Friedensbewegung2014 weiterhin aktiv in Aachen!

21. Mai 2014 | Veröffentlicht von Walter Schumacher / hr, Keine Kommentare

Die F2014 ist mehr als eine Eintagsfliege

Gestern waren Zuhörerin F2014erneut knapp 80 überwiegend junge Menschen am Marktplatz in Aachen versammelt. Am Montag vor zwei Wochen waren es sogar etwa 150 Menschen, die sich am Elisenbrunnen gegen Krieg und für eine andere Welt aussprachen.
Für Beobachter ist aber weiterhin nicht klar, wohin sich diese Bewegung politisch entwickelt und ob und welche Strömungen es dort gibt. Auf der Kundgebung wurde von mehreren RednerInnen viel Ärger

und sehr viel berechtigte Kritik geäußert. Aber es fehlt (immer noch?) die klare Benennung der Gegner und insbesondere die Benennung der Ursachen der kritisierten Erscheinungen. F2014-1
So wurde beispielsweise an keiner Stelle das Verhältnis zur Bundeswehr thematisiert. Auch die tiefsitzenden Vorbehalte gegen „das Finanzsystem“ wurden nirgends konkretisiert. Selbst das Wort „Kapitalismus“ ist von niemanden in den Mund genommen worden (hoffentlich hat die kraz gut genug hingehört!).
Auf der Kundgebung 14 Tage zuvor hatte das Otmar Steinbicker übernommen. Er war früher Vorsitzender das Aachener Friedenspreises, hatte sich dort aber mit fast allen überworfen und ziemliche Trümmerhaufen hinterlassen. Jetzt ergriff er die Chance, bei der jungen Bewegung wieder in der Öffentlichkeit aufzutreten. In seiner Rede formulierte er politisch linke Positionen gegen Krieg und auch gegen die deutsche Außenpolitik.
Nach ihm sprach Hein Kolberg, alter Kommunist und Urgestein der Aachener Friedensbewegung. Trotz seiner mittlerweile 93 Jahre wurde sein flammender moralischer Appell gegen Kriege, gerichtet an die jungen Zuhörer, sehr positiv aufgenommen.

Fortschrittliche Organisationen warten ab

Bei beiden Terminen fehlten jedoch linke fortschrittliche Organisationen aus Aachen. Auch der Aachener Friedenspreis war nicht vertreten. Einzig das Anti-Kriegs-Bündnis-Aachen war mit Flugblättern (siehe hier) und Propagandatafeln sichtbar vertreten.
Hinweise auf eine erste Öffnung sind aber Flugblätter der Linksjugend, die für die Aktivitäten um den Karlspreis (siehe hier) warben und ein Flugblatt der SDAJ, das sich auf die Situation in der Ukraine bezogen.

Ein Aufruf

Die politische Auseinandersetzung um den Charakter dieser neuen Friedensbewegung 2014 hat mittlerweile zu einem Aufruf „Für eine solidarische Auseinandersetzung mit den Montagsmahnwachen“ geführt (siehe den Text am Ende dieses Artikels).
Das AKB-AC hat diesen Aufruf – der schon beschriebenen Logik folgend – unterzeichnet.

— Der Aufruf —

Für eine solidarische Auseinandersetzung mit den Montagsmahnwachen

Wir teilen nicht die Einschätzung, dass es sich bei den Montagsmahnwachen im Kern um eine neurechte Bewegung handelt. Nach unserem Eindruck speist sich die Motivation der meisten Teilnehmer/innen aus dem Wunsch, sich einerseits einer drohenden und realen Kriegsgefahr entgegen zu stellen und andererseits dem Versuch, einen klaren Kopf zwischen tendenziöser Mainstream -Berichterstattung und bizarren Verschwörungstheorien zu gewinnen.

Wir erkennen an, dass soziale Bewegungen, die organisch entstehen, in sich die Widersprüchlichkeit tragen, die aus der Widersprüchlichkeit ihrer Gesellschaft entsteht. Unabhängig von der Problematik einzelner Akteure oder Gruppen, macht man es sich zu einfach, die Bewegung selbst mit einem exkommunizierenden Bannstrahl zu versehen.

Artikulieren sich Teile dieser Bewegung in einer Weise, die mit rechten Ideologien kompatibel ist oder ihnen direkt entstammt, kann und muss das zurückgewiesen werden. In verschiedenen Städten hat die Bewegung mittlerweile einen klaren Trennstrich nach rechts gezogen. Deshalb rufen wir alle linken Kräfte und die klassische Friedensbewegung auf vor Ort genau hinzuschauen und wenn möglich den Kontakt, Debatte und Kooperation mit allen Leuten zu suchen, die sich aus oben genannter Motivation an den Mahnwachen beteiligen. Der inhaltliche Beitrag und die Erfahrung der Linken und der klassischen Friedensbewegung in Deutschland kann dazu beitragen eine kraftvolle und emanzipatorische Bewegung zu entwickeln, die in der Lage ist, dem anstehenden weltpolitischen Konfrontationskurs etwas entgegen zu setzen.

ErstunterzeichnerInnen

Andrej Hunko (MdB DIE LINKE), Thomas Seibert (Interventionistische Linke), Prof. Peter Grottian, Laura von Wimmersberg (Berliner Friedenskoordination), Mike Nagler (bundweiter Koordinierungskreis Attac Deutschland), Prof. Mohssen Massarrat, Eric Wilson (Musiker Nosliw), Sabine Leidig (MdB DIE LINKE), Heike Hänsel (MdB DIE LINKE), Philipp Jacks, (DGB-Kreisverbandsvorsitzender Wiesbaden- -Rheingau-Taunus), Torsten Schleip (Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft- Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, DFG-VK), Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum Leipzig, AG LISA), Mike Nagler, Mitglied bundweiter Koordinierungskreis Attac Deutschland, Michael Klintzing (LINKE KV Aachen), Tim Herudek (DIE LINKE BV Neukölln), Michael Kronawitter, Miguel San Miguel (attac Rat Deutschland), Sandra Schenck (attac Rat Deutschland), Julian Bindewald (attac Rat Deutschland), Dr. Volker Külow (MdL DIE LINKE Sachsen), Marlis Michel (Autorin, Friedenszentrum Leipzig e.V.), Matthias Örtl (Friedensweg Leipzig e.V.), Elsa Koester (Interventionistische Linke), Daniel Knopp (Interventionistische Linke), Lutz Metzger (AG Flughafen Natofrei), Anti-Kriegs-Bündnis-Aachen

Wer diesen Aufruf ebenfalls unterschreiben möchte, schicke bitte ein Mail an basisdemokratie@gmx.de

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