Ausbeutung durch Leiharbeit stoppen!

30. Januar 2013 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine Kommentare

Kundgebung vor Hutchinson in Aachen am 30.1.2013

Etwa 40 ArbeiterInnen und 20 UnterstützerInnen haben heute am Werksgelände der Firma Hutchinson
in der Aachener Zeppelinstraße protestiert. Die meisten kamen direkt von Frühschicht. Mindestens eine Kollegin aus der Nachtschicht (Ende 7 Uhr) ist extra nochmal zur Kundgebung hergekommen!

Es ging bei der Aktion um die durch die Firma EKÜ Outsourcing GmbH bei Hutchinson eingesetzte Leiharbeitskräften – die seitens EKÜ aber nicht „Leiharbeiter“ genannt werden sollen! Die Beschäftigten wollten ihren Forderungen Nachdruck verliehen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf die skandalösen Arbeitsbedingungen richten. 

Der Streit bei EKÜ geht derzeit um eine tarifliche Regelung zur Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen. Über Jahre hinweg werden viele in diesem Betrieb als Leiharbeitskräfte eingesetzt und dabei im Mehrschichtbetrieb mit Löhnen von knapp acht Euro brutto in der Stunde abgespeist. Davon ist sogar ein Euro „freiwillig“ und entfällt bei Krankheit oder Urlaub! Außerdem gibt es bei EKÜ auch deutliche Hinweise auf massive Verstöße gegen die
Arbeitszeitgesetzgebung.

Hudchison in AachenEine zentrale Forderung ist die Anpassung der Bezahlung von Leiharbeitskräften an die Bezahlung der Stammbelegschaften. Außerdem soll die Übernahme der eingesetzten Kräfte in die Stammbelegschaften hinein verbindlich gemacht werden.

Die realen Unterschiede zwischen Stamm- und EKÜ-Belegschaft

  • Hutchinson ist im Tarifvertrag, EKÜ ist es nicht.

  • Hutchinson-Arbeiter bekommen ca. 14€/Stunde, EKÜ-Arbeiter ca. 8€/Stunde

  • Beim Urlaub beträgt der Unterschied ca. 20%.

  • Hutchinson hat einen Betriebsrat, bei EKÜ gibt es keinen.

Was produzieren die EKÜ-Arbeiter bei Hutchinson?

Hauptsächlich werden Türdichtungen für die Autoindustrie produziert. Eine Arbeiter dazu: „Wir haben soviel Aufträge wie nie. Ich weiß gar nicht, wer die Autos alle kauft…“

Wie lange bleibt jemand bei EKÜ?

Die kraz hat drei Mitarbeiter gesprochen die schon seit 13 Jahren dabei sind. Viele der Arbeiter sind Migranten oder EU-Bürger aus Südeuropa. Da es wenig andere Industriejobs für ungelernte Arbeiter in AC gibt, ist es trotz der geringen Löhne einfach für EKÜ, immer wieder neue Leute zu finden.

Gibt es einen Betriebsrat bei EKÜ?

Nach Aussage von zwei Arbeitern soll es 2010 eine Betriebsratswahl gegeben haben. Dabei soll EINE (Produktions-)Halle einen Betriebsrat gewählt haben, während die andere Halle überhaupt nichts von einer Wahl wusste.

Tatsächlich gibt es bei EKÜ-Aachen keinen gesetzlichen Betriebsrat. Im Gegensatz dazu Hutchinson: dort gibt es einen Betriebsrat.

Hätten es mehr Teilnehmer sein können?

Die Industriegewerkschaft Bauen, Chemie, Energie hatte die Aktion organisiert und – ebenso wie die Linkspartei – dazu aufgerufen, was sich an den Fahnen der beiden Organisationen erkennen ließ.

Auf der Kundgebung sprachen Ralf Wölk, DGB-Aachen, Ralf Wölk, DGB AC
Regionsvorsitzender und Dennis Radtke, IG-BCE, Gewerkschaftssekretär (und CDA-Bundesvorstand).

Radtke empörte sich darüber, dass die EKÜ kurzfristig eine Sonderschicht für „zufällig“ die Zeit angeordnet habe, zu der die Kundgebung angekündigt war. Auch zwei Arbeiter bestätigten gegenüber der kraz, dass durch diese Sonderschicht zumindest einige KollegInnen hätten nicht kommen können. Außerdem seien die Löhne bei EKÜ unakzeptabel niedrig: „Bei teilweise 220h/Monat bis 300h/Monat bedeutet das für viele KollegInnen, dass sie trotzdem Harz-4 Aufstocker werden müssen. So etwas nenne ich Schweinelöhne.“

Fragen von ArbeiterInnen an „die Gewerkschaft“

  • „Warum gibt es zu DIESER Kundgebung keine Mobilisierung seitens der IGM von KollegInnen von Bombardier, Cinram, …? Die haben doch die gleichen Probleme wie wir“. 

  • „Warum haben wir diese immerwährende Spaltung in die einzelnen Branchen? Es wäre super, wenn die anderen auch kommen würden, dann gäbe es bestimmt mehr Druck.“

Bemerkenswert & Erfreulich

Nach Aussagen von EKÜ-ArbeiterInnen haben die IG-BCE Aktivitäten bei EKÜ zu einem starken Zuwachs von Mitgliedern geführt! Es geht also doch.

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