„Feindbild Russland“

26. Januar 2017 | Veröffentlicht von , Keine Kommentare

‚Veranstaltung zur Geschichte einer Dämonisierung‘

Der Verleger und Autor Hannes Hofbauer hat Thesen aus seinem Buch „Feindbild Russland“ – Geschichte einer Dämonisierung‘ auf der Veranstaltung im Haus der Evangelischen Kirche vorgetragen. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Antikriegsbündnis Aachen und dem Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Aachen organisiert. Trotz minimalster Hinweise in der lokalen Presse waren deutlich über 100 ZuhörerInnen erschienen.

Hofbauer analysierte nicht nur das aktuelle Phänomen der Russlandphobie, sondern er erzählte die Beziehungsgeschichte des Westens mit Russland und spürte den wirtschaftlichen und geopolitischen Grundlagen der Russophobie nach.Die Rolle Putins in der Ukrainekrise und im Syrienkrieg haben zu einer starken antirussischen Stimmung geführt. Gleiches gilt nach dem Anschluss der Krim an Russland, den Staatsdoping-Vorwürfen im russischen Sport und den vorgeblichen Computer-Hackings russischer Geheimdienste gegen Hillary Clinton und für Trump im Westen. Russlands Politik liefert dem Westen die Gründe für „Strafmaßnahmen“, vom Wirtschaftsboykott bis hin zu massiver militärischer Aufrüstung mit NATO-Manövern an Russlands Westgrenze im Baltikum und Polen.

Demgegenüber spielen Sicherheitsbedürfnisse Russlands und die Kritik an der Ost-Ausweitung der NATO, die von Russland als Einkreisung empfunden wird, im Westen kaum eine Rolle. Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg herrscht im Westen wieder eine russophobe Grundstimmung.

Aachener Karlspreis-Ritter Timothy Garton Ash

Unvorhergesehene Aktualität erlangte der Vortrag, weil nur einige Tage zuvor Timothy Garton Ash zum neuen Aachener Karlspreis-Ritter erklärt worden war – mit einer sehr positiv Darstellung und Lobpreisung in der hiesigen Presse.
Nun hatte Herr Hofbauer in seinem vorgestellten Buch beschrieben, dass der Preisträger sich schon im Jahr 2004 als  Anti-Putin-Scharfmacher entlarvt hatte. Das kam natürlich auch auf dem Vortrag zur Sprache.

Hier ein Auszug aus dem Buch von Herrn Hofbauer mit aufschlussreichen Passagen über einen „Offenen Brief“ europäischer Politiker und Intellektueller (u.a. eben auch T.G. Ash) aus dem Jahre 2004, in dem sie Putin direkt nach dem Attentat von Beslan mit 300 toten Kindern vor „auoritären Maßnahmen“ warnten ( S.273 unten bis 274). Dieser Brief wurde u.a. von SPD Fraktionsvize Erler scharf als „aggressiv“ kritisiert. Unter den meist konservativen Unterzeichnern befindet sich neben McCain und Biden auch Timothy Garton Ash. Erler verweigerte damals seine Unterschrift – im Gegensatz zu Bütikofer und anderen Politikern wie Pflüger und Leuthäuser-Schnarrenberger …
(siehe hier http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/offener-brief-russland-ist-einen-schritt-naeher-an-einem-autoritaerem-regime-1174113.html)
Hannes Hofbauer charakterisiert den Brief so: „Diesen Brief kann man getrost als Auftakt zum offiziellen Niedermachen von Wladimir Putin betrachten.“

Der für seinen „Einsatz für Redefreiheit und eine offene Debattenkultur“ in den Aachener Nachrichten so hoch gelobte neue Karlspreisträger passt also doch auch wieder in das russophobe Format fast aller Karlspreisträger….

Hier zur Videoaufzeichnung der Veranstaltung durch =newscan=

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