Aachener Nachrichten schreiben (nicht): „Bombenkrieg der USA für den IS“
20. September 2016 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine KommentareSondern es ist immer das Gleiche: Manipulation statt plumper Zensur
Gestern gab es dafür wieder zwei unappetitliche Beispiele für diese „dezenter Verschiebung“ von Fakten in den Aachener Nachrichten. Beide zeigen erneut exemplarisch, wie die Manipulation der öffentlichen Meinung „gemacht“ wird. Einmal geht es um den Syrienkrieg und die dortige Tötung von über 90 Soldaten durch die US-Luftwaffe. Beim zweiten geht es um die bundesweiten Demonstrationen der 320.00 gegen CETA am letzten Samstag.
„Waffenruhe in Syrien in Gefahr“
unter dieser Überschrift wird auf der Titelseite der AN folgende ganz andere wichtige Meldung versteckt: Die USA-Luftwaffe tötet – während der aktuell geltenden Waffenruhe in Syrien (!) – 90 syrische Soldaten. Diese Menschen wurden vom IS in der Ortschaft Deir Essor belagert. Diese Tötung durch die US-Luftwaffe ermöglicht dem IS, die dort überlebenden Soldaten vorübergehend zu besiegen. Dieser völkerrechtswidrigen Luftangriff geschieht auf ein fremdes Staatsgebiet, mit dem die USA keinen Kriegszustand haben!
Das alles wird so nicht in der AN erwähnt. Stattdessen steht dort die spekulative und tendenziöse Behauptung „…der Tod .. bei einem VERMUTLICH VERSEHENTLICHEN US-Luftangriff„. Korrekt ist dann wieder, dass das Verhältnis zwischen USA und Russland schwer belastet – aber warum nicht erwähnt wird, dass das noch mehr zu Syrien belastet sein dürfte, erschließt sich den LeserInnen nicht.
Alles nur ein Streit?
Im Innenteil wird das Ganze als ein „Neuer Streit zwischen Russland und USA“ dargestellt. Erneut wird die Massentötung wie folgt beschrieben: „“Ein OFFENBAR VERSEHENTLICHER Luftangriff der US-geführten Koalition …„. Wie kann eine seriöse Zeitung dieses Wort in dem Zusammenhang wählen? Sie hätte gerne schreiben können „wir vermuten ..“ oder „die US-sagen, dass …“; aber diesen Vorgang als ‚offensichtlich versehentlich‘ hinzustellen will nicht mehr aufklären.
Vielleicht wäre wäre eine Überschrift korrekt gewesen wie: „Syrienkrieg: Die USA verteidigen den IS „. (Das ist jedenfalls immer die Sprechweise, wenn es gegen die bösen Russen-Syrer – usw geht.)
Zu den inhaltliche Hintergründe des Ereignissen verweisen wir im Anhang auf zwei Artikel in der jungen Welt von gestern: „Bombenkrieg für den IS“ und die „Erklärung des russische Außenministerium“.
Anti-CETA-Demos
Ebenfalls auf der AN-Titelseite steht der Aufmacher „Proteste hin und her: Gabriel macht Werbung für CETA„. Dahinter verbirgt sich ein Bericht über den Protest von 250.000 bis 350.000 Demonstranten.
Das sind Teilnehmerzahlen, wie sie ganz selten in der deutsche Demokratie erreicht werden. Diese Größenordnung belegt, dass Menschen ihre demokratischen Rechte wahrnehmen um zu zeigen, dass ihnen das nicht gefällt, was die Herrschenden ihnen aufzwingen wollen. Wer diese für Deutschland spektakulären Zahlen nicht in der Schlagzeile aufführt, sondern nur die verschleiernde Überschrift wählt, der will die Protestierenden „klein“ machen.
Aber trotzdem werden doch die korrekten Zahlen genannt!
Warum ist es hier anders als bei dem kompletten Verschweigen JEDER Information bei den Millionenprotesten in Frankreich und den Hunderttausenden Belgien in diesem Sommer? Warum wird es aber diesmal geschrieben?
Eine plumpe Zensur wie zu Zeiten von Monarchien oder Diktaturen würde heute nicht mehr funktionieren – schließlich waren zu viele dabei und diese werden es in ihren Bekannten- und Kollegenkreisen berichten.
Deshalb wird schon etwas geschrieben – aber nur soviel, wie es psychologisch nützlich ist!
Anhang
USA attackieren Stellungen der syrischen Armee. Moskau und Damaskus werfen Washington Unterstützung von Dschihadistenmiliz vor ….
…. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS zitierte am Sonntag die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, mit der Aussage, man habe schon früher den Verdacht gehabt, dass Washington die sich inzwischen Fatah-Al-Scham nennende Al-Nusra-Front schütze. Nun komme man jedoch zu dem »erschreckenden Schluss, dass das Weiße Haus den IS verteidigt«.
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