Die Risse-Reaktoren Tihange-2 und Doel-3 sind zwar weiterhin abgeschaltet

5. Dezember 2023 | Veröffentlicht von Anti-Atombündnis-Aachen, Ein Kommentar

aber die belgische Atomindustrie bekommt wieder Aufwind

Seit über einem Jahr ist der Risse-Reaktor Doel-3 bei Antwerpen abgeschaltet – und auch die Abschaltung unseres Risse-Reaktor „Tihange-2“ jährt sich Ende des kommenden Januars.
So erfreulich dieser großartige Erfolg des Aachener Anti-Atombündnisses und der mehr als 60.000 TeilnehmerInnen an der großen Menschenkette-2017 von Tihange nach Aachen auch ist
==> die belgische Atomlobby macht bei den restlichen fünf AKWs weiter – und sie ist dabei leider ziemlich „erfolgreich“:

In Belgien wurde ein Laufzeitverlängerung „liebevoll“ vorbereitet

Das belgische Kernkraftwerk Tihange wurde aufgerüstet, um so zehn weitere Betriebsjahre zu garantieren!

25. August 2023: Belgiens Kernkraftwerk Tihange wird aufgerüstet
„Die Zukunft von Belgiens Energie ist gesichert, da das Kernkraftwerk Tihange in eine neue Ära eintritt.
Die Neugestaltung zielt auf eine Verlängerung des Betriebslebens um weitere zehn Jahre ab, wobei die Sicherheit und Effizienz im Vordergrund stehen.“

Die belgische Bevölkerung ist mittlerweile wieder mehrheitlich für Atomkraft.

Das ist zwar ähnlich wie in Deutschland, aber mit dem einen Unterschied, dass in der BRD alle AKWs abgeschaltet sind und eine Wieder-Inbetriebnahme ein sehr viel größerer Schritt wäre, als der „einfache“ Weiterbetrieb in Belgien. Mittlerweile ist die Unterstützung für Atomkraft höher als je zuvor!
„November 14, 2023, Eine Umfrage zeigt, dass die Unterstützung für Atomenergie in Belgien so hoch ist wie nie zuvor. 80% der Befragten möchten die Betriebsdauer der Reaktoren verlängern. Noch nie zuvor war die belgische Bevölkerung so positiv gegenüber Kernenergie eingestellt. 85% möchten sie im Energiemix behalten, und 86% bevorzugen eine Verlängerung der Betriebsdauer der bestehenden Reaktoren, sofern dies sicher ist (nucnet: 09.11.23).“

Und jetzt ist sogar die „Laufzeitverlängerung um 10 Jahre“ abgesegnet

 3. Dezember 2023:Van der Straeten: Der Deal über die Laufzeitverlängerung der beiden jüngsten Kernreaktoren steht. Das hat die föderale Energieministerin Tinne Van der Straeten in der VRT-Sendung De Zevende Dag mitgeteilt.
Demnach sind die Verhandlungen zwischen der Regierungsspitze und dem Betreiber der Atomkraftwerke, dem französischen Energiekonzern Engie, abgeschlossen.
Die Laufzeitverlängerung von Tihange 3 und Doel 4 um zehn Jahre war schon länger beschlossen, damit die Versorgungssicherheit mit Energie in Belgien gewährleistet werden kann. Die Verhandlungen über das Abkommen haben mehr als ein Jahr gedauert. Zuletzt ging es vor allem um Detailfragen. Die Vereinbarung umfasst 1.500 Seiten.
In einem nächsten Schritt muss die Föderalregierung grünes Licht für den Deal geben. Danach kommt das Abkommen zur Abstimmung ins Parlament.
Auch die EU muss ihre Zustimmung geben. Ministerin Tinne Van der Straeten hofft, dass das bis zum Frühjahr erfolgt, also noch vor den Wahlen im Juni.

 

— Die kraz wäre nicht die kraz, wenn sie hierzu nicht zwei oppositionelle Meldungen hätte —

1. Das Spiel ist noch nicht zu Ende

Auch wenn es jetzt „gut“ für die Atommafia aussieht: Es ist klar, dass irgendwann in den nächsten Jahren wieder in irgendeinem der 455 AKWs weltweit ein großer Atomunfall geschehen wird, sei es in Europa oder sonstwo auf der Welt. Und die kraz weiß vom Aachener Anti-Atombündnis, dass dort eine „Schläfer-Gruppe“ auf diesen Tag X wartet, um dann die wieder erwachenden Anti-Atom-Bewegung tatkräftig zu unterstützen.

2. Atomkraft ist und bleibt keine gute Idee

Das muss ganz nüchtern festgestellt werden.
Und hierzu verweisen wir auf einen vorzüglichen Artikel des Physikers und Bürgerrechtlers Sebastian Pflugbeil, der das sehr klar belegt:

Atomenergie ist eine ganz perfide Sache“ (Teil 1)

Über die zunehmend in den Hintergrund geratenden Risiken der Atomenergie, fehlende Haftung sowie die Indizien für eine geheime deutsche Atomwaffenforschung – die 1986 offenbar zu einem großen Unfall bei Hamburg führte. Pflugbeil beschreibt die personellen Kontinuitäten dieser Forschung seit der Nazizeit und konstatiert: „Das ist ein Geflecht von Themen, die sich gegenseitig besser verstehen lassen, wenn man mehrere davon ansieht und die historische Entwicklung betrachtet.“ (Das  umfangreiche Interview erscheint in zwei Teilen.)

Darüber wird nicht geredet“ (Teil 2)

Über die Gefahren der Atomenergie, die Indizien für eine Kernexplosion in Tschernobyl, die Schäden des Unglücks in Fukushima sowie die schwankende öffentliche Meinung und „stark professionalisierte Propaganda“ zu diesem Thema. (Teil zwei des Interviews.)

Leser haben Ein Kommentar hinterlassen.

  • Jochen hat kommentiert am

    Jede Technolgie hat ihren ‚(G)rößten (A)nzunehmenden (U)nfall‘. Bei Brücken ist das z.B. der Brückeneinsturz. Obwohl Brücken schon seit Jahrtausenden gebaut werden, passiert der GAU bei Brücken trotz inzwischen großer Erfahrung und hoher Ingenieurskunst immer noch (z.B. Schlamperei; vernachlässigte Wartung z.B. aus Geldmangel; Naturkatastrophen; Anschläge, wie bei der KRIM-Brücke).

    Während die Auswirkungen bei einem Brückeneinsturz oder Flugzeugabsturz lokal und auf wenige bis einige hundert Menschenleben begrenzt sind, ist bei der Atomenergie nach menschlichen Maßstäben die zeitliche Dimension der Verstrahlungs-Katastrophe gesprengt (zudem hochgiftiges Plutonium, ein Spaltprodukt aus Atomkraftwerken, hat eine Halbwertzeit von 24.400 Jahren) – also unbewohnbares Gebiet für immer. Bei der Gentechnologie (z.B. Gen-Mais oder ‚gain-of-function‘ – Biolabor-Produkt SARS-CoV2 mit zum Glück niedriger Letalität) ist sogar durch die weltweite Ausbreitung zusätzlich noch die räumliche Dimension gesprengt.

    Kleinreden des Risikos (z.B. ‚Restrisiko‘, ’neue Generation von Reaktoren‘) ist naiv, weil man gar nicht so dumm denken kann, wie es nacher kommt.

    Ein sogenannter ‚common cause failure‘ hebelt z.B. eine redundante Stromversorgung der Brennstäbe-Kühlung über 5 Notstromaggregate aus, wenn in dem gemeinsamen Schacht, in dem alle Stromkabel zusammen durchlaufen, ein Brand ausbricht. Schlimmer ist allerdings noch die hochmütige Ignoranz: In Fukushima hatte man altes Wissen zu drohenden Tsunamis ignoriert. Jahrhunderte alte Wegsteine mit Gravuren warnten: „Erinnert das Unheil der Tsunamis. Baut nicht unterhalb dieses Punktes“ (www.spiegel.de/wissenschaft/natur/mahnung-der-vorfahren-wegsteine-in-nordjapan-warnten-vor-tsunamis-a-756622.html).

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