Aktion gegen Atombomben

22. Juli 2021 | Veröffentlicht von Wanda Valle, Keine Kommentare

Büchel, Internationale Woche 2021

Vom 12.7 bis 20.7.2021 fand in Büchel die Internationale Woche statt, im Rahmen desser gegen die in Büchel stationierten Atomwaffen protestiert wurde. Zu dieser Aktionswoche waren Aktivistinnen aus Deutschland, Holland und den USA angereist. Auch Mitglieder der Freien Linken Aachen waren dabei.

Im Vorfeld der Aktionswoche hatte es bereits Anfang Juli Probleme gegeben, da die Friedenswiese auf der in den letzten Jahren ein Zeltlager errichtet wurde für die Aktionen nicht mehr zur Verfügung stand und ein ortsansässiger Unterstützer zwangsgeräumt werden sollte. Am Freitag dem 2.7 sollte das Gelände eines Veranstaltungsunternehmens, dass an den Eingang des Fliegerhorstes grenzt geräumt werden. Das Veranstaltungsunternehmen ist Mieterin des Grundstückes und stellte dieses der Friedensbewegung in der Vergangenheit schon für vielfältige Aktionen bereit.

Der Eigentümer hatte mit der Ulmener Projektentwicklungsgesellschaft (PEG) (einer Immobilienfirma) einen Vertrag abgeschlossen, der besagt, dass nach einer Räumung das Grundstückes für die PEG zum Kauf bereitstünde. Wahrscheinlich wird die PEG das Grundstück dann an die Bundeswehr weitervermarkten. Eigentümer und Mieter konnten sich aber vor Ort einigen und die Räumung wird bis Ende des Jahres nicht mehr verstreckt. [Quelle: Zeitungsartikel Rhein Zeitung nr 151 vom 3.Juli 2021 von Kevin Rühle]

Interessant ist der Zeitpunkt der Räumung, da am 3.7.21 ein Friedens-Gottesdienst auf dem Gelände der Veranstaltungsfirma stattfinden sollte. Außerdem war vom 6.7 bis 11.7.21 das ICAN Protestcamp geplant. (alle Aktionen: https://buechel-atombombenfrei.jimdofree.com/kalender/).

Bisher wurde zur internationalen Woche auf der Wiese vor dem Eingang des Fliegerhorstes gecampt. Diese Wiese gehört der öffentlichen Hand. Ein Zeltlager war dort dieses Jahr nicht möglich, da die Wiese zu einem Blühstreifen- Projekt umgewidmet wurde. Die Unterkunft für die Internationale Woche wurde in ein Seminarhaus in einen von Büchel etwa 20 km entfernten Ort gelegt. Trotz der Entfernung waren auch dort noch die Tornados extrem laut zu hören.

In der Internationalen Woche waren jeden Tag Mahnwachen vor dem Tor des Fliegerhorstes geplant. Diese fanden in der Zeit von 15 bis 17 Uhr statt, da in dieser Zeit auf dem Militärgelände ein Schichtwechsel vollzogen wurde, infolgedessen ein hohes Verkehrsaufkommen aus dem Tor heraus gegeben war. Am Freitag wurde der Zeitpunkt der Mahnwache vorverlegt, um dem ersten Atomwaffen Test am 16.07.1945 um 5.30 Uhr Ortszeit in New Mexico, USA zu gedenken. Zum Gedenken an diesen „Trinity- Test“ läuteten wir um 13.30 Uhr MEZ daher eine Glocke. Die Bombe des Trinitiy Testes war vom selben Bautyp, wie jene, welche am 09.08.1946 auf Nagasaki abgeworfen wurde.

Wir positionierten uns für die Mahnwachen mit unseren Bannern auf dem Kreisverkehr vor dem Tor, so, dass diese für die Vorbeifahrenden gut sichtbar waren. Ein 5 bis 6 Personengrüppchen der Bundeswehr hielt dabei jeden unserer Schritte im Auge. Es war erkennbar, dass sie unsere Aktion belächelten und es waren ab und an abfällige Kommentare zu vernehmen. Einer der Soldaten hatte von seinem Chef anscheinend den Auftrag erhalten den Inhalt unserer Banner aufzuschreiben und weiterzugeben. Er schrieb die ganze Zeit über in seinen Block, so dass man meinen könne, er habe die Banner alle einzeln abgezeichnet. Da ich kaum Kontakt zum Militär habe, war die starre hierarchische Ordnung und Befehlshörigkeit für mich sehr erschreckend und auffällig. Die Reaktionen der Vorbeifahrenden waren sehr unterschiedlich. Aus Autos von Nicht-Militärzugehörigen, die aus der Region vorbeifuhren, wurde uns häufiger zugewunken. Von den Angehörigen der Militärbasis kamen kaum Reaktionen. Sehr auffällig war der offensichtliche Durchschnittswert der den Fliegerhorst verlassenden Autos, der deutlich über dem Durchschnitt dessen lag, was man im gewöhnlichen Verkehr sieht. Eine erstaunliche Ansammlung teurer Autos tummelt sich da im Fliegerhorst.

Direkt hinter dem Tor hinter 2 Zäunen sah man durch den Natodraht den Kindergarten des Militärgeländes, was ein sehr surreales Bild abgab. Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, dass wir Friedensaktivistinnen als extreme Bedrohung angesehen wurden.

Während all der Mahnwache starteten immer wieder die Tornados, welche von einem ohrenbetäubenden Lärm begleitet wurden. Zeitweise starteten diese im Abstand von 7 Minuten. Bei den aufsteigenden Tornados war häufig eine schwarze Wolke zu erkennen, die aus dem Antrieb kam. Neben der Lärmbelastung stellen die Kampfjets auch weitere Umweltbelastungen dar.

Die Überflutungslage spielte auch eine große Rolle für die Aktionstage in Büchel. Zum einen waren weit weniger Menschen angereist als ursprünglich geplant, zum anderen bestimmte die Katastrophenlage auch die Diskussion über die Planung der Aktionen. Geplant war eine Aktion des zivilen Ungehorsams, bei der mit pinken Schaufeln ein Tunnel unter dem Zaun gegraben werden sollte. Pink wurde als antimilitärische Farbe gewählt. Hier geht es zur Pressemitteilung zur Aktion: https://digging-for-life.net/wp-content/uploads/2021/07/AktionsPM-19.7.21-aktuell.pdf.

Weitere Infos auch hier: https://buechel-atombombenfrei.jimdofree.com/gruppen/digging-for-peace/

Es gab Vorgespräche mit der Polizei. Das Ziel der Aktion war es einen Tunnel zu graben, um auf die Landebahn zu gelangen und somit die Flugübungen der Tornados zu unterbinden. Im Prinzip war es klar, dass dieses Ziel nicht erreicht werden würde und es sich um eine rein symbolische Aktion handelte. Dennoch muss die Polizei dafür sorgen, dass wir es nicht schaffen den Tunnel zu graben. Die Aktion würde also eine gewisse Anzahl von Polizeikräften binden.

Vorbehalte wg. der Überschwemmungskatastrophe

Da derzeit die Polizei und vielmehr die Bundeswehr mit der Katastrophenlage beschäftigt war, wollte ein Teil der Aktivistinnen die Aktion absagen. Ebenso waren einige in Gedanken an die Opfer der Flutkatastrophe und wollte aus Respekt diesen gegenüber keine Aktion durchführen. Ein anderer Teil warf ein, dass die Atomwaffen weiterhin im Fliegerhorst lagerten und die atomare Katastrophe nicht gebannt sei, wodurch auch aktuell die Notwendigkeit bestünde gegen eine drohende atomare Katastrophe zu protestieren. Weiterhin wurde vorgebracht, dass die Flugstunden der Tornados zu massiver Umweltverschmutzung und zu CO2 Emissionen führen, was weitere Klimakatastrophen begünstige. Die Flüge der Tornados wurden nicht abgesagt, wie man in folgendem Video sehen kann: https://www.youtube.com/watch?v=1XUy4r3nVa0&t=109

Anscheinend binden die Tornado Übungsstunden keine Kräfte bei der Bundeswehr, die mit Aufräumarbeiten im Umland beschäftigt war. Auch hält man es für den Flutopfern zumutbar weiterhin mit Fluglärm belästigt zu werden.

In Gedenken an die Flutopfer wurde an den pinken Schaufeln ein Trauerflor befestigt.

In der Presse wurde aber unter anderem genau dieses Argument gegen die Aktion verwendet, wie folgender Artikel zeigt: https://app.wochenspiegellive.de/mosel/ulmen/artikel/demonstranten-graben-tunnel-am-fliegerhorst-70999/

In den Kommentaren gegen die Aktion zeigte sich allerdings keinerlei Verständnis für die Problematik von Atombomben und der Militarisierung. Wenigstens wenn die ganze Umgebung unter einer Flutkatastrophe leidet, könnte man meiner Meinung nach die katastrophalen Zerstörungsmaschinen am Boden lassen und die militärischen Übungen absagen, deren einziger Sinn es ist eines Tages Zerstörung zu bringen – nicht in Deutschland, aber in einem weit entfernten Land, so dass es uns hier nicht interessiert. Dass die Tornados weiter fliegen ist ein klares Zeichen und ein Zeichen, dass die Friedensarbeit weitergehen muss und nicht ruhen kann!

Bilder zur Aktion: https://www.flickr.com/photos/193481534@N02/sets/72157719557820786/

Weitere Presseberichte zur Schaufel Aktion: https://www.jungewelt.de/artikel/406649.friedensbewegung-buddeln-in-b%C3%BCchel.html

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