Die 35-ste Kundgebung gegen den Ukraine-Krieg
11. Juni 2025 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, 5 Kommentarevom ‚Bündnis – Diplomatie statt Waffen und Sanktionen‘
Das Bündnis hatte für den 7. Juni zur 35-sten Kundgebung gegen den Ukrainekrieg aufgerufen.
Leider waren bei schlechtem Wetter nur etwa 45 TeilnehmerInnen am Elisenbrunnen erschienen, aber selbst die heftigen kurzen Schauer waren keine Erklärung über die enttäuschende Teilnehmerzahl – Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung interessiert dieser Krieg (noch) nicht.
Es gab Musik von den Sokosophen und vier Reden und den Themen:
- Markus von der Freien Linken schilderte die Geschichte und Hintergründe dieses Krieges seit 2014.
- Ansgar Klein (Aachener für eine menschliche Zukunft) zur mometanen Situation des Krieges und den deutschen Positionen dazu.
- Robert(Aachener für eine menschliche Zukunft) bezog sich auf die Option: ‚Deutschland NEUTRAL machen‘ und beschrieb die sich daraus ergebneden Hoffnungen.
- Jochen (Sokosophen) nahm seinerseits „Pfingsten“ zum Anlass, über die Möglichkeiten von positiver Kommunikation unter uns Menschen zu sprechen, auch wenn wir durch die Propaganda der Mainstream-Medien systematisch auseinander getrieben werden (sollen).
(Die Reden sind hier nachzulesen)
Am Ende der Veranstaltung wurde trotzig angekündigt, dass das Bündnis am 5. Juli („erste Samstag im Monat“) auch die nächste Anti-Kriegsveranstaltung veranstalten wird:
Die 36-ste !
Solange dieser Krieg weitergeht!
Leser haben 5 Kommentare hinterlassen.
„…selbst die heftigen kurzen Schauer waren keine Erklärung über die enttäuschende Teilnehmerzahl“(KRAZ)
Vielleicht kann ich ja mit einer möglichen Erklärung aushelfen.
Schon mal auf die Idee gekommen, dass nachvollziehbar kaum noch jemand etwas mit Leuten zu tun haben will die die Kriegsverbrechen von Wladimir (deutsch: „Herrscher des Friedens“) völlig ignorieren.
Für eine Auseinandersetzung welche die Rolle des Westens/der Nato UND die Kriegsführung Russland berücksichtigt seit ihr doch ein Totalausfall.
Dem Thomas zufolge finden die Manifestationen des dissidenten Friedensbündnisses deshalb keinen Zulauf, weil es die technischen Aspekte der Kriegsführung der Russischen Förderation hinsichtlich ihrer Abweichung von den Idealen humanen Abschlachtens seiner Ansicht nach nicht berücksichtigt.
Dem Thomas nach wäre also eine „Auseinandersetzung“ darüber, welche Seite vergleichsweise die moralisch erhabenere wäre, wenn sie in ihrem Töten im Dienst von Kapital und Nation vielleicht eine größere humane Nachhaltigkeit walten ließe, einer höheren Beteiligung an den Aktivitäten des Friedensbündnisses förderlich – oder dass der Anschein zumindest einer neutralen Position einem Publikum entgegenkäme, das Wert auf gediegene Differenzierungen innerhalb des imperialistischen Blutsumpfes legte.
Nun, vergleichsweise ist die Position der KRAZ in moralischer Hinsicht jedenfalls sympathischer, indem sie der Bevölkerung angesichts ihrer Passivität nur uniformiertes Desinteresse unterstellt und nicht ein frustriertes Bedürfnis nach distanzierter Zergliederung des kapitalistischen Kadavers, das unschwer als kleinbürgerlich pervers zu erkennen ist und vielleicht noch für jugendliche Leser_innen des Gegenstandpunktes einen gewissen Charme hat, die Erfahrungen sammeln wollen.
Tatsächlich aber werden sowohl die Vorstellungen eines spontanen Pazifismus der Bevölkerung wie die von der Möglichkeit eines irgendwie herrschaftsfreien Diskurses von den effektiven Interessen einer der kapitalistischen Produktionsweise unterworfenen Bevölkerung blamiert und erweisen sich als späte ideologische Echos der Status quo ante des BRD-Postfaschismus.
PS: Unser Kommentar, das sollte zum besseren Verständnis hinzugefügt werden, ignoriert die von dem Thomas vorgenommene Personalisierung der staatlichen Praxis der RF, da wir sie nicht ernstnehmen können. Die Geschichte ist nicht die „großer Männer“ – und seine an abergläubige Zeiten erinnernde „Nomen est omen“-Bemerkung zum russischen Präsidenten tut nicht nur das, sondern passt nicht einmal sinngemäß zur populistischen Feindbildkonstruktion, die er beabsichtigt, purer Nonsens also.
Allein im letzten Satz bemüht er sich um ein Argument, vermischt dabei aber zwei Referenzebenen – einerseits die allgemeine „Rolle“ der NATO im Imperialismus und andererseits die besondere nationale und eigentümliche Kriegsführung der RF, die sich jedoch ihrerseits nicht ohne Bezug auf die allgemeinere Ebene der imperialistischen Staatenkonkurrenz erklären läßt, in der die RF aufgrund fehlender ökonomischer und auch militärischer Mittel zu einer strategischen Defensive gezwungen ist.
Die ökonomische Schwäche der RF bedingt gleichzeitig die Wahl außerökonomischer (militärischer) Mittel in der imperialistischen Verteidigung gegen einen ökonomisch überlegene Gegner, wie sie ihre Beschränkung auf einen regionalen Konflikt erfordert – solange die staatliche Existenz nicht unmittelbar bedroht erscheint.
Anzunehmen, dass der Thomas hier eine der interessierten Konfusionen nachplappert, wie sie von den linksdeutschen Parteigängerinnen und Laptoptätern im Milieu des Aachener Antikriegsbündnis verbreitet wird, aber sich auch in AfD und BSW großer Beliebtheit erfreut, gestattet sie doch eine kulturalistische und psychologische Deutung des Agierens des russischen Staates und blendet die materiellen Bedingungen des Konflikts aus, wobei die moralischen Wertungen sehr verschieden ausfallen können.
Insofern diente der Kommentat des Thomas gewissermaßen nur als Aufhänger…
Puuh: Die erste missglückte KBV-Erwiderung und erst Recht das noch längere P.S. arten (wenig überraschend) direkt in ein unlesbares, von Ideologie durchtränktes kommunistisches Manifest aus.
Dabei hätte es gereicht, Thomas, dessen Wunsch offenbar Vater des Gedanken war, zu einer Gegenprobe einer eigenen Demo diesmal GEGEN den Kriegsverbrecher Wladimir (Achtung Schreibweise: (ukr.) Wolodymyr) zu ermuntern – gerne auch bei schönstem Sommer-Wetter!
Apropos ‚Kriegsverbrecher‘, ‚völlig ignorieren‘ & ‚Totalausfall‘:
Wie schaffen all die Thomas’e und der ‚Wertewesten‘ eigentlich noch den Spagat, einerseits Putin zu verurteilen und gleichzeitig einen offiziell vom IStGH als Kriegsverbrecher angeklagten Netanjahu unter den Teppich zu kehren oder sogar ihm noch zu danken (s. z.B. Merz zum Angriff Israels auf den Iran: „Israel macht für uns alle die Drecksarbeit… Größten Respekt für den Mut der israelischen Staatsführung, das zu machen!“ [ZDF-Hauptstadtstudio, 17.06.25, Diana Zimmermann im Interview mit Merz]?
Nach dem andauerndem Völkermord an der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza vor den Augen einer untätigen, feigen ‚zivilisierten Welt‘ kam ‚on top‘ nun auch noch ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen den Iran hinzu. Und das während laufender Atom(waffen)verhandlungen und vor dem Hintergrund von den US-Geheimdiensten noch im März attestierten fehlenden Hinweisen auf iranische Arbeiten an einem nuklearen Sprengkopf [www.tagesschau.de/ausland/asien/usa-israel-iran-trump-100.html])
„unlesbares, von Ideologie durchtränktes kommunistisches Manifest“ – sehr schön, zaubert ein Lächeln auf das sonst von finsteren Zügen beherrschte Gesicht kommunistischer Ideologen.
Die Nachschrift ist aber kein Manifest, sondern eine Dreingabe. Viel und ausführlich lässt sich in solchen Kommentaren ja nun nicht schreiben und die komprimierende Schreibweise des ersten Eintrags bietet für ideologisch Ungeschulte sicherlich einige Lektürebarrieren. Um dem Rechnung zu tragen, haben wir die poltitische Tendenz etwas plakativer im Postscriptum zum Ausdruck gebracht und voraussehbarer Begriffstutzigkeit etwas mehr „Futter“ gegeben. Mit Erfolg offensichtlich.
Zu Deiner Frage, wie bürgerliche Politiker_innen und Propagandist_innen es schaffen, gleichzeitig irgendwelche erfundenen oder echten Greueltaten der einen Seite zu skandalisieren und die der anderen zu verschweigen:
Das ist einfach. Bürgerliche Politik rechtfertigt sich halt moralisch, hat aber selbst keine moralische Grundlage. Ihre Grundlage ist Herrschaft. Politik ist die „Gewalthandlung“, die sie aufrechterhält. Nicht Moral, sondern Parteilichkeit der Herrschaftsicherung ist der reale Standpunkt von dem aus das Herrschaftspersonal in Ämtern, Ministerien und Redaktionen „moralische“ Wertungen vornimmt oder unterlässt.
Es wäre sicherlich ratsam, noch einiges zur ideologischen Funktion der Menschenrechte zu schreiben – aber es gibt ja genug dazu im Internet. Wenn jemand ernsthaft daran interessiert sein sollte, wird er es auch finden.
Nette Reaktion von Jochen nebenbei, nicht durchweg stilsicher – „einerseits…gleichzeitig“ und so – aber das passiert einem moralisierenden Snobismus leicht, wenn er anderen „Unlesbarkeit“ andichtet; fehlt halt noch die Routine des professionellen Politikantentums.
Aber das wird schon werden, nur Mut…
Bitte bleibe mit Deinen Kommentaren sachlich und respektvoll.
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