Ist Belgische Atomaufsicht abhängig von Electrabel?
26. April 2016 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine KommentareFANC-Mitarbeiter bezweifeln ihre eigene Unabhängigkeit von der Atomindustrie
Gestern wurde in der belgischen Zeitung Le Soir über eine Anhörung berichtet, dass die Mitarbeiter der belgischen Atomaufsicht (FANC) bezweifeln, dass sie unbeeinflusst ihre Kontrollfunktionen ausüben können. Ein weiterer Bericht heute im deutschen Tagesspiegel.
Hintergrund ist, dass die Bezahlung der FANC-Mitarbeiter letztlich durch Electrabel, also den Betreiber der AKWs erfolgt. Das belgische Gesetz sieht vor, dass der FANC-Haushalt durch die zu kontrollierenden Betriebe bezahlt wird (mit einem Jahr Nachlauf). Das führt dazu, dass bspw. eine negative Entscheidung über den Weiterbetrieb von Tihange 2 zum Abbau von Arbeitsplätzen bei den FANC-Kontrolleuren (mit einem Jahre Verzögerung) erfolgen würde.
Unter diesen Bedingungen ist eine unabhängige Kontrolle natürlich unmöglich!
— Wir übersetzen diesen Artikel in Auszügen —
Eine Anhörung schürt/sät den Zweifel an der Glaubwürdigkeit an der Agence nucléaire
… Vergiftetes internes Klima, Mangel an Leadership, Machtkämpfe, politischer und wirtschaftlicher Druck: eine Krise im Herzen der AFCN
… Vergiftetes Klima, Mangel an Führungsqualität, Machtkämpfe: der Bericht der Anhörung, welche diesen Freitag dem Conseil d aministration de lAgence federale de controle nucleaire präsentert werden muß wird weh tun, sehr weh. Weil dieses Dokument, welches durch 60 Zeugenaussagen gestützt wird, meist von internen Angestellten nicht nur grundsätzliche Misstände in der AFCN beschreibt, sondern insbesondere seriöse Zweifel hinsichtlich der realen Unabhängigkeit des regulateur nucleaire aufwirft.
Eine Führung unter Druck?
… es herrscht der Eindruck, dass die Unabhängigkeit der Agence gegenüber der politischen und wirtschaftlichen Welt immer mehr schwindet, so schreibt es das Kabinet Whyte Corporate Affairs. Die internen Angestellten fragen sich, ob die Führungsebene nicht unter Druck gesetzt wurde um bestimmte Kompromisse zu machen (insbesondere hinsichtlich der Akten zur Nuklearenergie) … Die AFCN scheint schwach und anfällig gegenüber politischer und wirtschaftlicher Einflüsse.
…. Die Anhörung bestätigt schwarz auf weiß, das was die Umweltschützer seit Jahren anprangern: in allen sensiblen Akten hat sich die AFCN beeinflussen lassen durch Druck seitens der Führungsebene von Electrabel, denunziert Jean-Marc Nollet, der Zugriff/Einblick in den Bericht hatte. Es ist inakzeptabel. Für den Abgeordneten von Ecolo, ‚ man muss die Akten von Null an neu prüfen, weil sie nicht so behandelt wurde wie es sein muß, nämlich in absoluter Unabhängigkeit. … das wird bedeuten, dass die Laufzeit-Verlängerung der Zentralen in Doel 1 und 2 und die Verlässlichkeit der rissigen Zentralen von Doel3 und Tihange 2 neu geprüft/betrachtet werden müssen.
… Intern wird der Chef der Agence nucleaire als warmherzig und zugänglich beurteilt, aber viele beurteilen ihn als zu konziliant.
….Wenn die Anhörer nicht ihre Zweifel an der Qualität der Expertisen der Agence formulieren, ist seine Glaubwürdigkeit gering. Außerdem ist das Timing schlecht. Nach Luxembourg hat Deutschland auch offiziell um das vorübergehende Abschalten der Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 gebeten, um Zeit für andere Untersuchungen über deren Sicherheit zu haben.
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