Ganz viel heiße Luft

22. Februar 2019 | Veröffentlicht von Kähte aus Aachen / ws, Keine Kommentare

Käthe für die kraz

Ihr Kommentar zur „Entschließung des Bundesrates zur Reduktion des von grenznahen Kernkraftwerken ausgehenden Risikos für die Bevölkerung in Deutschland der Länder Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Rheinland-Pfalz“ (Lesedauer ca. 2:20)

Der Winter scheint zu Ende, die Luft ist frühlingshaft lau, bereits Mitte Februar schon voller Pollen und aufgrund der zweistelligen Plusgrade außerhalb nicht temperierter Gebäude sind die Menschen in deutlicher Aufbruchstimmung –

nicht nur aufgrund des bevorstehenden jährlichen Ausnahmezustandes, auch genannt Karneval (diese Bemerkung darf ich als eingereiste Norddeutsche wohl mal machen), sondern auch, um rechtzeitig auf die nächste Hitzeperiode vorbereitet zu sein.
Wie verrückt kaufen sie in den Baumärkten Bewässerungs- und Klimaanlagen, Beschattungstechnik, Ventilatoren undundund, die bereits im letzten Jahr ab Mai zu normalen Preisen kaum noch zu bekommen waren.

Klimawandel eben

In dieser Zeit des allgemeinen Wandels und Aufbruchs ist neuerdings auch ein edler kleiner Ritter unterwegs, der der scheinbar unendlichen Geschichte des belgischen Kernkraftungeheuers Tihange ein ganz schnelles Ende setzen will. Er wäre sicher ganz zufrieden, wenn ich mit dem Vergleich „David gegen Goliath“ käme. Er erklärt öffentlich, dass er sich hierzulande genug unserer Sorgen hat anhören müssen und deshalb sei er nun wild entschlossen, mit dem wallonischen Monster, das gefährlich nah direkt hinter der deutsch-belgischen Grenze lauert, so schnell wie möglich und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften und Mitteln Schluss zu machen. Für uns, die wir besorgt sind, dass es plötzlich durchdrehen könnte, sei unserem „Retter der Nation“ nämlich nichts zu teuer und kein Weg zu weit. 

Weitere Edelmänner haben sich diesem Superhelden angeschlossen, Gemeinsam sind sie in den Kampf gezogen gegen das Atomungeheuer !
Ihre Waffen… – puuuhhh, während ich gerade noch in einer letzten REM-Phase bin, hätte ich schwören können, es wäre ganz schweres Gerät … aber da bin ich aufgewacht und musste leider erkennen: die riesige Waffe war doch nur ein eher kurzer Zeigefinger, dessen Schatten in meinem Traum zu einer kilometerlangen Lanze geworden war.
Die Königin schweigt im Moment noch zu der neuen Performance unseres „Retters der Nation“ & Friends. Ist ja auch für sie etwas komisch, denn bisher kannte sie unseren Ritter eher als Industrie-Versteher.
Nun muss sie es irgendwie aushalten, dass seit Mitte Februar 2019 kleine Fingerchen auf sie zeigen. Wie beeindruckend mutig von unserem edlen Ritter … aber, Moment, wollte er sich denn nicht eigentlich selbst auf das Ungeheuer stürzen? Schon komisch dieses Gebaren. Vielleicht hat unser Edelmann da was verwechselt….nee, kein schöner Traum!

Und wir, wir Besorgten?

Verblasst sind unsere gelben Stop-Tihange-Schilder, die wir vor längerer Zeit mal entschlossen in die Fenster gestellt hatten, als ständige Beteiligung an einem landesweiten Protest, der kurzzeitig hör- und fühlbar war: „Stop Tihange!“

Ist ja irgendwie auch lange nix passiert.

Wirklich? Woher wissen wir das???
Würden wir es merken, wenn in Tihange die Lichter ausgehen und Radioaktivität zu uns und in alle Lande geweht wird? Ohne Messgeräte und Katastrophenalarm doch wohl kaum. Man müsste es uns schon sagen und genau da liegt das Problem: die international vernetzte Profitgier und  Problemverschiebungspolitik, kurz IPP, will von Störfällen gar nichts wissen.
Stattdessen geht sie davon aus, dass wir alle schön still halten, bloß keinen radioaktiven Staub aufwirbeln und warten, bis sich (in den nächsten 1.000.000 Jahren vielleicht) alle Probleme von selbst in Luft aufgelöst haben.

Und? Wollen wir das?

Was sich unser edler Ritter und seine neuen Freunde ausgedacht haben, kann man übrigens hier in Gänze nachlesen. Bitte nicht erschrecken, wenn es beim Lesen plötzlich zischt und auf Kniehöhe sehr warm wird – das ist bloß die heiße Luft, die zwischen den Zeilen entweicht.
Viele Grüße
Käthe

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