Fortsetzung der Manipulation?

10. Mai 2012 | Veröffentlicht von Walter Schumacher / mt, Keine Kommentare

Chefredakteur bestreitet Fehlverhalten – Die AN „vergisst“ erneut die Linkspartei

Wir hatten in der kraz berichtet, wie in den Aachener Nachrichten/Aachener Zeitung bzgl. der NRW-Wahl manipuliert wurde. Die Geschichte geht weiter:

Fortsetzung Montag

Offenbar aufgeschreckt durch die Diskussion auf der Facebookseite von Andrej Hunko schreibt der Chefredakteur der AN/AZ Bernd Mathieu auf seiner frisch eingerichteten Facebook-Seite folgenden Kommentar:

„Interessant, wie Dinge verdreht werden. Dazu nur folgende Information: Da wir die Linke ausblenden, sogar zensieren wie im Stalinismus (!!!) wie hier fast alle behaupten, hatten wir logischerweise am Samstag fast eine Seite Exklusiv-Interview mit Oskar Lafontaine in den AN. Und dass die NRW-Spitzenkandidatin am Donnerstag im Gegensatz zu den fünf anderen Spitzenkandidaten an den Gesprächen in Düsseldorf nicht teilnahm, ist ja wohl nicht das Problem der AN und anderer 20 Zeitungen, die dabei waren. Merke: Erst informieren, dann losdreschen. Vor allem vielleicht erstmal die Zeitung wirklich lesen.Übrigens: Bei allen Foren von AN und AZ war die Linke immer vertreten. Man frage den Aachener Stadtrat der Linken, Andreas Müller. Jeder weitere Kommentar ist überflüssig.

Hierzu einige Anmerkungen

1. Herr Mathieu argumentiert nicht korrekt. Es wird ihm keine Zensur wie im Stalinismus vorgeworfen. Da haben wir 2012 tatsächlich eine ganz andere Situation. Aber der Vorwurf der Manipulation an ihn – nämlich Fotos bewusst zu verfälschen – steht im Raum und darauf geht Mathieu nicht ein.

2. Dass die Spitzenkandidatin an dem genannten siebeneinhalbstündigen (!) Gespräch NICHT teilnahm, lag nicht an ihrem Nicht-Wollen, sondern daran, dass sie gar nicht eingeladen wurde. Es ist schade, dass wir von Herrn Mathieu weder erfahren, wer denn dieses illustre Treffen von 20 Chefredakteuren mit einigen Politikern organisiert hat noch in welchem Rahmen so etwas zustande kommt. Welche internen Strukturen werden da genutzt, von denen die Öffentlichkeit nichts erfährt?

3. Egal, ob Herr Mathieu bei dem Treffen irgendeine bedeutende oder verantwortliche Rolle hatte oder nicht – es ist tatsächlich SEIN Problem als Journalist, wenn er das Fehlen der Linkspartei nicht bemerkt haben sollte, bzw. es nicht hinterfragt.

4. Ja, die Linkspartei kommt in anderen Artikeln der AN/AZ tatsächlich vor. Da wir ja glücklicherweise nicht in einer Diktatur leben, würde ein totales Verschweigen auch gar nicht funktionieren. Wer heute Menschen manipulieren möchte, muss geschickter vorgehen. Zwei Methoden bieten sich an:

Die „Guten“ groß- und die „Bösen“ kleinschreiben

Einerseits geschieht das durch eine geschickte Deutung und Bewertung der politischen Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen Guten/Bösen, andererseits indem man bei bestimmten, durchaus anspruchsvollen Analysen die „als böse“ abqualifizierten einfach überhaupt nicht vorkommen lässt und so – zumindest bei dem Anteil der unkritischen LeserInnen – erreicht, dass sie als völlig nebensächlich gelten und so letztlich aus deren (Wähler-)Bewusstsein verschwinden.

Die Wirksamkeit dieser Methode konnten wir in den letzten Wochen deutlich zu beobachten: Die zu einer 2% – Partei geschrumpfte FDP wurde wieder großgeschrieben, während die Linkspartei nun allgemein den Stempel erhält, sie sei zur Bedeutungslosigkeit zu verfallen.

Es sei zu diesem Thema auf den sehr informativen Artikel von Albrecht Müller in den „Nachdenkseiten“ hingewiesen: „FDP haushoch drin und Linke dezimiert draußen – und keiner kommt auf die nahe-liegende Erklärung Meinungsmache“.

Fortsetzung Dienstag

Ein weiteres Beispiel für diese Strategie bei dem Aachener Zeitungsverlag AN/AZ findet sich in der Dienstagausgabe der AN. Dort gibt es zwei große Artikel zur NRW-Wahl. In dem einen (Lokales, 2/3-seitig) kommen die Direktkandidaten der kleineren Parteien absolut seriös zu Wort. In dem anderen 2/3-seitigen Artikel (Seite Drei: „Und plötzlich hat die CDU ein neues Feindbild“) geht es dann deutlich analytischer zu: Dort werden alle bürgerlichen Parteien beschrieben, die eine Chance haben im Landtag vertreten zu sein und es werden diverse Varianten möglicher parlamentarischer Konsequenzen aus dem zu erwartenden Wahlergebnis analysiert.

Nur ein Thema kommt nicht vor: die Linkspartei. Weder ob sie aus dem Landtag raus fliegt noch ob sie drin bleibt und ob sie bei irgendwelchen Koalitionsvarianten eine Rolle spielen könnte. Nichts!

Wieder kann man denken: Sie haben diese einfach nur vergessen. Man darf aber auch – wie Albrecht Müller in den „Nachdenkseiten“ – Böseres unterstellen.

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