Electrabel kriegt ihn nicht hoch
12. Dezember 2015 | Veröffentlicht von Walter Schumacher, Keine KommentareOffensichtlich schwerste technische Probleme beim Hochfahren vom Risse-Reaktor Tihange 2
Für Freitag (11.12.) hatte Electrabel angekündigt, den Atomreaktor Tihange 2 wieder hoch zu fahren. Die kraz hatte berichtet. Mittlerweile haben wir Samstagnachmittag (15:30 Uhr) und der Reaktor ist immer noch nicht erfolgreich hochgefahren. In dichter Folge werden immer wieder neue Startzeitpunkte genannt, die dann – ohne Angabe von Gründen – jeweils wieder verschoben werden. ([1] siehe Tabelle unten)
Vorsicht – oder schwere Probleme?
Gutwillig könnte man bewundernd sagen „die gehen aber mit äußerster Vorsicht ans Werk“. Leider aber muss eher befürchtet erden, dass die Nuklear-Kollegen dort ernsthafte technische Problem bei dem Start des bröckeligen Atommeilers haben.
Die Anlage stand jetzt für mehr als 1 ½ Jahre und da rostet ja schon manchmal einiges ein …
Die tausende Risse bis zu 18 cm Länge im Stahlbehältermantel sind sicher auch nicht geschrumpft. Der politische Druck das Ding „schnell“ hochzufahren ist groß, die Anlage ist sehr alt und und und …. .
Da können schon div. Assoziationen entstehen:
==> Electrabel bekommt das Ding einfach nicht mehr hoch! [2]
Echte Probleme – aber unklare Faktenlage
Im Ernst: Es ist nicht bekannt, welche Problem dort aufgetreten sind. Aber es ist offensichtlich, dass diese permanente Verschiebung des Anschaltzeitpunktes nicht geplant ist, sondern auf Ungewöhnliches hinweist.
Und wir dürfen sicher unterstellen, dass sich die Kollegen dort sehr bemühen. Die Techniker dort könnten einem schon leid tun bei dieser schwierigen Aufgabe.
Hoffen wir, dass das Ganze gut geht !
Sei es, dass die Kollegen dort rechtzeitig aufgeben und ihre Niederlage eingestehen. Oder sie schaffen den Start doch noch irgendwie, ohne dass uns dieser Reaktorblock um die Ohren fliegt.
Wird es noch rechtzeitige den Katastrophenschutz in Aachen geben?
Die Aachener Stadtverwaltung versucht aktuell nach Jahrzehnten der Verschleppung, endlich einen Katastrophenschutz für nukleare Unfälle aufzubauen. Es wäre schon sehr schade, wenn ein Nuklearschaden in Tihange die Anstrengungen der Stadtverwaltung für einen funktionierenden Katastrophenschutz doch noch „überholt“.
[1] Meldungen über Start-Probleme durch den AKW-Betreiber
(und damit Verschiebung – bis heute 15 Uhr heute):
Geplante Starts:
11-12-2015 12:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 08-12-2015 09:55:20 CET)
12-12-2015 08:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 10-12-2015 11:17:42 CET)
13-12-2015 01:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 11-12-2015 10:30:18 CET)
12-12-2015 08:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 11-12-2015 16:22:24 CET)
13-12-2015 01:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 12-12-2015 08:45:09 CET)
13-12-2015 14:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 12-12-2015 08:47:11 CET)
— kontinuierliche Nachträge: Erneut wurde … —-
14-12-2015 02:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 13-12-2015 08:19:00 CET)
14-12-2015 17:00:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 13-12-2015 16:54:10 CET)
14-12-2015 18:30:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 14-12-2015 16:18:33 CET)
14-12-2015 21:30:00 LOCAL TIME (veröffentlicht: 14-12-2015 17:45:42 CET)
— seit 21:30 am Netz, ab jetzt keine weiteren Mledungen durch kraz —
Quelle: http://transparency.engie.com
[2] Zusammenhänge zwischen AKWs und Testosteron (Nachtrag am 13.12.)
Wir bemühen uns in der kraz normalerweise um eine nicht-sexistische Sprache und vermeiden entsprechende Anspielungen. Wir haben in DIESEM Artikel aus folgenden Gründen bewusst eine Ausnahme gemacht:
AKWs sind wie viele andere Großtechnikanlagen typische Elemente männlicher Allmachtsphantasien
Offensichtlich gibt es stark phallische Aspekte beim Bau von Wolkenkratzern oder bei den riesigen Chemie- und anderen Fabrikanlagen mit ihren „rauchenden Schloten“. Bei AKW-Anlagen ist es vielleicht weniger diese Äußerlichkeit als vielmehr die inhärente Potenz dieser Anlagen zwischen „Kraft“ und „Gefährlichkeit“ (=Macht).
In dem skurrilen AKW-Film „Die Unvollendete“ (Moosblech/Eupen) kommt ein Nukleartechniker (Dipl.-Physiker Lukas Bernhard vom KKW Philippsburg) in diesem Sinn zu Wort als er beschreibt, was er als Mann empfindet, wenn er im AKW-Steuerstand die Kettenreaktion in Gang setzt.
„Das ist ein schönes Gefühl ja, und ich muss auch sagen, so einen Reaktor dann auf Leistung zu bringen – mehrere MWs, 100te von MWs innerhalb kürzerer Zeit ins Netz einzuspeisen, mit ganz einfachen Mitteln ja, indem man Pumpendrehzahlen erhöht oder indem man Steuerstäbe bewegt, ja, das ist nach wie vor auch nach fast 20 Jahren Berufserfahrung ist das noch ein faszinierendes Gefühlt, denn das geht scheinbar ganz im Verborgenen, ja .“
Und dann wendet er sich leicht verschämt von der Kamera weg.
Es gibt die Allmachtsphantasien der „Kraft“, die solche Anlagen ausströmen. Die alten Dampfloks, die alten Hochöfen und heute das „blaue Licht der Kettenreaktion im Wasser des Reaktorbehälters“ liefern diese Gefühle.
Und WEIL diese Großtechnik wirklich Testosteron behaftet ist
und WEIL die Macher (zu 99% männlich!) diese Allmachtsgefühle haben und auch ausleben
und WEIL sie allen anderen zeigen, was für ‚Winzlinge‘ die doch dagegen sind,
DESHALB ist es richtig, diese Leute (Männer!) genau auch auf DER Ebene zu treffen.
Ja, ihre Potenz-Gefühle sollen angegriffen werden. Der Anti-AKW-Kampf ist nicht nur ein kühl-intellektueller Kampf, sondern es ist auch das „David gegen Goliath-Spiel“, es ist der „Kluge-Nette gegen den Tetsterteron-vernebelten Macho“, der endlich mal einen Tritt in die Eier bekommt – und DAS auch absolut so verdient!
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