmob für Menschlichkeit“ gab es bei einer sehr schönen aber auch schwermütigen Atmosphäre eine kurze Lesung und Musik.
In der knapp 30 Minuten dauernden Veranstaltung ging es aber ausschließlich um Frieden und die Trauer – KEIN Wort über die Täter und deren Interessen! Eine Teilnehmerin meinte dazu: ‚Ein Tropfen Mitgefühl in einem Meer des Grauens‘. Anwesend waren ca. 150 Leute.
Kundgebung der KP
Hier gab es eine kämpferische Darbietung der KP (Ortsgruppe-Aachen).
Es war eine sehr kleine, dafür politisch aber auch sehr klare Veranstaltung – mit eindeutiger Benennung der imperialistischen Täter in den Kriegen. Die ca. 20 TeilnehmerInne standen im Halbkreis am Markt und sprachen dort – leider fast ohne direktes Publikum. Sie wurden aber sehr wohl von den entfernt sitzenden zweihundert Menschen in der Außengastronomie am Markt gehört, die dort an den Tischen ihren Kaffee tranken.
Kundgebung & Demo der Linkspartei
Der Aufruf zu dieser Aktionen leutete: „Demonstration für Frieden in und um den Gaza Streifen und gegen eine weitere Eskalation der Lage im nahen Osten“. Hier ein Zitat aus der Pressemitteilung: „Die militärische Unterstützung der israelischen Regierung muss sofort beendet werden. Wir fordern die Bundesregierung auf, die richtigen Lehren aus der deutschen Geschichte zu ziehen und sich weltweit gegen Rassismus Antisemitismus in jede Form der Unterdrückung einzusetzen.“
Es gab eine breite Palette von Beiträgen – beginnend mit betroffenen Personen, dann aber auch mit sehr differenzierten Einschätzungen der aktuellen Situation. Und es gab immer wieder eine Benennung der Täter!
Diese Veranstaltung wurde organisiert von der ‚Aachener Linkspartei‘, den ‚Students for Palestine‘ und dem SDS. Viele weitere (linke) Organisationen hatten sich angeschlossen. Ingesamt haben sich etwa 250 Menschen an der Veranstaltung beteiligt.
Noch was erstaunliches:
Diese letzte Veranstaltung war in der AZ sogar angekündigt worden, leider gab es in den Tagen danach aber keinen Bericht dazu.
Leser haben 5 Kommentare hinterlassen.
…so „erstaunlich“ ist es nicht, dass die Lokalpresse die PdL-Demo zwar ankündigt, aber nicht über sie berichtet. Vielmehr ein Kuhhandel.
Aufgerufen hatte der PdL-Kreisverband Aachen (die Bezeichnung „Aachener Linkspartei“ ist etwas irreführend)offiziell unter dem Slogan
„Völkerrecht verwirklichen: Gegen Aushungern und Vertreibung in Gaza“
– womit ja nichts Prinzipielles gegen die Aktionen der IDF gesagt ist, sondern nur gegen deren Art und Weise. Dass auf der Demo selbst noch inoffiziell und daher nicht repräsentativ etwas anders geredet wurde, fällt jedenfalls nicht ins Gewicht.
Die Lokalpresse vermittelte also den richtigen Eindruck: Eine Demonstration für eine „humanitäre“, sich aufs Völkerrecht berufende Intervention in der Region, die sich nicht gegen das Recht auf Selbstverteidigung des israelischen Staates richtet.
Alle sind zufrieden: Der AZ-Leser braucht nichts von „Genozid“ zu lesen und die PdL-Funktionärin hat ihre Anerkennung durch die Presse. „Erstaunlich“ ist allenfalls, dass selbst die KRAZ nichts wesentlich anderes von der Demo zu berichten findet.
Eine etwas „rohe“ Analyse der „Partei Die Linke“ findet sich auf der linkstrotzkistischen World Socialist Website. Das ginge gewiss besser, aber bei einer Teilnehmer_innenzahl von nur ca 250 Personen in Aachen ist der Schaden, der durch das Verwirrspiel der PdL entstanden ist, zu unerheblich, um selbst etwas zu schreiben…
https://www.wsws.org/de/articles/2025/06/30/laav-j30.html
Im letzte Foto des obigen Berichts ist eine Fahne der sogenannten „Sozialistischen Alternative“ SAV zu sehen, die in Aachen notorisch ist, als „Durchlauferhitzer“ für verwirrte Schülerinnen und Schüler zu fungieren.
Die Position der SAV zum Israel-Palästina-Konflikt ist eine nationalistische und strukturell rassistische wie aus einem programmatischen Artikel des SAV-Mitglieds Claus Ludwig hervorgeht:
„eine jüdisch-israelische Nation im Nahen Osten existiert. Daraus ergibt sich aus sozialistischer Sicht, dass die Jüd*innen im Nahen Osten das Recht auf nationale Selbstbestimmung haben, wenn sie wollen, auch in einem eigenen Staat.“(Claus Ludwig, SAV)
– es ist offensichtlich, dass die SAV hier einen „vorpolitischen“ Begriff von Nation geltend macht zur Rechtferigung eines bürgerlichen Staatsgründungsprojekts wie sonst auch die Neofaschist_innen der Identitären Aktion es lieben. Der „Sozialismus“ der SAV ist so national wie ihre Erhebung einer historisch oder kulturellen Eigenart zur privilegierten Bedingung einer Staatszugehörigkeit rassistisch ist.
Quelle: https://www.sozialismus.info/2024/02/debatte-zu-befreiung-selbstbestimmung-und-existenzrecht-in-nahost-was-liegt-zwischen-fluss-und-meer/
Demgegenüber ist klarzustellen, dass es einen Rückfall hinter die internationalistische Position, wie er bereits in den Siebziger Jahren des letzen Jahrhunderts von der sozialistischen israelischen Gruppe „Matzpen“ artikuliert wurde, nicht geben darf und bekämpft werden muß.
https://www.youtube.com/watch?v=2EGdxmH37y8&list=PLBWNqkVzyTufQRFnX3BG01ngNdcLnkMXU&index=3
Korrektur: Im letzten Absatz hat sich unserem Autor ein Fehler eingeschlichen, der sinnentstellend ist: statt „…, wie er bereits…“ sollte es natürlich „…, wie sie bereits“ heißen. — Das „ß“ in „muss“ kann stehenbleiben, da ein Doppel-S vielleicht zu dick aufgetragen wirkte.
Erfahrungen in jüngster Zeit lassen es nebenbei ratsam erscheinen, Screenshots von im Internet gepiegelten SAV-Texten zu erstellen, weisen sie doch nach kontroversen Diskussionen eine hohe Votalität auf. — Just sayin´!
…“Volatilität“…:(
Abschließend:
Zuletzt wurde innerhalb des PdL-Parteivorstandes ein kleines Spektakel aufgeführt. Ulrike Eifler, ein ehemaliges Mitglied des rechtstrotzkistischen Marx21-Clusters, wurde öffentlich angegriffen wegen eines Postings, mit dem sie das Existenzrecht des israelischen Staates infrage gestellt haben solle. Es handelte sich dabei aber nur um eine politische Landkarte, und die in ihrer Funktion geübte Bürokratin Eifler hatte keine große Schwierigkeiten, den Verdacht zu zerstreuen, sie stelle sich gegen die deutsche Staatsraison. Die Sache verlief schnell im Sande.
Manche werden sich anlässlich dieses Ablaufs an den Ausschluss des einfachen PdL-Mitglieds Ramsi Kilani (ein seltener HalDraper-Trot) erinnert haben, der hingegen recht glatt verlief. Der Eindruck entstand, dass der PdL-Vorstand mit Hilfe einer Scheinkontroverse mit abgesprochener Rollenverteilung (nichts Ungewöhnliches übrigens…) nach der Bundestagswahl den miesen Eindruck der mit dem Ausschluss Kilanis vorher entstanden war, vergessen machen wollte.
Es sei deshalb noch einmal mit einem 99zuEins-Beitrag an diesen Ausschluss erinnert, um bewusst zu machen, wie die Dinge in dem Laden wirklich laufen, insbesondere im Parteivorstand:
https://www.youtube.com/watch?v=Vbj-3YH8YiU
(…da nicht zu erwarten ist, dass sich viele mit den unzähligen trotzkistischen Gruppen auskennen, die es in diesem Zusammenhang unvermeidlich ist zu erwähnen, als Orientierungshilfe ein Organigramm des US-Trotzkismus, das auch für die BRD instruktiv ist. SAV (ISA) und Marx21 finden sich zusammengefasst unter „offshots“ und „imports“ ganz rechts…
https://www.marxists.org/history/etol/trees/mapping-trotskyism.pdf
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