Mehr als 2200 Aachener bei Anti-Tihange-Kundgebung

23. Dezember 2015 | Veröffentlicht von , Ein Kommentar

Elisenbrunnen voll: Menschen verlangen „STOP TIHANGE – es reicht“

P1160289Die diversen Störfälle im AKW Tihange und das Wiederanfahren des von Rissen durchsetzen AKW-Blocks 2 machen offensichtlich vielen Aachener Angst. Es waren mehr 2.200 Menschen gekommen, um zu hören, was die Politik denn konkret für die Schließung des Reaktors, aber auch für einen minimalen Katastrophenschutz gegen einen SuperGAU tun will. Die Aussagen seitens der Politik blieben unkonkret, beließen es letztlich bei „Bitten an die anderen“ und der traurigen Feststellung, man können letztlich doch nichts machen!Im deutlichem Kontrast dazu formulierte Jörg Schellenberg von Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen (AAA) sehr konkrete Vorschläge, wie der Streit um die Schließung ernsthaft geführt werden könnte . (Seine Rede unten im Wortlaut)

Das AAA hatte zu dieser einstündigen Kundgebung am Elisenbrunnen eingeladen, damit die Menschen ihre Empörung nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern ÖFFENTLICH Ausdruck verleihen können. Der Platz war komplett gefüllt. Wären noch weitere Menschen hinzugekommen, hätte vermutlich der Busverkehr auf der Peterstrasse gestoppt werden müssen.

Für die Kundgebung waren als RednerInnen eingeladen worden

  • der Oberbürgermeister Marcel Philipp
  • der Chef der Aachener Feuerwehr Jürgen Wolff
  • Vertreter der Fraktionen des Rates der Stadt Aachen der im Stadtparlament vertretenen Parteien (ab drei Sitzen)

Leider erschien der Oberbürgermeister Philipp nicht, sondern ließ sich entschuldigen und schickte seine Vertreterin Hilde Scheidt. Erstaunlicherweise war auch der Chef der Aachener Feuerwehr Herr Wolff trotz Einladung nicht da. Er hatte sich auch nicht entschuldigen lassen. Die Landtagsabgeordnete der CDU, Frau Thönnissen war zwar angekündigt aber letztlich auch nicht da. Statt des OB war der Städteregionsrat Helmut Etschenberg erschienen. Er wurde spontan auf das Podium eingeladen und trug seine Positionen zu Tihange vor. Auch eine Abgeordnete (Eccolo) des belgischen Parlaments war nach Aachen gereist. Sie berichtet in ihrem kurzen Beitrag, dass sie gegen den Weiterbetrieb von Tihange 2 sei, aber leider auch nichts machen könne.

Die Politiker waren um einen „Faktencheck“ gebeten worden

  • Sind sie für die sofortige Schließung von T2 ?
  • Was machen sie konkret für diese Schließung?
  • Was machen sie, um endlich einen minimal funktionierenden Katastrophenschutz gegen einen Super-GAU in Aachen zu haben?

(Zu den Reden der Politiker werden wir hier noch Nachträge machen)

Kann man DOCH was machen?

Danach zeigte das AAA, dass man doch etwas machen kann. Das AAA hat eine Kampagne gestartet, mit der Electrabel ökonomisch unter Druck gebracht werden soll. Diesen Vorschlag trug Silke Martiné in ihrer Rede vor (siehe Anlage).
==> Ein Musterformular für ihren Vorschlag steht am Ende ihrer Rede weiter unten

Zum Abschluss gab dann noch die Verabschiedung eines „Aachener Tihange-Appell“. Die mehr als  zweitausend Anwesenden zeigten ihr Zustimmung „per Akklamation“. Bei der „Abstimmung“ war KEINE Gegenstimme zu hören!

— Hier der Wortlaut der verabschiedeten Appells —

Wir hier versammelten Aachener sehen durch Tihange 2 eine höchste Gefahr für Aachen. Wir wollen, dass alles menschenmögliche getan wird, damit T 2 sofort und dauerhaft abgeschaltet wird. Wir wissen, dass das nicht einfach ist, weil der Reaktor in Belgien steht. Wir wissen aber auch, dass Deutschland in den letzten Jahren viel Phantasie und Kreativität entwickelt hat, um gigantische Gelder für die „Banken-Rettung“ zu mobilisieren. Weil wir unbedingt das Ende von Tihange 2 wollen, fordern wir die politisch Verantwortlichen auf, mit ähnlich viel Kreativität alle verfügbaren ökonomischen Mittel zu mobilisieren und auch einzusetzen, um Belgien finanziell bei der sofortigen Stilllegung von T 2 zu unterstützen. Es ist besser, wenn Deutschland diesen Schrottreaktor kauft und dann stilllegt, statt uns weiter der Gefahr auszusetzen.

— Hier die Rede von Jörg Schellenberg —

Im Grundgesetz steht: Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Diese Worte wird der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt wohl als Leitlinie verwendet haben, als er seine Stadt in der Flutkatastrophe im Jahre 1962 vor Schlimmerem bewahrte. Helmut Schmidt hielt sich nicht an Richtlinien und Zuständigkeiten er wusste genau was zu tun ist.
Wegen Tihange stehen wir möglicherweise auch vor einer riesigen Katastrophe. Diese ist Menschgemacht und kann im Vorfeld verhindert werden.
Aber wie verhalten sich Politiker heute auf kommunaler-, landes-, bundes- und EU-Ebene?
Sie behaupten, ihnen fehlenden die rechtlichen Möglichkeiten.
Ist unser Grundgesetzt nicht mehr in Kraft
oder vielleicht nur für Tihange ausgesetzt?
Und die Bundesregierung betont, man habe keine Handhabe, Belgien sei ein souveräner Staat.
Dann frage ich, weshalb ist es möglich in Griechenland gnadenlos durch zu regieren? Gegen das griechische Volk.
Wenn es um Geld geht ist alles möglich Wenn es um Menschenleben geht muss das auch möglich sein. Hier fehlt nur der Wille!
Wenn unsere Politiker es ernst meinen, reichen Resolution und Aufforderungen nicht mehr aus. Hier ist mehr Kreativität gefragt.

Nur einige Tipps was zu tun wäre, um die belgische Regierung unter Druck zu setzen und die Schrott-AKWs für immer abzuschalten:

  • Stellen Sie alle Planungen und Arbeiten an der neuen Stromtrasse nach Belgien ein. Über diese Leitung fließt auch Strom aus Tihange 2 nach Deutschland. Hier hätten Land und betroffene Kommunen genügend Eingriffsmöglichkeiten.
  • Stellen Sie Rechnungen an den Betreiber Electrabel für notwendige Katastrophenschutzmaßnahmen.
  • Fordern Sie finanzielle Sicherungen für den Fall einer atomaren Katastrophe
  • Bestellen Sie den belgischen Botschafter ein und sorgen Sie für einen diplomatischen Eklat
  • Klagen Sie auf internationaler und europäischer Ebene auch auf die Gefahr hin zu verlieren, das politische Zeichen ist im Falle einer Niederlage auch wichtig.
  • Stoppen Sie alle Zahlungen die nach Euratomvertrag zu leisten sind. Entziehen sie der Atomindustrie für immer das Geld. Auch das wird den Druck auf Belgien erhöhen.
  • Erarbeiten Sie gemeinsam mit Belgien ein Programm für Erneuerbare Energien, gerne auch mit Millardensubventionen aus Deutschland – Wenn wir für Kriege und Bankenrettung Milliarden verpulvern können dann wäre das doch wirklich mal eine sinnvolle Investition im europäischen Geist.

Meine konkrete Frage an jeden einzelnen der nachfolgenden Redner:

==> WANN WERDEN SIE WIRKLICH AKTIV?

Wir werden unsere Politiker nicht an Ihren Worten, sondern ihren Taten messen.

— Hier die Rede von Silke Martiné —

Ich bin erst seit kurzem im Bündnis weil ich, wie ihr, den Angriff auf unser Leben nicht kampflos hinnehmen möchte.

Es stimmt nicht, dass man alleine machtlos ist. Jeder von Euch ist wichtig und kann etwas tun! Von uns wurden Flyer mit Ideen verteilt, wer noch keinen hat kann sich später hier einen holen. Ansonsten wird auch alles auf der Homepage vom Aktionsbündnis und per Link auf der facebookseite von „Stop Tihange“ hinterlegt.

Was ihr tun könnt:

Bombadiert die FANC und vor allem Electrabel mit Mails über deren Homepage, Faxe, Briefe, kommentiert und schreibt über Facebook und Twitter. Nicht nur heute und morgen, auch noch nächste Woche und nächstes Jahr. Ihr werdet vermutlich die Standartmail bekommen, dass alles sicher ist. Macht aber weiter! Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen!

Ich habe für den Katastrophenschutz meiner Familie vorgesorgt und einige Sachen angeschafft. Die entstandenen Kosten habe ich Electrabel in Rechnung gestellt. Macht das auch und lasst es uns wissen! Und wenn es nur 3,50 Euro für Jodtabletten sind! Es geht darum, unbequem zu werden, zu nerven und einen „Rechnungstsunami“ zu erzeugen. Wenn Electrabel schon Millionen auf Kosten unserer Sicherheit verdient, so sollen sie wenigstens auch Arbeit durch uns haben!

Wer Kontakte zu Belgiern hat, greift das Thema der Bröckelreaktoren auf. Diskutiert, überzeugt, macht wach….

Überzeugt die Menschen, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln und die Verträge bei Electrabel zu kündigen. Geld ist bekanntlich das einzige, was Electrabel interessiert! Belgier und wir sitzen in EINEM Boot, wir haben ein GEMEINSAMES Ziel: Wir werden uns und unsere Kinder nicht von Electrabel umbringen lassen!

Wenn ihr das Gefühl habt, es passiert nichts mehr von Seiten der Politik, werdet aktiv. Nervt auf Kommunal, Landes-und Bundesebene sämtliche Politiker mit Nachfragen bis sie unser aller Ziel in Belgien erreicht haben.

Es ist ihre Pflicht, unser Grundrecht auf Unversehrtheit bis zum Ziel zu verteidigen! Bleibt am Ball!! Bleibt unangenehm, energisch, kämpferisch! Es kann sehr lange, vielleicht Jahre, dauern bis wir es geschafft haben. Das Thema darf nicht wieder abflachen. Wir müssen mit der heutigen Energie weiter kämpfen und sogar noch eine Schippe drauf legen!

Der Kampf fängt jetzt erst an und wir werden gemeinsam nicht eher ruhen, bis die Pannenreaktoren abgeschaltet sind und wir wieder ruhig schlafen können.

Wir dürfen  uns unsere wunderschöne Heimat nicht von geldgierigen Egoisten zerstören lassen!

DANKE

Und hier die Musterbriefe für solche Anschreiben an Electrabel:

Musterrechnung-1

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